Die Eiskunstlaufhalle

Lyra verzog mitleidig das Gesicht.

>> Das muss übel gewesen sein. <<

Sie dachte wieder kurz nach.

>> Ich mag beide.
Sie haben ihre Vor-und Nachteile.
Aber ich glaube, mit Hunden kann ich herzlicher
umgehen. <<

"Hunde sind ja auch keine verräterischen kleinen Kratzbürsten",
stellte Ganymed fest.

Er hasste Katzen so sehr, wie man Katzen nur hassen konnte.
Einmal hatte er gehört, es gab auch Werkatzen.
Wenn er von denen eine in die Finger kriegen würde, dann wäre
sie die längste Zeit Werkatze gewesen...

Lyra lachte.

>> Ich habe es als Kind ausversehen fertig gebracht,
eine Katze einzufrieren, als sie sich auf eine Maus stürzte. <<
erinnerte sie sich.

Ganymed stimmte in ihr Lachen mit ein.

"Das hätte ich gerne gesehen!"

Die bloße Vorstellung war unbezahlbar!

>> Meine Mutter musste die arme Katze mit einem
Wasserkocher wiederbeleben. <<
meinte Lyra mit einem verlegenen Lächeln.

"Das hat ihr wohl nicht gefallen, oder?"

Ganymed hatte Spaß an dieser Unterhaltung.
Und nicht nur, weil sie mit einem hübschen Mädchen war!

Lyra lächelte.

>> Nein, sie hat geschrien wie am Spieß, als
das Wasser sie durch die Eisschicht erreicht hat.

Mehr als verständlich, weil es brühend heiß war.
Aber anders konnten wir sie nicht auftauen lassen. <<
gab sie zu.

Ganymed grinste - wieder einmal.
Das hätte er wirklich nur zu gerne gesehen!
Eine verbrühte Katze! Einfach genial...

Lyra und Ganymed kamen schließlich wieder
bei Kedar, Khylie und Lenta an.

Alfie flitzte immernoch über die Fläche.

Ganymed war ein wenig enttäuscht, dass seine
erste Alleine-Zeit mit Lyra bereits wieder vorbei
war und es nicht einmal dazu gekommen war,
dass er ihr an den Hintern gefasst hatte.

Aber das hätte ihn wahrscheinlich ohnehin umgehauen.

Lyra lächelte ihm zu.

>> Du hast dich ja echt gut geschlagen. <<
lobte Kedar ihn.
Was er genau damit meinte, sagte er natürlich nicht.

Ganymed grinste breiter.

"Was kann ich da sagen? Ich bin eben einfach
ein Naturtalent."

Sowohl im Schlittschuhlaufen als auch dann, wenn
es darum ging, Mädchen für sich zu gewinnen.

So war er einfach - gut in allem, was er tat.

>> Ich komme gleich wieder. <<
meinte Lyra lächelnd und lief zum Ausgang.

Da zog sie sich die Schuhe aus und zwinkerte der Gruppe
nocheinmal zu.


Khylie sah ihr missmutig nach.

>> Also ich mag sie. <<
meinte Lenta lächelnd.

>> Ich nicht... <<
knurrte Khylie.

Auch Ganymed verließ vorsichtig das Eis, ohne wieder
Bekanntschaft damit zu machen, und wechselte die Schuhe.

"Ich mag sie auch", kommentierte er das Gespräch zwischen
Lenta und Khylie.

>> Zum Fressen gern hast du sie. <<
meinte Kedar grinsend.

Er ahnte, wohin Ganymed so schnell wollte.

>> Wo willst du hin? <<
fragte Lenta verwirrt.

"Nur wieder meine Ankunft auf dem ungefährlichen
Boden feiern", gab Ganymed zur Antwort.

Und wie konnte das besser gehen als mit Lyra?

>> Ja, das Eis könnte dir etwas zu gefährlich werden. <<
meinte Khylie und sah ihn dabei sehr deutlich an.


Kedar grinste nur vor sich hin.

"Ich werde mich erst einmal davon fernhalten."

Vom Eis - nicht von Lyra, natürlich.

Er machte sich daran, ihr zu folgen.

Lyra war in dem Umkleidegang verschwunden.


Khylie sah ihm verständnislos nach.

>> Lass mich raten.
Dein Freund steht wohl sehr auf größe Brüste.
Groß, größer, nein, am größten muss es sein. <<

Kedar lachte.

>> Das kann vielleicht zutreffen.
Aber ich bin beeindruckt, wie gemein du sein kannst. <<

"Und ich kann euch hö-ren!", rief Ganymed ihnen
aus seiner schon etwas weiter entfernten Position zu.

Trotzdem machte er keine Anstalten, seinen Weg zu
überdenken oder ihn gar zu ändern.

>> Aber anscheinend keine richtigen Schlüsse ziehen! <<
rief Khylie ihm zu.


>> Weiß der Junge eigentlich, dass er gerade dabei ist,
sich an einer der Königinnen zu vergreifen?

Obwohl... lass ihn machen.
Das will ich später miterleben. <<
meinte sie lächelnd.


Ciara und Edlyn sahen ihm misstrauisch nach.

Ganymed konnte durchaus Schlüsse ziehen.

Dieses Mädchen mochte ihn.
Und da konnte er sie doch wenigstens ein wenig
beobachten, nicht wahr?
Das hatten sie schließlich auch bei Khylie gemacht.
Auch wenn sie das natürlich nicht wusste...

Khylie seufzte.


>> Ihr macht einen echt fertig.
Schon vom bloßen Ansehen. <<

Kedar hustete gespielt empört.

>> Jetzt sei doch bitte nicht so gemein zu uns!
Wir sind auch nur... Menschen. <<
meinte er mit einem verschmitzten Lächen und
zwinkerte dabei jedoch Lenta zu.

Diese sah ihn verwirrt an.

Ganymed war inzwischen fröhlich auf dem Weg zu
Lyras Umkleide.

Lyra kam gerade aus dem Badezimmer und stellte sich vor
den Spiegel im Umkleideraum.

Sie betrachtete kurz ihr Spiegelbild und seufzte.

Dann nahm sie ihre Schuhe in die Hand und
legte die Hand über die Hufen.

Ganymed kam außen am Umkleideraum an, hüllte das Fenster
dezent in Dunkelheit und spähte hindurch.

Da war sie!
Oh, sie sah perfekt aus...

Lyra saß ruhig auf der Bank und fuhr mit ihrer Hand
über die Kufen.

Bei genauerem Hinsehen konnte man erkennen, dass sie sie
für kurze Zeit vereiste und dadurch wieder richtig schärfte.

Doch Ganymed sah nicht genauer hin.
Er nutzte die Zeit, die er jetzt hatte, lieber dafür,
gewisse andere Teile ihres Körpers zu mustern.

Und zwar sehr ausgiebig.

Lyra schloss kurz die Augen und strich über etwas in ihrem
Ausschnitt.

Es war eine Kette.

Dann stand sie wieder auf und begab sich zur Tür.

Ganymeds Augen folgten ihren Fingern über die Kette,
lösten sich dann von ihnen und wanderten noch tiefer.

Hmmm...das wirkte wirklich...zum vernaschen!

Oh - sie kommt!

Schnell sah Ganymed umher, ob er sich irgendwo
verstecken konnte.