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Thema: Serfas Mi 15 Mai 2013 - 23:38
Serfas ist ein berühmtes Schloss, das seit Jahrzehnten verlassen ist und manchmal für gemeinschaftliche Veranstaltungen genutzt wird.
Es ranken sich Gerüchte um das Schloss. Zum Beispiel, dass es garnicht so unbewohnt sein soll wie alle glauben und dass Schätze von ungeheuer großem Wert in ihm versteckt sind.
Das Schloss liegt an einer weiten Klippe im Gebirge und ist schwer zu erreichen.
Amira Romanschreiberin
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Thema: Re: Serfas Do 25 Jul 2013 - 22:10
>> Eryn, bitte, du darfst jetzt nicht sterben!! <<
Ihre verzweifelten Rufe hallten einsam in der kalten, dunklen Schlucht wieder.
Dafne kniete leichenblass und schmutzig von Staub, Erde und Blut auf dem grauen, felsigen Boden.
Auf ihrem Schoß hielt sie Eryn,blutüberströmt und von unkontrollierten Hustanfällen geschüttelt. Mit jedem Husten, wenn man es so nennen konnte, beziehungsweise mit jedem Zucken des Körpers strömte ihr mehr Blut aus den Mundwinkeln und den offenen Wunden.
Dafne musste bei dem Anblick ihrer dahinsterbenden Freundin weinen und konnte ihr schluchzen nichtmehr unterdrücken.
Es tat ihr so weh.
Eryn kniff die Augen zusammen und versuchte, die Todesangst aus ihren Augen zu verbannen. Und den ungeheuren Schmerz, der ihr bis in jede Faser des Körpers reichte.
Sie öffnete die Augen wieder und blickte in Dafnes Gesicht, dass nass war vor lauter Tränen. In ihren eigenen Augen war die Angst und Verzweiflung trotz ihrer Bemühungen deutlich zu sehen.
Dafne erkannte auch etwas in ihren Augen, das die Panik in ihr ins Unermessliche steigern ließ. Eine erschöpfende Müdigkeit trat allmählich in Eryns Augen, neben dem schmerzlichen Ausdruck, den Dafne nie hatte sehen wollen. Es war ein Kampf gegen die Zeit.
Dafne sah angsterfüllt in Eryns Augen und ihre Stimme überschlug sich vor lauter Verzweiflung. >> Eryn, bitte halt durch! I-ich hole Hilfe, hörst du? Du wirst nicht sterben, nicht so und nicht hier! <<
Eryn hob die Mundwinkel mit Mühe zu einem schwachen Lächeln, mit dem Ziel tröstlich zu sein. Sie schaffe es nichtmehr, einen anderen Ton außer Röcheln, Stöhnen und Husten aus ihrem Hals herauszubringen. Nichts, dass sie Dafne sagen konnte, um die Verzweiflung ihrer Freundin etwas zu lindern.
Dafne drückte verzweifelt auf das Gerät, das Solomon ihnen noch in Benigner gegeben hatte. Sie hinterließ breite Spuren von Blut auf dem kleinen Gerät mit jedem Versuch, den sie startete, doch das war ihr herzlichst egal in diesem Moment.
Sie wollte jemanden erreichen, wollte Hilfe holen, sodass sie Eryn retten konnte. Niemand antwortete und Dafne schlug beinahe schon vor Wut und Panik auf das Gerät. Jemand sollte kommen, helfen. Irgendjemand!!
Eryn hob langsam ihre Hand und griff an Dafnes Bluse, um sie davon abzuhalten, noch mehr in Rage zu verfallen.
Dafne sah panisch zu ihr und ergriff ihre Hand.
Keine von ihnen hätte geahnt, dass es so enden würde.
>> Du bist ein ungezähmtes Raubtier! Total verwildert! Deswegen muss dir der Rat einen ordentlichen Riegel vorschieben! << Riona ging energischen Schrittes durch die verlassenen Hallen von Serfas. Dafne war dicht vor ihr. Äußerst angespannt und beinahe schon in Kampfhaltung.
