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Thema: Die Stadt Hellesdim Mi 15 Mai 2013 - 23:41
Es ist eine alte, jedoch mächtige Stadt.
Die Königsfamilie wurde vor 14 Jahren grausam getötet, dabei wurde fast die ganze Stadt zerstört.
Die einzige Überlebende der Köningsfamilie ist die Prinzessin.
Die Stadt wurde mittlerweile wieder aufgebaut.
Veslya Schnellster Schreiber
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Thema: Re: Die Stadt Hellesdim Do 19 Sep 2013 - 22:22
"Dämonenbrut!"
Das war die einzige Vorwarnung, die Shamal bekam, bevor ihn ein geworfener Stein am Kopf traf. Mit einem Aufschrei stolperte er nach vorne und konnte sich gerade noch abfangen, während ihm Schmerzen durch den ganzen Kopf schossen. Doch das war nur der Anfang - es flogen immer mehr und mehr Wurfgeschosse, trafen ihn überall, am Kopf, am Oberkörper, an den Armen, an den Beinen... Shamal versuchte, sich zu schützen, doch es war zu viel.
Schließlich traf ihn ein besonders hart geworfener Stein am Kopf, und er fiel auf die Knie. Mit aller Kraft versuchte er, einen Erdwall um sich zu erheben, um die Steine abzuwehren, und sie stoppten tatsächlich. Für einen Moment blieb er regungslos dort, wo er war, und hoffte, dass sich sein Kopf klären würde. Doch dann trat ein Paar Schuhe in sein Blickfeld, und er hob den Kopf.
Und schreckte sogleich wieder zurück. Es war nicht sein Erdwall gewesen, der die Steine zurückgehalten hatte. Der Wall existierte gar nicht. Die Steine hatten von alleine gestoppt. Und nun streckte der Mann einen Arm aus, umfasste Shamals Kehle, während dieser noch geschockt war, und hob ihn in die Höhe. Ein leises, ersticktes Stöhnen entwich Shamal, als sein Hals so brutal belastet und gewürgt wurde.
"Was machst du Missgeburt in dieser Stadt, hä?", schrie ihn der kräftig gebaute Mann an und schüttelte ihn ein wenig.
Der feuchte, stinkende Atem schlug Shamal ins Gesicht. Er schloss reflexhaft die Augen und verzog schwach das Gesicht.
"Antworte, du hochmütige Ausgeburt der Hölle!"
Der Mann spuckte ihm ins Gesicht. Eine Faust landete in Shamals Magen und ließ auch seine restliche Luft entweichen. Er hob die Hand, um den Griff zu lockern, um wieder atmen zu können, doch er war schon zu schwach...oder war der Mann zu stark? Shamal wusste es nicht...ihm wurde bereits schwarz vor Augen.
Da ließ der Griff auf einmal nach und er stürzte auf den Boden. Dort blieb er zusammengekauert liegen.
Dann begannen die Tritte. Gegen jeden Teil seines Körpers, den sie erreichen konnten. Er spürte Knochen brechen. Jemand stampfte kräftig auf sein Bein, und der Schmerz ließ ihn aufschreien - bis ein weiterer Tritt seinen Kopf zur Seite warf. Danach nahm Shamal alles nur noch wie durch einen Schleier wahr. Er war seltsam losgelöst von dem Geschehen. Wie ist es dazu gekommen?, fragte er sich mit seltsamer Klarheit. Niemand konnte ihn sonst derartig überrumpeln, denn auch wenn er seine Kräfte nicht bewusst nutzte, blieb ihm dennoch so etwas wie Vorausahnungen, wenn jemand mit einer Waffe auf ihn zielte. Seine Kräfte ließen es nicht zu, dass er überrascht wurde. Doch seine Kräfte hatten versagt. Mit der Anstrengung, die er daran verwendet hatte, hätte sein Schutzwall so hoch sein müssen wie ein Haus, durch die Verletzungen vielleicht so groß wie er selbst. Aber er hätte dort sein sollen. Was ist geschehen?
Genauso abrupt, wie er begonnen hatte, endete der Moment der Klarheit auch wieder und Shamals Welt war wieder von Schmerz erfüllt.
Jeder Atemzug bereitete ihm Schmerzen. Shamal versuchte, die Augen zu öffnen, doch dafür fehlte ihm die Kraft. Das einzige, was er tun konnte, war, liegenzubleiben und weiterzuatmen, während ihm der Geruch von Erbrochenem in die Nase stieg.
