Der magische Wald

Hier verirren sich gerne Schüler.

Der Wald wird von vielen mystischen Wesen bevölkert.

Ein leichter Wind wehte durch den Wald und ließ die Blätter bedrohlich rascheln.

Im Dunkeln sah der Wald nichtmehr so freundlich aus... im Gegenteil...
Die Bäume beugten sich gefährlich weit runter und ihre Äste wirkten wie Arme, die nach
nichts anderem lechzten als nach einem Opfer zu greifen und seinem Leben ein Ende zu setzen...


Der Mond ließ alles noch viel geheimnisvoller wirken und warf riesige Schatten im Wald...
umso schwerer war es... etwas Vernünftiges erkennen zu können.


Helena stand einfach nur da und sah der Dunkelheit im Wald entgegen.
Sie war noch auf der Wiese... aber nurnoch vier-fünf Schritte vom Wald entfernt.

Sie hatte die Arme verschränkt und zitterte leicht, weil der leichte Windhauch ihr viel zu kalt war.

Sie hatte ja auch nur ihr Nachthemd an... nichtmal mehr genug Zeit gehabt, um etwas Warmes anzuziehen.

Die dunkelblauen Augen starrten in die Dunkelheit... einerseits mit dem typisch verträumten und nicht anwesenden Blick,
andererseits auch ein bisschen ängstlich und nervös...


>> Helena... <<
rief eine melodische Stimme leise, die jedoch vom Wind davongetragen wurde.

Die Stimme kam aus den Tiefen des Waldes....

Es war eine Frau, die Helena rief....
doch ihre Stimme klang nicht menschlich... eher... wie die einer Toten... die aus dem jenseits rief.

>> Helena... <<
kam der wiederholte Ruf aus der Dunkelheit.

Helena sah in die Dunkelheit... unentschlossen.
Solch ein Ausdruck kam selten auf ihrem Gesicht zu Tage...
aber in solchen Situationen war das anders... sie hatte schon viel lernen müssen, was sie lieber nicht gelernt hätte.

>> Ist es nicht eine bessere Idee außerhalb des Waldes zu bleiben? <<
fragte Helena in den Wald hinein.

Es kam keine Antwort.
Nur das gruselige Geräusche des Windes, wenn er durch die Bäume fegte...
oder auch nicht.

Helena hatte gelernt, dass es manchmal schwer war, die Reaktion eines Geistes herauszuhören, wenn
starker Wind herrschte...
denn die Stimmen der Geister waren manchmal sogar der Wind...

Sie blieb stehen.
Es war gefährlich in den Wald zu gehen... zu dieser Zeit....
und sie wusste nicht, wer sie rief...

sie wusste nur, dass jemand sie rief... und das anscheinend ziemlich drängend...

Meragor wanderte durch den noch dunklen Wald.

In der Zeit, in der er hier war, hatte er sich zwar an das allgegenwärtige Licht gewöhnt (in Nigras war schließlich auch nicht ewige Nacht gewesen), doch mögen musste er es trotzdem nicht.
Jedenfalls war das seine Meinung.

Die Dunkelheit vertrug sich nun einmal nicht mit dem Licht...und seit er verflucht worden war, hatte seine Verbindung zu ihr an Stärke gewonnen, sodass er sich jetzt bei längeren Aufenthalten in der Sonne unwohl fühlte.

Hoffentlich wurde er nicht zum Vampir!
Auch wenn der Fluch das eigentlich nicht vorgesehen hatte, konnte man schließlich nicht davon ausgehen, dass er auch fehlerfrei durchgeführt worden war.

So tief in seine Gedanken versunken, bemerkte er das Rascheln zu seiner Rechten gar nicht.
Das Monster, dass gleich darauf aus dem Gebüsch sprang, fiel ihm jedoch sehr wohl auf - allerdings war es dafür etwas zu spät, da er nun von ihm auf den Boden gedrückt wurde.

Ich bin wohl sehr weit von Benigner entfernt...
Dieser Gedanke schoss ihm durch den Kopf, der ansonsten leer zu sein schien.
Meragor versuchte, das Wesen, das ihn anscheinend gerade fressen wollte, wenigstens zu erkennen, doch auch dazu bekam er keine Chance.

