Der Mädchenflügel

"Nacht?"

Chikage tauchte wieder auf.

"Ist es schon so spät?"

Sie sah ihn an.
>> Noch ist es später Nachmittag, aber der Abend wird gleich die Oberhand übernehmen. <<
meinte sie ruhig.

>> Du solltest dich jedoch nicht zu viel bewegen.
Ich will keine Leiche in meinem Zimmer. <<

Chikage schnaubte verächtlich. Die Kopfschmerzen waren vergessen.

"So schnell sterbe ich nicht!"

>> Willst du etwas trinken? <<
fragte sie dann.

Sie wollte nicht SCHONWIEDER mit ihm diskutieren.
Denn sie hatte in der Nähe einen alten Baseballschläger....


doch irgendwie flößten seine Hörner ihr Respekt ein...
Er sah aus wie ein richtiger Dämon.

"Trinken?"

Erst jetzt spürte er, wie durstig er war.
(Und hungrig, nebenbei erwähnt, auch.)

"Ja, etwas zu trinken hätte ich schon gerne..."

Arisia stand auf und gab ihm dann nach kurzem Suchen gleich eine ganze Wasserflasche.

>> Hier...
du hast bestimmt auch Hunger.
Oder ist dir übel? <<

"Hast du hier auch was zu essen?", fragte er, während er die Wasserflasche öffnete.

Sie war wirklich gut vorbereitet...

Arisia lächelte.

Sie hatte sich noch etwas zu essen besorgt.

Aber jetzt wollte sie es Chikage geben.

Also holte sie es und überreichte es ihm

Er sah zwischen dem Essen und der Flasche hin und her.

Dann trank er zuerst etwas, aß dann das Essen und trank zuletzt wieder.

"Danke", stieß er zwischendurch hervor.

>> Gern geschehen. <<
meinte sie und beobachtete ihn dabei.

Der Arme... jetzt hatte er plötzlich Hörner.

Nachdem er nun gesättigt war, sank Chikage wieder auf das Bett zurück.

Diese Kopfschmerzen waren wirklich schlimm...

Arisia wusste nicht, ob sie ihm etwas gegen die Schmerzen geben sollte.
Oder doch besser auf Diana warten?

Sie sah ihn hilflos an.

Er starrte an die Decke.

Ein toller Ehemann war er...
Musste von seiner Frau gerettet werden!
Auch wenn sie noch nicht verheiratet waren...
So etwas gehörte sich einfach nicht!

Arisia sah ihn an und fragte sich, was er gerade dachte.

Sie selbst wusste immernoch nicht, was sie von alledem halten sollte.

Aber eines war ihr an diesem Tag klargeworden:

Sie mochte Chikage, mehr als sie zugeben wollte.

Sie setzte sich ganz auf das Bett und musterte Chikage weiter beim Deckenanstarren.

Vielleicht war das sogar schon eine beginnende Verliebtheit.
Doch der sture Teil in ihr wollte es nicht wahrhaben und verdrängte all dies.

Der Grund, weshalb Arisia nichts zugab und eigentlich so gemein zu ihm war,
war recht simpel und doch so schwerwiegend.

Sie hatte Angst.

Angst vor dem, was kommen würde...

und Angst, es überhaupt zuzulassen.

Chikage fühlte sich in seiner Konzentration gestört.
Wie sollte er Löcher in die Decke starren, wenn seine Konzentration gestört war?
Und wenn er keine Löcher an die Decke starren konnte...konnte er auch gleich aufhören.

Mit einem schnellen Seitenblick bemerkte er, dass Arisias Blick der störende Faktor war.

"Was ist?"

Sie sah ihn doch bestimmt nicht einfach so an...

Doch er widerstand der Versuchung, nachzusehen.
Er musste seiner zukünftigen Ehefrau etwas Privatsphäre gönnen.
Was auch immer das war.

Sie sah zur Seite.

>> Tun die Hörner.... weh? <<
fragte sie dann.


Das wollte sie wirklich wissen.

"Welche...ach ja.
Ich weiß nicht. Wenn sie wehtun, vermischt sich das mit dem Rest von den Kopfschmerzen."

Ihm war es sehr unangenehm, dass er überhaupt in so einen Zustand geraten war.
Und auch, dass sie ihn so sah.

Arisia seufzte.

Er hatte wirklich Pech gehabt...
vielleicht wollte er ein bisschen allein sein.

Und außerdem...
wollte sie sowieso das Zimmer verlassen.
Sie hatte zu viel getrunken.

>> Ich... lasse dich jetzt ein bisschen allein.
Dann kannst du dich ausruhen. <<
meinte sie, stand auf und verließ das Zimmer.

"In Ordnung...danke."

Jetzt konnte sie ihn immerhin nicht weiter beobachten...
Vielleicht würde ein bisschen Schlaf auch gegen die Kopfschmerzen helfen.

Allerdings...

Chikage starrte wieder an die Decke und versuchte, ein Loch hineinzubekommen.

Nach einiger Zeit kam Arisia wieder vor der Tür an.

Doch sie war unsicher, ob sie reingehen sollte.
Er würde bestimmt seine Ruhe haben wollen.

Letztendlich war Chikage doch noch eingeschlafen.

Arisia kam leise rein und sah, dass er wieder schlief.

Es war langsam Abend.
Bald gab es Abendbrot...

Es wäre am besten, wenn sie einfach hingehen und ihm etwas mitbringen würde.

Kiana blieb vor ihrer Tür stehen.

Sie war völlig rot im Gesicht, da er immernoch hinter ihr stand.

Also drehte sie sich nicht um.

Tesla war sich jetzt nicht mehr ganz sicher, was er tun sollte.

Wahrscheinlich wäre es für alle Beteiligten besser, wenn er jetzt ging.
Auch wenn die Verlockung groß war...

Dann drehte Kiana sich um und sah zu ihm auf.


>> Willst du...
etwas reinkommen? <<
fragte sie vorsichtig.


Nino war stolz auf seine Herrin.

Ach, zum Teufel mit der Verlockung...

Tesla nickte.
Er gab sich alle Mühe, es zögernd wirken zu lassen.
Man sollte ihm nicht ansehen, wie gern er das wollte.

>> Okay... <<

Sie ging mit ihm in ihr Zimmer.

Doch dann...

Was zur Hölle mache ich da?!
Wenn er hier drin bleibt, dann wird noch etwas
zwischen uns passieren.
Und wen soll ich dann anschimpfen?
Er muss gehen, bevor ich ihn ausziehe!

>> Nein, verdammt!
Du kannst garnicht rein.
Du bist... du! <<

Sie schob ihn wieder aus der Tür.
Dabei fühlte sie seine Rückenmuskeln.

Er ist warm...
ach, verdammt!
Dann solls eben so sein!

Und schon zog sie ihn wieder wütend in ihr Zimmer.
>> So ein Mist! <<

Die Tür schlug sie zu.

Tesla war komplett verwirrt.
Was war das gewesen?

Jetzt bin ich mir ziemlich sicher, dass sie eine gespaltene Persönlichkeit hat...

Fragend sah er Kiana an.

Sie sah etwas verärgert zur Seite.

>> Wieso musst du auch so sein? <<

Was hatte sie auch für einen peinlichen Auftritt hingelegt.

Jetzt verstand Tesla noch weniger als zuvor.
Und wenn man bedenkt, dass er auch da schon nichts verstanden hatte...
Es war eine beträchtliche Leistung.

"Wieso muss ich auch...wie sein?"