Shamal wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Durch den Nebel des Schmerzes hatte er viele Schritte gehört, die alle an ihm vorbeigegangen waren. Hätte er die Kraft dazu gehabt, hätte er geschnaubt. Er hatte immerhin auch nichts anderes erwartet. Das Leben anderer Wesen war für diese Leute nicht mehr wert als der Dreck unter ihren Schuhen.
Doch nun hörte er kaum noch Schritte. Nur ein einziges Fußpaar, um genau zu sein, und es hielt direkt vor ihm an.
"Was haben wir denn hier?", fragte eine Stimme, die ihm auf eine unheimliche Art bekannt vorkam. Etwas drehte ihn unsanft auf den Rücken, und er versuchte zu schreien, als der Schmerz mit erneuerter Kraft durch seinen Körper schoss. Doch es klang lediglich wie ein etwas lauteres Ausatmen. Er hatte sich bereits zuvor heiser geschrien, und jetzt fehlte ihm außerdem die Kraft.
Die Person schien für einen Moment regungslos zu verharren, dann erklang erneut die Stimme, von der Shamal wusste, dass er sie kennen sollte. Doch wer war es?
"Ich hätte es wissen müssen. Wertlos, wie seine Mutter."
Mit diesen fur Shamal unerklärlichen Worten traf ihn ein weiterer Tritt in die Rippen, gut platziert für maximalen Schmerz. Dann gegen sein Bein, dann trat die Person noch einmal systematisch auf Shamals Körper ein, traf alle schmerzhaften Stellen, die bisher unbeschadet geblieben waren und weckten den gesamten Schmerz in Shamals Körper erneut zum Leben.
Zum Abschluss glitt Shamal etwas leicht über die Kehle, und erst, als dort das Blut warm herunterlief und dabei kalt wurde, begriff er, woher er diese Person kannte. Und dass sie ihm die Kehle wirklich durchgeschnitten hätte, wenn sie nicht überzeugt gewesen wäre, dass er ohnehin sterben würde. Denn so markierte sein Vater dem Tode Geweihte.
Veslya Schnellster Schreiber
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Thema: Re: Die Stadt Hellesdim So 10 Nov 2013 - 15:27
Als Shamal aufwachte, war sein erster Gedanke, dass das nicht möglich sein sollte. War er nicht gestorben? Sein Körper schmerzte noch immer, doch es war auf eine erträgliche Stufe gesunken. Doch wenn er tot war - sollte er dann nicht gar nichts mehr fühlen? Gab es doch so etwas wie ein Leben nach dem Tod? Doch wieso sollte er dann gedämpfte Schmerzen fühlen - oder überhaupt Schmerzen?
Shamal kämpfte darum, seine Augen zu öffnen, um zu sehen, was hier vor sich ging. Langsam öffneten sie sich.
Er lag in einem abgedunkelten Raum auf einem Bett. Diverse Teile seines Körpers waren verbunden, vor allem sein Bein. Dieses schmerzte auch am meisten. Außer ihm war niemand in dem Raum.
Vorsichtig begann Shamal, sich zu bewegen, und stellte fest, dass seine Verletzungen zu einem überraschend großen Teil bereits geheilt waren. Was ging hier vor?
Veslya Schnellster Schreiber
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Thema: Re: Die Stadt Hellesdim Sa 7 Dez 2013 - 21:41
Plötzlich öffnete sich die Tür. Schnell schloss Shamal wieder die Augen und lieh sich unbemerkt die Sinne der Person, die gerade eintrat.
Gut - es wirkt so, als wäre ich noch bewusstlos, stellte er fest.
Die Person nährte sich seinem Bett, doch noch bevor sie es erreicht hatte, schlug Shamal die Augen auf, schwang seine Beine vom Bett und stand auf. Sein schmerzendes Bein trug ihn nur unter Protest, doch er stand.
Erschrocken wich die Frau vor ihm zurück, doch mit einem schnellen Schritt hatte er sie eingeholt und an der Kehle gepackt.
"Wer bist du, und warum bin ich hier?", knurrte er ein wenig heiser. Die Frau starrte ihn mit geweiteten Augen an und rang nach Luft.