Der Fluch übernahm die Kontrolle, und in diesem Moment begannen die Schatten, die das Monster und sein offenbar hilfloses Opfer umgaben, zu kochen.
Sehr schnell schossen immer mehr schattenartige Gebilde nach oben, die allesamt an die Arme eines riesigen Kraken erinnerten.
Diese Schattententakeln ragten bereits scheinbar zu tausenden bis zu den niedrigeren Baumkronen auf, da gingen sie zum Angriff über.
Das Monster, das zunächst völlig unberührt von dieser Zuschaustellung von Macht, auch bekannt als simple Angeberei, denn der Fluch hatte lange nicht mehr die Kontrolle über den Körper übernommen, war, das Monster, von dem niemand genau wusste, wie es aussah, da die Personen, die es gesehen hatten, entweder tot waren, es in der kurzen Zeit nicht gesehen hatten oder nicht darauf achteten, kurz: das Monster hatte keine Chance.
Die Tentakeln wickelten sich so fest darum, dass die Kreatur trotz der unglaublichen Masse dieser zu schrumpfen schien.
Dann rissen sie sie auseinander.

Das, was übrig blieb, hätte kaum in einen Schuhkarton gepasst - und das auch nur wegen des Blutes.

Der Fluch, dem das nicht so viel ausmachte (denn es war ja schließlich nicht sein Körper), zog sich schweren Herzens wieder zurück, während er die dunklen Krakenarme verschwinden ließ.
Er hatte zwar gerade die Kontrolle, aber ohne seine Kraft, die er gerade fast komplett aufgebraucht hatte, war es doch recht dumm, Meragor nicht wieder seinen Körper steuern zu lassen, wenn beide überleben wollten.
Nicht, dass der Fluch jemals zugegeben hätte, dass er am Ende seiner Kräfte war.
Flüche hatten schließlich auch ihren Stolz!

Und so kam es, dass sich Meragor mitten im Wald stehend wiederfand, mit Blut bedeckt und keiner Erinnerung daran, wie es dorthin gekommen war oder wie er dem Monster entkommen war.

Wie gesagt, davon war nicht mehr viel übrig.

Cliona und Yaruko joggten in den Wald.


Vereinzelte Sonnenstrahlen drangen durch die Laubdecke des Waldes und verliehen ihm eine
mystische Ausstrahlung.

Das war einer der besten Gründe, weshalb Cliona immer morgens durch den Wald lief.
Dieses Spektakel faszinierte sie immerwieder aufs Neue.

Yaruko sah sich fasziniert um.

Sie wurde immer langsamer, bis sie schließlich stehenblieb, ohne es zu bemerken, und sich mit großen Augen umsah.

Clio verlangsamte das Tempo.

Sie konnte Yarukos Faszination und Reaktion sehr gut verstehen.

>> Es ist wunderschön, nicht? <<
fragte sie und sah sich selber um.

"Ja", flüsterte Yaruko gebannt und nickte.

Tränen traten ihr in die Augen vor Rührung.

Clio sah sich absichtlich um.

Sonst hätte sie noch mitweinen müssen.

Es war einfach so, wenn sie Tränen fließen sah.
Da konnte sie nichts gegen machen.

Yaruko schniefte ein wenig, dann hatte sie ihre Tränendrüsen wieder halbwegs unter Kontrolle gebracht.
Nur ihre feuchten Augen erinnerten noch daran, dass sie kurz geweint hatte.

Cliona lächelte und sah in die Laubdecke.

>> Solche Momente... erinnern mich immer daran, wie schön das Leben sein kann...
und sie geben mir immerwieder Kraft. <<
sagte sie ruhig.

Yaruko nickte und saugte die Information auf wie ein Schwamm.

Auch wenn sie sich eigentlich fragte, warum.

Dann lief sie weiter, ohne auf Clio zu warten.

Clio lief ihr verwirrt hinterher.