Eryn und Filis folgten den beiden Streithähnen in einiger (und sicherer) Entfernung. Es war den gesamten Weg bis nach Selfas über dasselbe gewesen. Dafne und Riona konnten einander nicht friedlich gegenüberstehen. Es hatte eine einzige Erwähnung gebraucht und schon waren die beiden in einen heftigen Streit ausgebrochen, der nun schon seit Stunden andauerte.
Dafne war gerade dabei, Riona im Laufe eines weiteren Gegenangriffs runterzumachen. Eryn seufzte innerlich, als sie die beiden so sah.
>> Ihre Streitereien führen zu Nichts. << raunte Filis neben ihr.
Eryn sah kurz zu ihr. Filis´ Gesicht war unbewegt, als hätte sie nichts gesagt. Es war auch besser, denn die beiden sollten ja nicht auf die Idee kommen, ihre kochenden Agressionen auch noch an der Nachhut auszulassen.
Sie durchquerten gerade eine kleine Halle, die zu Eryns Verwunderung möbiliert war. Auch, wenn die Möbel schon verstaubt und kurz vor dem Zusammenfall standen. Wieso hatte niemand sich die Mühe gemacht, dieses Schloss auszuräumen? Und wieso war es überhaupt verlassen wurden?
Fragen, auf die sie wohl niemals eine Antwort bekommen würde.
>> Ich frage mich, was die beiden dazu veranlasst hat, solch inbrünstige Hassgefühle gegeneinander zu entwickeln. Können Ereignisse in der Kindheit so eine schlimme Auswirkung haben? <<
Filis dachte nach.
>> Das weiß ich nicht Recht. Aber die Vermutung liegt nahe. Sieh dir die beiden an. Wir kennen sie jetzt schon recht gut. Du Dafne und ich Riona.
Sie haben sich beide verändert seitdem sie als Kinder aufeinander trafen und angefangen haben, sich nicht zu leiden.<<
>> Du bescheuerte Schnepfe! << drang es von vorne.
>> Das Kompliment gebe ich gerne zurück! << kam sogleich die vor Boshaftigkeit triefende Antwort.
Filis und Eryn sahen sich kurz vielsagend an. Filis runzelte die Stirn. >> Auch, wenn man es ihnen so nicht ansieht. Es sind ganz andere Personen, die da voreinander stehen, fremd im Vergleich zu früher. Und doch scheint in beiden eben jene Wut, jenes starke Gefühl zurückgeblieben zu sein. Und sich gesteigert zu haben. Obwohl es ganrichtmehr zutrifft, was sie als Grundlage dafür sehen. <<
Eryn nickte. Sie verstand, was Filis meinte und hatte genau das auch oft gedacht, als sie bei manchen der Begegnungen zwischen Dafne und Riona dabeigewesen war.
Filis musterte Riona und seufzte. >> Sie ist so ein Hitzkopf. Aber sie ist meine beste Freundin und ein gutes Wesen. <<
Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen. Voller Zuneigung und unschuldiger Liebe.
Eryn musste bei diesem Anblick selber lächeln.
Freundschaft war etwas Wundervolles.
Wenn sie daran dachte, was sie alles für Dafne tun würde...
Es war fast schon wie Liebe. Nur anders.
Eryn lächelte in sich hinein.
Wenn die beiden sich doch nur vertragen würden.
Dafne blieb stehen. Sie waren bei einer Kreuzung angekommen.
>> So, und wo sollen wir jetzt lang? <<
Filis holte einen alten, leicht verbleichten Zettel aus ihrer Tasche. Dort war die Zeichnung des Schlosses mit all seinen Etagen abgebildet.
Nach einer kurzen Orientierungsphase deutete Filis nach links.
>> Wir müssen uns links halten. An der Klippenseite. Dann werden wir auch diese Kammer erreichen. << meinte sie.
Dafne nickte und ging voran. >> Wenigstens ist deine beste Freundin eine Hilfe. << murrte sie dabei.