Unbeabsichtigt von Shamal machte sich seine Gabe wieder selbstständig und versetzte ihn in den Körper der Frau. Er spürte ihren Schmerz und sah sich selbst mit wutverzerrtem Gesicht, wie er sie festhielt, wie sich ihr Arm langsam und kraftlos hob und auf seinen legte...
Im nächsten Moment überlagerte sich das Bild mit einem, das er früher an diesem Tag gesehen hatte. Der muskulöse Mann, der ihn selbst hielt und schüttelte...
Mit einem Aufkeuchen ließ er den Hals der Frau los und stolperte rückwärts. Hustend fiel sie zu Boden. Bei seinem Fluchtversuch stieß Shamal gegen das Bett. Sein verletztes Bein gab nach und mit einem kleinen Aufschrei landete er auf der Matratze.
Durch eine leichte Berührung ihres Halses hatte die Frau inzwischen ihr Husten beendet und richtete sich wieder auf. Shamals Bein wollte ihm nun gar nicht mehr gehorchen, und so blieb es ihm nur übrig, auf dem Bett rückwärts zu rutschen - bis sie ihn in eine Ecke gedrängt hatte.
Doch zu seiner Überraschung ließ sie sich nur auf einem Stuhl neben dem Bett nieder und betrachtete ihn...mitleidig?
Veslya Schnellster Schreiber
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Thema: Re: Die Stadt Hellesdim Mo 10 Feb 2014 - 10:17
Als die Frau den Raum wieder verlassen hatte, blieb Shamal zunächst überwältigt liegen.
Sie sei eine Heilerin, hatte sie erzählt, und nachdem er auf offener Straße angegriffen worden war, habe sie ihn gefunden und zu sich nach Hause genommen, um ihn zu heilen. Seine Verletzungen seien jedoch so zahlreich und schwer gewesen, dass sie es noch nicht geschafft habe, ihn vollständig zu heilen. Außerdem habe sie in seinem Blut eine Substanz gefunden, die seine und auch ihre Fähigkeiten zeitweise unterdrückt habe.
Shamal wusste nicht ganz, was er davon halten sollte. Wo sollte eine derartige Substanz denn hergekommen sein? Er hatte vor kurzem den Söldnern zwar so etwas gegeben, aber selbst davon abbekommen hatte er nichts.
Doch das war jetzt weniger wichtig. Vorsichtig bewegte er sein Bein. Der Knochen sei völlig zersplittert gewesen, hatte die Frau - Islia, erinnerte er sich ungewollt - erklärt. Auch jetzt fühlte er noch einen dumpfen Schmerz, der aber - so hatte sie erzählt - bald, nach einigen weiteren Behandlungen - verschwinden würde.
Shamal schnaubte. Als würde er so lange hierbleiben! Sie konnte ihn wahrscheinlich vollständig heilen, aber tat es nicht, um ihn hier festzuhalten, bis jemand vorbeikam und versuchte, aus ihm Informationen herauszubekommen. Oder ihn einfach tötete.
Er schüttelte den Kopf und zuckte zusammen. Seine Hand fuhr zu dem Schnitt an seiner Kehle. Den hatte die Frau nicht heilen können, und Shamal wusste auch, wieso. Das Messer seines Vaters hinterließ Wunden, die nicht durch Magie heilbar waren und deutliche Narben hinterließen. Je mehr man versuchte, sie zu heilen, desto größer wurde die Narbe. Nicht, dass er ihr das erzählt hatte...
Sein Vater. Shamal wusste nicht mehr weiter. So lange hatte er gedacht, sein Vater würde ihn akzeptieren, ihn als seinen Sohn schätzen. Doch was ihm wirklich an ihm lag, das hatte er ihm nun gezeigt.
Shamal wusste nicht mehr weiter. Was sollte er nun tun? Cobul würde ihn nicht wieder aufnehmen, wie die Reaktion seines Vaters gezeigt hatte. Aber wohin sollte er sich sonst wenden? Er versuchte, die Verzweiflung niederzukämpfen, doch er drohte, in ihr zu versinken.
Da öffnete sich die Tür erneut, und sein Kopf schoss in die Höhe.
Dort stand jemand, der ihm noch nicht begegnet war - ein Mädchen, oder eine junge Frau, die ein Tablett in den Händen trug.
"Hallo", lächelte sie freundlich, während sie sich auf ihn zubewegte. "Ich bin Yue. Du bist sicher hungrig und durstig, nicht wahr?"
