Arkshor schritt in dem Raum auf und ab.
"Was ist mit deinem Sohn? Wurde er für sein Versagen...angemessen bestraft?"
Tamid saß ein kleines Stück von ihm entfernt auf einem Sessel.
"Seine eigene Unfähigkeit hat ihn ins Verderben geführt", erwiderte er kurz.
Als er ihn gefunden hatte, war er immerhin bereits fast tot gewesen. Nur ein
Wunder hätte ihn noch retten können. Oder ein talentierter Heiler, doch er
bezweifelte stark, dass sich in einer Stadt wie Hellesdim einer finden würde,
der dem Jungen helfen würde.
Er hatte nicht einmal einen Sinn darin gesehen, ihm den Todesstoß zu versetzen.
Wozu auch, was darin wäre die Strafe gewesen? Ein langsamer, qualvoller Tod
eignete sich wesentlich besser als ein kurzer.
Ein dichtes Schweigen breitete sich zwischen den beiden aus. Tamid konnte deutlich
die Unzufriedenheit des Anführers spüren. Sie lastete auf ihm wie eine schwere
Decke
Doch er ließ sich nichts anmerken und lehnte sich im Sessel zurück.
Schließlich brach Arkshor das Schweigen doch.
"Wir brauchen dieses Mädchen als Druckmittel. Ihre Schwester weiß etwas über die
Quelle.
Wie konnte dein Sohn, von dir ausgebildet und angewiesen, bei dieser Routineaufgabe
versagen?"
Das Gewicht der Decke wuchs blitzartig, bis es eher dem eines Elefanten glich. Tamid
versuchte, zu atmen, doch der Druck ließ es nicht zu. Verzweifelnd röchelnd blickte er
zu Arkshor auf. Würde er ihn hier für das Versagen seines Sohnes töten, da er diesen
nicht mehr bestrafen konnte?
Doch nein. Genauso plötzlich, wie das Gewicht gewachsen war, fiel es wieder, bis er
antworten konnte.
"Er...war schwach. Das Blut seiner...Mutter hat ihn verdorben. Ich werde selbst..."
Arkshor schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab und ließ den Druck erneut
ansteigen.
"Nein, das wird Abelard übernehmen", überging er Tamids Vorschlag. "Du kannst ihm
gleich Bescheid geben. Ach ja, und sage ihm, dass sie nicht sterben soll. Der Rest...
ist eigentlich egal. Du wirst etwas anderes für mich erledigen..."
Fragend und seine Qual so gut wie möglich unterdrückend, blickte Tamid ihn an.
"Ich habe von einer alten Bekannten von uns gehört. Vielleicht kommt dir ihr Name
bekannt vor - Moiraine."
Tamid nickte. Von ihr hatte er allerdings bereits gehört.
"Sie scheint jetzt als Ausbilderin für so genannten 'Heldennachwuchs' zu arbeiten.
Tu doch bitte etwas dagegen."
Mit einem Schlag war das gesamte Gewicht, das noch auf Tamid lastete, verschwunden.
Dieses Treffen war beendet.
Er nickte als Zeichen, dass er verstanden hatte, und machte sich auf den Weg.