Riona sah ihr wütend nach. >> Was soll das denn heißen?! <<
Sofort setzte sie Dafne nach.
>> Nur, dass du nichts anderes zu können scheinst, als heiße Luft zu machen. << giftete Dafne Riona an, als sie um die Ecke bogen.
Eryn und Filis folgten ihnen resigniert.
>> So wie alle anderen Nymphen! Kein Wunder, dass ihr Angst habt, wenn mal eine kommt, die auch etwas anderes kann, als schön daherzureden und die Beine breit zu machen. <<
>> Ach, halt doch den Mund! Du bist zu einfältig, um dein eigenes Volk zu verstehen, du blöde Kuh! <<
>> Wer bitte ist hier blöd?! <<
Sie traten in die Halle ein.
Sie war gut elf Fußschritte lang und mit wenig Möbiliar an den Wänden ausgestattet.
Riesige, geschmückte Fensterbögen zierten die Wand zu der Klippe und gaben den Blick frei auf eine düstere, durch die Dunkelheit kaum erkennbare Gegend jenseits der Klippe.
Direkt von den Fenstern weg führte ein mti Dachziegeln belegtes Dach, das nach einer Weile abrupt endete. Hinter ihm eröffnete sich die gähnende Schlucht.
Filis schauderte bei dem Gedanken, wie tief es wohl runterging.
Als die Vier durch die Halle schritten, entflammten mit einem Mal alle sich in der Halle befindlichen Kerzen.
Die Helligkeit blendete die Mädchen unerwartet.
>> Was ist denn jetzt los? << meinte Dafne alarmiert.
>> Hier ist jemand! << raunte Riona.
Doch mehr konnten sie schon nicht sagen, da wurden die beiden Nymphen einmal durch die gesamte Halle geschleudert.
Mit einem erschrockenen Aufschrei krachten die beiden in die Schränke auf der gegenüberliegenden Wand und wurden von den Trümmern begraben.
>> Dafne, Riona! << Erschrocken rannte Eryn in die Richtung der beiden, blieb jedoch abrupt stehen, als sie des Angreifers gewahr wurde, der auf einmal in der Halle stand.
Filis begann, sich einen Schusswechsel mit der Gestalt zu liefern.
Sie konnte nurnoch eine in einen schwarzen Mantel gekleidete, große Gestalt sehen, da riss sie ein unsichtbarer Stoß von den Beinen.
Mit einem schmerzhaften Aufprall landete sie vor den Fenstern. Kurz wurde ihr schwarz vor Augen.
Dafne erlangte in diesem Moment wieder ihr Bewusstsein.
Sie sah wie Riona vor sie rannte und der Gestalt einen kräftigen Stoß ihrerseits entgegenschleuderte.
Ihr war schwindelig. Mit aller Kraft versuchte sie unter den ganzen Schüssen zu erkennen, was geschah und ihren Schwindel zu bekämpfen.
Sie bemerkte Eryn, die sich gerade wieder aufrichtete.
Mit einem Mal verschwand der Schwindel.
Sie musste Riona und Filis helfen. Wer auch immer das war, er wollte ihnen nichts Gutes!
Filis kämpfte mit einer solch verzweifelten Agression, das Riona kurz erschrocken zu ihr herüberblickte. So kannte sie ihre beste Freundin nicht. Auf einmal gab es kein E.T. mehr.
Filis war wie ausgewechselt. Und dann erkannte sie es. Filis kannte diese Gestalt. Diesen Mann, wie sie bemerkte, als ihm die Kapuze vom Kopf flog.
Und Filis hatte panische Angst. Als hätte sich ein lang gefürchteter Albtraum bewahrheitet.
>> Wie kann das sein?! << hörte sie Filis verzweifelt rufen.
>> Du warst nicht schlau genug!! << sagte der Mann zum ersten Mal.
Und seine Stimme war böse. Tief und angsteinflößend.