Nun, da sie es sagte, spürte er es deutlich, und er musterte das Tablett in ihren Händen.
Sie stellte es neben ihn auf einen niedrigen Tisch, sodass er es vom Bett aus erreichen konnte.
"Brauchst du Hilfe beim Hinsetzen?", fragte sie noch immer lächelnd. Dieses Lächeln ließ in Shamal heiße Wut hochkochen, und er wäre nicht überrascht gewesen, wenn sie von seinem Blick allein in Flammen ausgebrochen wäre.
Wortlos setzte sich Shamal an die Bettkante und blickte Yue abweisend an.
"Das nehme ich mal als nein!", grinste diese jedoch, seinen Blick ignorierend, und machte sich auf den Weg zurück zur Tür. "Guten Appetit!"
Shamal fixierte seine Aufmerksamkeit derweil auf das Essen und überlegte, ob es wohl vergiftet war.
Veslya Schnellster Schreiber
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Thema: Re: Die Stadt Hellesdim Fr 23 Mai 2014 - 19:31
Shamal hatte schließlich etwas zu sich genommen und das Mädchen hatte das Tablett wieder abgeräumt.
Nun kam die Heilerin wieder in den Raum. Shamal saß im Bett. Inzwischen hatte er bemerkt, dass er nicht mehr die gleiche Kleidung trug wie bei seiner Ankunft in der Stadt.
Er wusste immer weniger, was er von dieser Behandlung halten sollte. Hatten sie ihm seine Besitztümer weggenommen, damit er nicht an versteckte Waffen geraten konnte? Doch was für einen Sinn würde es dann ergeben, ihn frei herumlaufen zu lassen?
Die Frau setzte sich zu ihm und begann mit einem sanften Lächeln, sein Bein zu heilen.
"Wie geht es dir?", fragte sie ihn währenddessen und musterte ihn besorgt.
Misstrauisch blickte Shamal sie an, während er die heilende Energie in seinem Bein spürte. Der Schmerz ließ langsam nach. Sollte sie nicht eigentlich wissen, dass es dem Patienten nach der Heilung normalerweise besser ging?
"Du musst nicht mit mir sprechen, wenn du es nicht willst. Aber manchmal hilft es, einfach jemanden zu haben, der einem zuhört."
Shamal zog die Augenbrauen zusammen. Wollte sie jetzt auch noch seine Psychologin spielen? War es das, worauf sie hinauswollte?
Sie schien sein Schweigen und seinen Blick als Ablehnung zu verstehen - genau so, wie es gemeint war. Der Rest der Heilung verlief im Schweigen.
Hinterher blieb sie noch einen Moment auf seinem Bett sitzen.
"Wenn du deine Meinung änderst, ich habe immer ein offenes Ohr."
Sie lächelte.
"Und ich werde nichts von dem, was du mir anvertraust, weitererzählen. Keine Sorge."
Mit diesen Worten stand sie auf und verließ den Raum.
Shamal blickte ihr missmutig hinterher. Ja - sicher. Nichts von dem, was er zu erzählen hatte, würde an fremde Ohren gelangen oder Konsequenzen haben.
Wieso nur kann ich das nicht glauben?, fragte er sich selbst in Gedanken sarkastisch.
Doch auch diese Gedanken änderten nichts an der Tatsache, dass ihm die Heilerin - und vermutlich auch ihre Gehilfin - das Leben gerettet hatten. Sie änderten nichts daran, dass sein Vater ihn für wertlos erklärt und für den Tod markiert hatte. Sie änderten nichts daran, dass Shamal nicht mehr wusste, was er glauben sollte, was er tun sollte.
Er fühlte sich, als würde sein Herz in Stücke gerissen werden. Lustig, dachte er bei sich, anscheinend habe ich doch eines. Doch wirklich amüsieren tat ihn der Gedanke nicht. Nun, da er alleine war, spürte er nur noch den Schmerz - und eine gähnende Leere.
Beinahe wünschte er sich, die Heilerin würde zurückkehren. Oder das Mädchen. Es war einfach, wütend auf sie zu sein, sie für alles verantwortlich zu machen, sie als seine Entführer zu sehen. Doch waren sie das wirklich?
Shamal schüttelte heftig den Kopf. Wo kamen diese Gedanken her?