Die Felder

Die Felder bilden den äußersten Bereich Estaryas.

Hier stehen verteilt einige Häuser, die gut verborgen sind
durch Hügel, die sich angrenzend an das Gebirge häufen.

Es gibt einige eingefrorene Teiche und Seen, die ehemalige Ausläufer
vom Hauptfluss sind, der durch Estarya fließt.

Es ist ein ruhiger Bereich, aber auch meist abgeschottet bei Schneestürmen.

Lyra war gerade mit Ganymed an einem Teich angekommen, an den in eingen
Metern Entfernung ein gemütliches Haus an einem angrenzenden Wald lag.

>> Das ist mein Zuhause. <<
stellte Lyra diese Gegend vor und hielt sich den Schal über den Mund und die Nase,
um sich vor dem beginnenden Sturm zu schützen.

Ganymed schien sich wegen des Sturmes keine Sorgen zu machen.

Er blickte umher.

"Schön hier", stellte er fest.
Es passte zu Lyra.

Lyra sah sich stirnrunzelnd um.

>> Es ist wirklich stürmisch.

Ich glaube, es wäre sehr unhöflich und verantwortungslos von mir,
wenn ich dich nicht zu mir nach Hause einlade.
Ich würde dich ungern alleine durch den Sturm waten lassen. <<

Ganymeds Augen zuckten zu ihr.

"Du hast recht...der Sturm ist wirklich kalt."

Er tat so, als würde er erschaudern.

Wenn schon, denn schon, dachte er sich.

Lyra lächelte.

>> Dann komm mit mir.
Ich habe warmen Tee und Kakao. <<

Und so watete sie durch den Schnee, am Teich vorbei,
zu ihrem Haus.

Wie hätte Ganymed dieses Angebot nur ablehnen können?

Äußerst zufrieden folgte er Lyra.
Und starrte auf ihren Hintern.

Lyra bekam davon nichts mit und kam schließlich
an ihrer Tür an.

Kurz kramte sie in ihrer Tasche, bis sie den Schlüssel fand und
die Tür öffnete.

Sofort kam ihnen warme, nach Zimt und Lebkuchen riechende Luft entgegen.

>> Meine Mutter muss Gebäck für mich dagelassen haben. <<
meinte Lyra lächelnd und trat mit ihm in den Flur ein.

Es war ein ebenso gemütlich eingerichtetes Haus. Nicht mit zu viel Luxus,
aber mit robusten, schön geschnitzten, alten Möbeln.

Die Zimmer waren alle liebevoll und vor allem winterlich dekoriert.

Ganymed atmete tief ein.
Es roch gut.

"Deine Mutter scheint nett zu sein."

Jeder, der dafür sorgte, dass er etwas bekam,
das so gut roch (auch wenn Lyra besser roch!),
war schwer in Ordnung.

Dann blickte er umher.

"Und du hast es schön hier."

>> Danke.
Meine Mutter und ich mögen es lieber gemütlicher
als prunkvoll. <<
erklärte Lyra ihm.

>> Schade, dass du sie verpasst hast.
Sie hätte sich bestimmt gefreut.
Du kannt seine Jacke hier aufhängen. <<
meinte Lyra dann lächelnd und zeigte auf einen Haken, der neben der Tür an der
Wand hing.

Sie selbst zog ebenfalls ihre Jacke aus und hing sie dort auf.

"Okay."

Ganymed hängte seine Jacke ebenfalls auf.

"Gemütlich ist es wirklich."

Es passte zu Lyra, entschied er.

>> Das freut mich!

So ist es auch am besten, finde ich.
Man kann sich einfach irgendwo reinkuscheln und schlafen oder
lesen.

Es ist wunderbar entspannend hier. <<

Sie zog schließlich auch ihre Schuhe aus und bot ihm Hausschuhe an.

>> Möchtest du lieber einen Tee oder Kakao? <<

Er schlüpfte in die Hausschuhe.

"Kakao."

Ja, er wollte sich wirklich an einige Orte kuscheln...
und schlafen, mit ihr.