Mit einem Handschlag schleuderte er Riona und Dafne wieder von den Beinen. Dafne schrie wütend auf, denn sie hatte keinen einzigen Schuss abfeuern können.
Aber all die Schüsse schienen eh an diesem Mann abzuprallen.
Mit einem Mal änderte sich etwas in den Bewegungen des Mannes. Sie wurden agressiv und nichtmehr spielerisch.
>> Jetzt ist Schluss. Die Zeit ist gekommen. <<
Er richtete den Blick mit einem Mal auf Eryn, die gerade versucht hatte, den Kronleuchter über ihm zum Runterfallen zu bringen.
Eryn sah ihn erschrocken an.
Die Augen des Mannes verengten sich und seine Hand stieß in ihre Richtung.
Das Klirren von Glas erklang. Ein ohrenbetäubendes, markerschütterndes Klirren.
Eryn schrie auf, als sie durch die Fenster flog.
Sie knallte auf das Dach und raste ungebremst hinab.
Die Klippe! Sie würde in die Klippe stürzen.
Panisch versuchte Eryn sich an irgendetwas im Dach zu krallen und den Fall zu bremsen. Doch nichts schien zu helfen. Die Kante war direkt vor ihr.
Mit einem verzweifelten Schrei stürzte Eryn das Dach hinunter.
Ihre Hände ergriffen in letzter Sekunde die Dachrinne.
Mit einem Aufkeuchen blieb sie an der Rinne hängen. Es schmerzte sie in den Fingern.
Die kurze Erleichterung wich jedoch schnell wieder erneuter Angst. Sie würde sich nicht lange festhalten können! Unter ihr war der schwarze, endlose Schlund.
Drauf und dran, sie zu verschlinge.
>> Hilfe! << schrie Eryn verzweifelt.
>> Eryn!! <<
Dafne sah verzweifelt zu dem zerborstenen Fenster.
>> Wir müssen Eryn helfen! <<
Riona und Filis waren nicht minder erschrocken und vergaßen für einen Moment den Mann. Ein Fehler.
Filis knallte mit einem Mal gegen die Wand und sackte mit einem schmerzerfüllten Stöhnen an ihr zusammen.
Riona sah abrupt in die Richtung. >> Filis! << Sie wollte schon laufen, doch dann bremste sie sich.
>> Dafne! Du musst ihn in Schach halten! <<
Eryn biss sich auf die Zähne. Sie durfte nicht loslassen!
Doch es wurde immer schwerer und ihrer Hände begannen abzurutschen.
Ihr Herz schien mit jedem Millimeter auszusetzen.
>> Bitte! Oh Nein! <<
Sie wollte noch nicht sterben. Nicht so!
Die Kampfgeräusche klangen schrecklich in ihren Ohren. Er brachte sie da alle um!
Sie hatte Angst. Angst, zu fallen und Angst um die anderen.
Nichts anderes war mehr in ihrem Kopf.
Plötzlich hörte sie, dass jemand das Dach herunterrutschte.
Er kam! Oder er warf gerade eine von ihnen das Dach hinunter.
Die Person kam genau auf sie zu. Erneut ergriff Panik sie.
Doch dann tauchte auf einmal Riona über ihr auf. Sie blieb an der Dachrinne mithilfe ihres Luftbändigens stehen.
Gehetzt sah sie zu Eryn.
>> Eryn! Du lebst noch! Ich helfe dir! <<
Durch die Angst kam sogar Überraschung in Eryns Kopf durch. Positive Überraschung.
Riona war gekommen, um ihr zu helfen. Und das, obwohl sie auch Eryn ewige Feindschaft angeheftet hatte.
Sie war doch anders, als Eryn sie eingeschätzt hatte.
Riona kniete sich hin.
>> Du musst mir eine Hand reichen. Sonst kann ich dich nicht hochziehen! << rief Riona nervös.
Eryn hatte Angst, die Dachrinne loszulassen.
Filis und Dafne sahen sich in der Halle verwirrt um.
