Die Eiskunstlaufhalle

Lyra keuchte erschrocken auf, doch schon lagen sie beide
auf dem Boden.

Sie lachte etwas.
>> Gut, das ging wohl in die Hose. <<


Khylie lehnte neben Kedar.

>> Sag mal, Großer.
Kann es sein, dass dein Freund ganz zufällig auf
Lyra steht? <<

Kedar grinste.
>> Sieht man das so deutlich? <<

Das ging es bei Ganymed wirklich.

So sehr, dass er noch nicht einmal einen
schlauen Spruch anbringen konnte.

Lyra richtete sich wieder auf.

>> Ist bei dir alles in Ordnung? <<
fragte sie besorgt und half ihm ebenfalls auf.

"Ja, danke", meinte Ganymed und versuchte zu
überspielen, dass sich in seiner Hose langsam
eine Beule bildete.

Er bedankte sich gerade wirklich zu oft...so oft
tat er das doch sonst nie!

Lyra lächelte und stellte sich wieder hinter ihn.

>> Das ist kein Problem.
Aller Anfang ist schwer. <<
tröstete sie ihn.

>> Wier versuchen es einfach noch einmal.<<

"Und fallen wieder hin", kündigte Ganymed pessimistisch an.

Doch innerlich strahlte er vor Glück.
Es machte unglaublich viel Spaß, hinzufallen!"

Lyra lächelte.

>> Das Risiko müssen wir eingehen.
Aber jedesmal, wenn wir fallen, erheben wir uns.
Und dann wird uns ein Fortschritt sicher sein. <<
munterte sie ihn auf.

Der Fortschritt, an den Ganymed dachte, war vermutlich
nicht der, an den Lyra dachte. Immerhin wusste sie noch
nichts davon, dass sie eine Beziehung hatten.
Ganymed fragte sich kurz, wann er es ihr mitteilen würde.

"Na, dann mal los", meinte er.

Lyra nickte.

Sie ahnte wirklich nichts von ihrer neuen "Beziehung".

>> Das ist der Kampfgeist, den ich sehen will. <<
meinte sie amüsiert und schob ihn dann weiter.

Ganymed ließ sich weiterschieben und achtete darauf,
seine Füße richtig zu halten.

Es war eigentlich gar nicht so schwer, stellte er nach
einer Weile fest.
Jetzt fragte er sich nur noch, wann er das nächste Mal
hinfallen würde.

>> So, ich lasse dich jetzt los und stelle mich neben dich.

Du nimmst dann einfach meine Hand, damit ich dich durch die
Halle leiten kann. <<
meinte Lyra.

Während sie das sagte, stand sie schon neben ihm.

Ganymed war ein wenig enttäuscht, dass sie nicht mehr
so dicht hinter ihm stand.
Aber immerhin konnte er ihre Hand halten - das war
etwas Gutes, nahm er an.

>> Und jetzt versuch einfach, vorwärts zu kommen. <<
meinte sie und machte es ihm vor.

>> So ungefähr. <<

Ganymed versuchte, es genauso zu machen wie sie.
Langsam machte es wirklich Spaß!

Er begann zu grinsen.

>> Sehr gut! <<

Lyra beobachtete die Fortschritte mehr als erfreut.

>> Wenn du so weitermachst, dann wirst du bald ohne Probleme
auf dem Eis fahren. <<
freute sie sich.

Wie auf's Stichwort rutschten Ganymeds Beine weg
und er fiel hin.
Und zog Lyra mit sich auf's Eis.

"Wie war das doch gleich?"

Lyra setzte sich etwas überrascht auf.


>> Na gut, das kann ja mal passieren. <<
meinte sie amüsiert.

Ganymed konnte sich mit Stürzen anfreunden, wenn er dabei
immer eine Ladung Lyra abbekam.

Er versuchte, aufzustehen.

"Und wie komm ich..."

Sprach's, rutschte aus und landete wieder auf dem Eis.

Lyra musste bei diesem Anblick lachen und stand auf.


>> Ich helfe dir auf. <<
bot sie an und hielt ihm ihre Hand hin.

"Danke."

Wenn man genau hinsah, erkannte man in seinen Augen ein
schelmisches Blitzen, als er ihre dargebotene Hand nahm.

Und dann zog er sie mit einem Ruck wieder von den Füßen.