>> Gut!
Komm ruhig mit. <<

Lyra ging in die Küche und begann, einen Kakao
für ihn und sich zu bereiten.

Ganymed folgte ihr.

Es gab ihm eine weitere gute Gelegenheit,
ihren Körper zu bewundern.

Lyra sah ab und zu zu Ganymed und lächelte.

>> Wo lebst du jetzt eigentlich? <<

Ganymed erwiderte das Lächeln.

"In der Schule", beantwortete er die Frage.

>> Achja, natürlich!

Die Schule fungiert jetzt auch als Internat.
Ich vergesse es ständig, weil ich es seit meinem
ersten Tag in Estaryas Schule anders kannte. Als eine ganz normale
Schule, zu der alle von außerhalb kamen.
Ein seltsames Gefühl, das alte Schulgebäude so verlassen vorzufinden und
dann in das riesige Schloss zu gehen. <<
erzählte Lyra, während sie darauf wartete, den Tee servieren zu können.

"Ich bin sicher, du wirst dich noch daran gewöhnen",
meinte Ganymed.

Er konnte sie ja ablenken...
Da fielen ihm schon einige Möglichkeiten ein.

>> Ja, das stimmt.
Ein bisschen traurig bin ich schon wegen der alten Schule.
Es hängen viele Erinnerungen an diesem Gebäude. <<

Sie lehnte sich gegen die Küchentheke und sah kurz mit einem leichten
Lächeln abwesend auf den Boden.
So als würde sie in der Vergangenheit sein, bei der alten Schule.

>> Schöne und schlechte. <<

Dann war der Tee endlich fertig.

>> Aber meine Mutter hat Recht damit, dass Veränderung manchmal
besser sind. Sie gehören zum Leben einfach dazu. Und diese Stadt ist nunmal
ein Geschöpf unserer Leben. <<

Sie nahm die Tassen an sich.
>> Wollen wir im Wohnzimmer sitzen? <<

Ganymed ignorierte die Beschreibung der Stadt.

So lange, wie die einzige Seltsamkeit an Lyra eine
ungewöhnliche Philosophie war, konnte er damit
leben.

Es sollte immerhin nichts an ihren Fähigkeiten im
Bett ändern.

"Gute Idee."

Ganymed folgte ihr.

Lyra ging in das Wohnzimmer vor und setzte sich dort auf das Sofa.

Entspannt ließ sie sich in das weiche Polster sinken und begann, ihren Tee zu trinken,
den sie natürlich zuvor mit ihren Händen bis zu einem gewissen Grad gekühlt hatte.

Ganymed hatte diese praktische Fähigkeit nicht.
Aber er zog es auch vor, einen Grund zu haben,
sein Getränk länger nicht trinken zu können, wenn
das bedeutete, dass Lyra länger neben ihm auf
dem Sofa saß.

Lyra lächelte ihm von der Seite zu und trank dann weiter ihren Tee.

>> Ganymed, hast du Geschwister? <<
fragte sie nach einiger Zeit.

Er erwiderte ihr Lächeln.

"Nein, ich bin Einzelkind. Und du?"

Bisher hatte er noch kein Zeichen von Geschwistern gesehen,
doch das mochte nichts bedeuten.

Lyra lächelte.

>> Also ich habe eine Halbschwester.

Sie lebt aber nicht mit uns, deswegen habe ich selten das
Gefühl, kein Einzelkind zu sein. <<
erklärte sie.

"Älter oder jünger?", fragte Ganymed interessiert.

Möglicherweise in einem ähnlichen Alter...
Zwei Mädchen im Bett...

>> Etwas jünger.
Vielleicht um ein Jahr. <<
mutmaßte Lyra nachdenklich.

"Und sie lebt nicht mit euch...
Mit wem lebst du überhaupt zusammen?",
fragte er dann.

>> Mit meiner Mutter. <<
antwortete Lyra ihm wahrheitsgemäß.

>> Mit sonst niemandem. <<