Riona ergriff Eryns Ärmel. Mit einem Mal versteifte sie sich und ließ Eryn wieder los.
Verwirrt blickte Eryn zu Riona. >> Riona? <<
Rionas Blick wurde aufeinmal leer und ihr Gesicht ganz blass.
Der Schock traf Eryn wie ein Hammerschlag.
Riona kippte vornüber.
Hinter ihr stand der Mann im Mantel und zog sein langes Messer aus ihrem Rücken.
Eryn schrie erschrocken auf.
Riona fiel leblos über die Dachrinne.
Im letzten Moment und mit der Kraft von purer Verzweiflung erwischte Eryn mit der rechten Hand Rionas Bein und hielt sie davon ab, in den Abgrund zu stürzen.
Ein Schmerzenschrei entfuhr Eryn, als sie das zusätzliche Gewicht von Riona mit einem Mal mithalten musste.
Dafne und Filis hatten die Szene erschrocken mitansehen müssen.
Filis flippte völlig aus.
>> Ich bringe dich um!! << brüllte sie unter Tränen.
Dafne konnte vor lauter Verzweiflung nichts sagen.
Der Mann sah auf Eryn hinab.
Filis sprang aus dem Fenster und Dafne folgte ihr, weil sie den Schock überwunden hatte.
Doch den Mann kümmerte das nicht.
Er sah auf Eryn hinab.
Und Eryn wusste es. Sie konnte nichtsmehr tun. Die Angst schnürte ihr alle Sinne zu. Und dann passierte es.
Sein magischer Stoß riss sie von der Dachrinne.
Und Eryn fiel panisch schreiend zusammen mit Riona in die Schlucht.
Der Mann und das Schloss wurden immer kleiner.
Und dann verschwanden Eryn und Riona in der Dunkelheit.
Dafne schrie verzweifelt auf.
Doch das Letzte, was sie sah, war das böse Grinsen in dem Gesicht des Mannes und dann spürte sie Schmerz im gesamten Körper. Dann nurnoch Lichter und Dunkelheit kehrte ein.
Als sie wieder zu sich kam, lag sie in der nun dunklen Halle. Es war still. Totenstill.
Alarmiert setzte Dafne sich auf und blickte umher.
Von Filis und dem Mann keine Spur mehr. Nur der Wind rauschte durch das zerborstene Fenster.
Sie erinnerte sich wieder daran, was passiert war.
Und an Eryn und Riona.
>> Oh nein!! <<
Mit blassem Gesicht rannte sie das Dach hinunter und bremste mithilfe ihrer Kräfte vor dem Abgrund.
Sie blickte hinunter in die Dunkelheit.
Sie sah ihre Freundin wieder mit den wunderschönen blauen Augen und blonden Locken in die Dunkelheit stürzen.
Als sie jedoch erneut in den Abgrund sah, war da nurnoch Dunkelheit. Sie waren fort.
Nein, sie lagen dort unten.
Es schnürte Dafne die Kehle zu.
Tränen rannen ihr die Wangen hinunter. Sie musste runter... Doch wie stellte sie es am besten an?
Die grauen Umrisse traten verschwommen in ihr Blickfeld. Dann formten sie sich zu Umrissen von Felswänden.
Alles tat ihr weh. Sie fühlte sich, als würde ihr Körper in Einzelteile zerrissen.
Ihr war schwindelig und sie konnte nichtmehr denken.
Eryn sah die Wände hinauf.
Dunkelheit über ihnen. Dunkelheit in ihrem Hinterkopf.
Sie war gestürzt. Ihr Leben an ihr vorbeigezogen in den letzten Momenten.
Sie lebte noch.
Eryn konnte sich nichtmehr bewegen. Sie wusste, dass sie starb.
Auch, wenn sie den Sturz für diesen Moment überlebt hatte.
Sie schluckte bei dieser Erkenntnis und kämpfte gegen die Tränen an.
Ihr Blick ging nach Rechts.
Sie sah einen Umriss neben sich.
Erschrocken versuchte sie, genauer zu sehen.