Yaruko hatte wieder leise angefangen zu weinen und wollte nicht, dass Clio jetzt ebenfalls anfing.

Clio lief ihr langsam hinterher.
Anscheinend war Yaruko nicht ohne Grund vorgelaufen.

Schließlich hatte Yaruko wieder aufgehört und wurde - mit frischen Tränenspuren - langsamer.

Clio hatte sie wieder eingeholt.

Sie lächelte nur kurz, ohne etwas zu sagen.

Vielleicht war es besser so.

Yaruko lächelte Clio an und passte ihr Tempo dem ihrer neuen Freundin an.

>> Wollen wir gleich zurücklaufen?

Nur so nebenbei... wenn dich solche Phänomene interessieren.
Ich kenne mich schon in Benigner aus... und könnte dir einiges zeigen, was Benigner
so besonders macht^^ <<
meinte Clio zuversichtlich.

"Kannst du mir das wirklich zeigen?"

Yaruko sah sie erwartungsvoll an.
"Alles?"

>> Alles kann ich dir nicht zeigen...
denn selbst ich habe nicht alles hier entdeckt während meiner Schulzeit.
Aber Einiges... ja, das kann ich dir zeigen ^^ <<
meinte sie voller Entschlossenheit.

>> Und deinem Freund Souki auch, wenn er will. <<

Yaruko sprang hoch und klatschte freudig.

"Das wäre toll", rief sie in einer sehr eindeutigen Darstellung ihrer Gefühle.

Clio grinste.

Diesen Enthusiasmus sah sie immer gern.

>> Immerwieder gern ^^ <<

"Wann denn? Wann denn?"

Yaruko konnte es gar nicht mehr erwarten.

>> Heute abend vielleicht^^
Ich muss erstmal überlegen, was genau ich dir zeigen kann um die Uhrzeit. <<
meinte sie und dachte auch gleich nach.

"Okay!"

Yaruko schien gleich wieder mehr Energie zu haben.

Clio lächelte und drehte ihn einem weiten Kreis mit ihr um.

Yaruko bewunderte die Natur.

Die Blätter einer Pflanze schienen grün mit blutroten Sprenkeln zu sein, aber sie dachte nicht länger darüber nach und meinte, dass das wohl die echte Blattfarbe war.

Clio bemerkte das nicht und lief munter weiter, während sie die
morgendliche Atmosphäre genoss.

Yaruko freute sich einfach, dass gestern ein Tag gewesen war, heute ein Tag war und morgen wieder ein Tag sein würde.

Was eine Abwandlung eines alten Sprichwortes in ihrer Sprache war.

Avelyn ging durch den Wald.
Und das schon seit einer Stunde.

Sie hatte keine Lust zurückzugehen. Sie wollte einfach in diesem Wald hier bleiben.
Für ein bisschen...


Wieso nur sahen alle sie als eine von ihnen an?
Wieso? Sie war doch so miesepetrig und völlig anders als
die Schönheiten.. oder anders gesagt als die Bellavia.


Und Tayah machte ihr dazu auch noch das Leben schwer.
Wenn sie Avelyn so unbedingt in dieser Gruppe haben wollte...
wieso war sie dann die ganze Zeit so gemein zu ihr?


Sie ließ sich erschöpft sinken und lehnte sich halb liegend gegen einen Baum.
Was sollte sie nur machen?

Das hier war ihr alles so fremd. So neu und angsteinflößend.

Sie war erst vor wenigen Tagen der Magie gewahr geworden...
und nun war sie in einem Ort der in jeden Ecken und Spalten nur so vor Magie
oder Unmenschlichkeit strozte.
Wie sollte sie das nur aushalten?

Und dann auch noch erfahren, dass ihre Familie garnicht ihre richtige Familie war.
Sie war eine Waise...

Avelyn barg das Gesicht in den Händen.

Und auch noch ihr Denken und Fühlen...
alles das Werk der feindlichen Mädchen.

War sie denn überhaupt sie?
Eine vollständige Persönlichkeit?
Oder war sie eher ein bloßes Werkzeug in dem Machtkampf zwischen Gut und Böse.

Sie seufzte.