Lyra schrie überrascht auf, als sie neben ihm wieder auf dem Eis
landete.

>> Natürlich! Hätte ich mir aber auch denken können. <<
meinte sie lachend und schubste ihn spielerisch, sodass
er etwas über das Eis schlitterte.


Sowas wagte keiner mit ihr zu machen.
Dieser Junge war der Erste. Und das war, was sie so verwunderte und
zugleich aber auch zum Lachen brachte, weil es ziemlich
spaßig war.

Ganymed verstand gar nicht, wie man Lyra als Zicke
bezeichnen konnte. Wie sie da lachte und ihn spielerisch
herumschubste, war sie doch einfach wundervoll!

"Ach, hast du nicht?"

Er grinste breit.

>> Nein, weil ich dachte, dass du ein ganz
lieber Junge bist.

Aber anscheinend hast du es faustdick hinter den Ohren. <<
erklärte Lyra ihm amüsiert.

>> Gut, wir sollten aufstehen, bevor unsere Hintern noch
am Eis festfrieren. <<
meinte sie lachend.


Ciara schlug Edlyn ganz leicht gegen den Arm.
>> Hey Eddy, sieh mal, mit wem der Kerl da spielt. <<

Edlyn sah sie verwirrt an und blickte dann zu der Eisfläche runter.
>> Lyra? Was machen die beiden denn da? <<

Ciara grinste schelmisch.
>> Wonach sieht es denn aus?
Der Junge flirtet so offensiv mit ihr, dass es kaum ein Mädchen
übersehen könnte.
Aber unsere geliebte Lyra ist natürlich immer diejenige, die es nicht bemerkt.
Der Kerl ist doch richtig heiß auf sie. Ich wundere mich, dass das Eis noch nicht
geschmolzen ist. <<
meinte sie amüsiert.

Edlyn seufzte mit einem leichten Lächeln.
>> Lass die beiden noch ein bisschen spielen.
Das schulden wir Lyra.
Aber vergiss nicht, deine böse Miene aufzusetzen, meine Liebe. <<

>> Jaja... <<

Sie sah sich kurz um.
>> Der Kerl kommt doch von Khylies kleiner Gruppe, nicht? <<

Edlyn sah sie an. Etwas angenervt.

>> Ich habe dir doch gesagt, dass du es nicht ansprechen sollst. <<
brummte sie.

Ciara erwiderte ihren Blick.

>> Ja, ich weiß.
Aber ich kann eben nicht anders. <<

Ganymed verzog kurz das Gesicht.
Ja, das wollte er nun wirklich nicht!

"...vielleicht doch ein bisschen Hilfe?",
fragte er zerknirscht, während er beinahe
wie ein Käfer auf dem Rücken lag.

Lyra verzog das Gesicht zu einer mitleidigen Miene.

>> Ooh, kommst du nicht hoch, mein Lieber? <<

Sie reichte ihm die Hand.

"Ja..."

Ganymed hatte das Gefühl, dass Lyra ihm das Hinunterziehen
irgendwie heimzahlen würde - doch was hatte er für eine Wahl?

Er würde sich einfach gut festhalten müssen.

Mit diesem Gedanken griff er nach ihrer Hand.

Lyra ließ nicht los.

Aber sie zog ihn auch nicht hoch.

Stattdessen zog sie ihn mit sich.
Durch die Halle.

Er lag aber immernoch auf dem Boden.

>> Ich glaube, meine Kräfte reichen nichtmehr ganz. <<
scherzte sie frech.

"Meine reichen bestimmt noch, um dich wieder runterzuholen,
keine Sorge", knurrte Ganymed.

Dieses Mädchen hatte Feuer!
Vorsichtig blickte er zu den Kufen ihrer Schlittschuhe. Aber nein,
sie zogen keine feurigen Spuren hinter sich her...

Also machte er es sich so bequem, wie es nur ging, und genoss
die Aussicht.

Lyra lächelte und blieb dann stehen.

>> Ich glaube, jetzt kann ich dich wieder hochziehen. <<
verkündete sie ihm und ihr Lächeln wurde noch süßer.

"Oh, wie gnädig, Eure Majestät, Königin des Eises..."

Er lächelte verschmitzt.

"Und was für ein Zufall, dass wir beide unsere vollen
Kräfte im gleichen Moment wiederbekommen haben!"

Und abermals zog er sie zu sich herunter.