Und stellte mit einem Aufkeuchen fest, dass es Riona war, die neben ihr aufgekommen war.
Sie lag leblos neben ihr.
Voller Blut. So wie sie.
Eryn versuchte verzweifelt, die Hand nach ihr auszustrecken.
Riona war gestorben, weil sie ihr helfen wollte.
Eryn war dem Tode geweiht. Doch sie wollte ihre Gabe ein letztes Mal einsetzen.
Sie wollte Riona das Leben zurückgeben.
Mit all der Kraft, die sie aufbringen konnte, bewegte sie ihre Hand allmählich über den mit Sand bedeckten Felsboden.
Rionas Augen waren geschlossen. Sie war ganz regungslos und totenbleich.
Es zerriss Eryn beinahe die gesamte Brust, ihre Hand in Rionas Nähe zu schieben. Sie musste nurnoch ein bisschen weiter und dann würde sie Rionas Gesicht erreichen. Und ihr Leben schenken. Ein letztes Mal.
Mit einem Mal erklang ein Knirschen in ihrer Nähe.
Eryns Augen weiteten sich erschrocken. Was war das?
Das Knirschen erstummte hinter Riona.
Wie sehr Eryn sich auch anstrengte, sie erkannte nichts.
Und plötzlich wurde Riona mitgeschleift.
Eryn sah panisch zu Riona und brachte in ihrer Verzweiflung nurnoch ein gehauchtes >> Nein!!>> heraus.
Ihre Hand streckte sich verzweifelt nach Rionas Hand aus.
Doch sie verfehlte.
Rionas Gesicht entfernte sich immer weiter von der vor Verzweiflung bebenden Eryn.
Dann verschwand sie in der Dunkelheit.
Eryn schrie innerlich. Der letzte Hoffnungsschimmer war fort.
Die Tränen brachen in diesem Moment aus ihr heraus.
Alles kam in ihr hoch.
Gefühlte Stunden vergingen, in denen Eryn dort lag und das Leben mit jedem Atemzug aus ihr wich. Schließlich hatte sie auch keine Kraft mehr, zu weinen.
Sie musste an ihre Familie denken. An ihren toten Bruder.
An alle Personen, die sie kennengelernt hatte.
Und an Dafne.
Hoffentlich war sie am Leben.
Hoffentlich ging es ihr gut.
Sie sah sie wie in einem Traum aus der Dunkelheit zu ihr sinken.
Es war schön, sie wiederzusehen.
Sie sah Dafnes verzweifeltes Gesicht, die Verzweiflung und den Schmerz.
Dann begriff sie.
Dafne war tatsächlich am Leben. Und zu ihr gekommen.
>> Eryn!! <<
Mit diesen Worten kam Dafne auf dem Boden an und rannte zu ihrer Freundin.
Veslya Schnellster Schreiber
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Thema: Re: Serfas Fr 26 Jul 2013 - 0:19
Alaion kam in seiner Lichtgestalt in Serfas an und begann sofort, nach den Schülerinnen zu suchen.
Schließlich fand er erst eine, dann die anderen. Und dieser Anblick schockte ihn so sehr, dass er aus seinem Lichtzustand geradezu herausfiel und sofort das Gerät von Eron aktivierte.
"Was ist passiert?", fragte er besorgt, als er schnell die letzten Schritte zu Dafne und Eryn überwand.
Amira Romanschreiberin
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Thema: Re: Serfas Fr 26 Jul 2013 - 11:53
Dafne zuckte zusammen, als sie seine Stimme hörte.
Sie war völlig aufgelöst, doch man sah neue Hoffnung in ihren Augen aufleuchten, dann wieder gepaart mit Panik, als sie Alaion erkannte.
>> Wir wurden angegriffen und Eryn ist mit Riona in die Schlucht gestürzt. Wir müssen ihr helfen! Sie antwortet nichtmehr. <<
Dafne sah wieder verzweifelt zu Eryn, von der kein Lebenszeichen mehr kam.
Sie schien irgendwann das Bewusstsein verloren zu haben.
Veslya Schnellster Schreiber
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Thema: Re: Serfas Fr 26 Jul 2013 - 21:29
Alaion hockte sich neben Eryn und überlegte fieberhaft.
Er bezweifelte, dass normale erste Hilfe hier nicht sonderlich effektiv sein würde, aber eine magische Alternative hatte er nicht anzubieten.
Was sollte er nur tun?
Amira Romanschreiberin
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Thema: Re: Serfas Fr 26 Jul 2013 - 22:09
Dafne hielt Eryn so fest umklammert, als würde irgendjemand Unsichtbares versuchen, sie beide zu trennen.
Doch kurz nach dem Zeichen von Alaion konnte man schon das Wiehern von Pferden hören.
Dann kam aus der Dunkelheit die Kutsche, die äußerst vorsichtig von Eron manövriert wurde, und landete in einiger Entfernung zu den Drei.
Gleich darauf sprang Reina aus der Kutsche und rannte zu Dafne und Alaion.
Sie ließ sich ebenfalls neben Alaion und Dafne auf die Knie fallen und sah sich Eryn an.
In ihren Augen war deutlich zu sehen, wie ihre erste Einschätzung war. Ach du heiliger Mist!
Doch sie riss sich zusammen und besah sich Eryn ganz genau. >> Ich muss alle ihre Wunden finden. Sie wird auch innere Blutungen haben, doch die kann ich nicht so leicht ausfindig machen. << erklärte sie.
Veslya Schnellster Schreiber
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Thema: Re: Serfas Fr 26 Jul 2013 - 22:21
Alaion war sichtbar erleichtert darüber, dass Reina so schnell gekommen war.
"Brauchst du Licht?", bot er an.
Amira Romanschreiberin
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Thema: Re: Serfas Sa 3 Aug 2013 - 19:02
Reina nickte.
>> Dafne, kannst du Eryn bitte auf den Boden legen. So kann ich sie nicht untersuchen. <<
Dafne zögerte. Doch dann legte sie Eryn auf dem Boden ab.
Reina begann sogleich, Eryn nach Verletzungen abzutasten. Ganz unauffällig tastete sie auch den Puls ab.
Sie runzelte die Stirn. Das waren viele Verletzungen.
Doch durch Alaions Licht konnte sie besser abschätzen, wieviel Schaden Eryn genommen hatte.
Reina grub in ihrer Tasche herum, bis sie einige Kräuter und Mixturen herausholte und sie Eryn langsam einflößte.
Dafne wartete nervös ab und beobachtete alles mit Argusaugen.
Veslya Schnellster Schreiber
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Thema: Re: Serfas Sa 3 Aug 2013 - 19:09
Alaion bemühte sich sehr, eine Lichtintensität zu schaffen, die dafür sorgte, dass man alles gut erkennen konnte, ohne davon geblendet zu werden.
Dabei wusste er nicht genau, wo er hinsehen sollte - zu Reina zu sehen war ein wenig unangenehm, Eryn anzusehen, ohne ihr direkt helfen zu können, war jedoch auch nicht schön.
Amira Romanschreiberin
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Thema: Re: Serfas Mi 14 Aug 2013 - 20:11
Reina schaffte es schließlich, die Blutungen zu stoppen.
Die Gruppe beeilte sich, in die Kutsche zu gelangen und Eron wies die Pferde sogleich zum Abflug an.
Dafne saß mit bekümmertem Gesicht vor Eryn.
>> Wird sie durchkommen? << stellte sie schließlich die entscheidende Frage.
Reina schwieg. >> Das wird sich in den nächsten Stunden zeigen. << antwortete sie schließlich.
Veslya Schnellster Schreiber
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Thema: Re: Serfas Mi 14 Aug 2013 - 20:18
Alaion war außerhalb der Kutsche geblieben und hatte sich bereits vor ihnen auf den Rückweg gemacht, um den Krankenflügel schon zu mobilisieren.