Der Küstenbereich

Raphael sah von Taya zu der Kreatur und wieder zurück zu Taya.

"...ja, so ungefähr habe ich mir das gedacht", stellte er dann mit
einem völlig neutralen Tonfall fest.

Wo war er hier nur hineingeraten?

Rita sah aus dem Zimmer hervor.

Als sie das klaffende Loch sah, schluckte sie.

Sie wusste, dass Taya stark war.

Aber sie schien noch Probleme mit ihren Kräften zu haben.

Als Feind hatte man es da nicht unbedingt einfach.

Sie runzelte die Stirn.
Ob das Ding hinter dem Brustbein auch durchbrochen war?



>> Was zum Teufel ist denn hier los? <<
drang eine Stimme hinter Raphael, Taya und Caro hervor.

Caro drehte sich um, weil sie die Stimme erkannte.

Avelyn kam gerade keuchend bei ihnen an, gefolgt von Grace.

Sie sah die gehetzten Gesichtsausdrücke und blickte zwischen ihnen nach vorne.

Als sie das Monster sah, keuchte sie erschrocken auf.

>> Was ist das? Und was ist damit passiert? <<
fragte sie überrumpelt.

"Es hat uns angegriffen, jetzt ist es tot", fasste Raphael kurz
zusammen, was wichtig war.

Beim Rest wusste er ohnehin nicht genau, worum es eigentlich
ging.

>> Hat dieses Biest ein Biest angegriffen? <<
fragte Avelyn und deutete auf das klaffende Loch.

Caro zuckte lächelnd mit den Schultern.

>> Fast. Es war Taya. <<


Taya nahm ihr das fast übel und warf ihr einen bösen Blick zu.

Und Avelyn wiederum warf Taya einen ungläubigen Blick zu.

Wo war sie da nur reingeraten?

>> Wo ist Gigi?
Und Lola? Und der Tiermensch? <<
fragte sie pltözlich wieder nervös.

Grace trat neben Raphael und bestaunte das blutige Ergebnis.
>> Das ist...

Wurdest du verletzt, Raphael? <<
fragte sie ihn dann besorgt.

So langsam drang wieder zu Raphael durch, was gerade geschehen war.

"Nein...nein, ich bin in Ordnung. Glaube ich."

Nun konnte man ihm anhören, dass er keinerlei Erfahrung mit so etwas
hatte.

Grace lächelte ihn warm an und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter.

Sie schien zu sehen wie er sich fühlte.

Avelyn eilte währenddessen in das Zimmer und seufzte erleichtert auf,
als sie die drei am Leben sah.

Lola lächelte ihr leicht erschöpft zu. Sie wollte Avelyn beruhigen.

Denn die gesamte Situation drang auch erst jetzt allmählich zu ihr durch.

Sie drehte sich zu Rita um.

>> Warst du das? <<
fragte sie agressiv.

Rita verdrehte die Augen.
>> Nein, ich war es nicht.
Wenn ich das eingefädelt hätte, wäre ich wohl nicht so bescheuert gewesen, meine
Freunde mitzubringen! <<

Was sie ja eigentlich vorgehabt hatte. Aber die Ausgangssituation war super zum
Argumentieren.


Taya schüttelte den Kopf.
Es fiel ihr schwer, das zu sagen.
>> Nein, sie hat wirklich Recht.

Jemand Drittes will uns etwas anhaben. <<

Schweigen trat ein.

Caro sah kurz rüber zu Raphael.
>> Vielleicht sollten wir uns so schnell wie möglich zurückziehen. <<
schlug sie vor.

>> Ehe noch etwas Schlimmeres passiert... <<

Taya nickte.
>> Ja, das sollten wir. <<

Sie trat vorsichtig in den Raum und begutachtete das Chaos.

Gigi und Lyash waren bewusstlos.
Lola schien sehr angeschlagen zu sein.

Auch Alex war wahrscheinlich immer noch bewusstlos.

Bevor Rita etwas sagen konnte, meldete Grace sich zu Worte.

>> Wir können euch helfen, sie rauszutragen. <<
schlug sie vor.

Taya beugte sich wieder in den Gang, während Rita Grace einen fragenden Blick zuwarf.

Sie schien kurz zu überlegen.
Ein auffordernder Blick von Caro genügte.

>> Ja, das klingt... ganz gut. <<
meinte sie dann etwas schwerfällig.

Caro lächelte zufrieden.

In diesem Moment wachte Lyash langsam wieder auf.

Mit einem leisen Stöhnen öffnete er die Augen und sah, dass sich
die Situation entschieden verändert hatte.

"W-was ist passiert?", fragte er.

Lola wandte sich zu ihm um.

Sie sah ihn besorgt an und half ihm, sich langsam aufzusetzen.


>> Wir wurden von einem Jäger angegriffen, weißt du das noch?

Er hat dich geschlagen und du bist ohnmächtig geworden.

Aber zum Glück konnten wir ihn besiegen. <<


Taya wollte gerade Gigi hochheben, da stand auch schon Caro neben ihr und hielt sie auf.

>> Das kannst du nicht machen.
Dein Bein sieht schrecklich aus. <<

Sie wandte sich Raphael zu und lächelte ihn an.
>> Raphael, könntest du uns vielleicht helfen, Gigi zu tragen?
Du siehst stark aus. <<

Lyash sah sich um.

"...wow", war alles, was er von sich geben konne.



Raphael war bereits neben sie getreten.

"Natürlich helfe ich", meinte er und hob Gigi hoch.

Avelyn hockte sich neben Lyash und Lola.


>> Kannst du gehen, Lyash?
Wir wollen so schnell wie möglich raus hier. <<
meinte sie mit einem halben Lächeln.




Caro lächelte Raphael dankbar zu.

Ein Glück, dass Gigi sehr leicht und zierlich war.

Rita sah sich derweil den Jäger an und dachte nach, wie sie es um Himmels Willen geschafft hatten, so etwas herzutransportieren.


Grace sah sich im Gang um.
Dann drehte sie sich abrupt in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

Sie hatte das Gefühl, schnelle Schritte gehört zu haben.

"Ja...ich glaube..."

Mühsam richtete sich Lyash auf.
Doch dann erstarrte er, während seine Ohren zuckten.

Auch er hörte Schritte.

Avelyn und Lola sahen ihn verwirrt an.

>> Was ist los? <<
fragte Avekyn alarmiert.

Taya sah Lyash stirnrunzelnd an. Und dann das Zucken seiner Ohren.

Er hörte etwas.

Im nächsten Moment war sie wieder im Gang.

>> Habt ihr etwas gehört? <<
fragte sie Rita und Grace.

Rita hob verwirrt den Kopf.

Doch Grace nickte.

>> Es kommt aus der Ferne. <<

Sie deutete mit der Hand in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

Taya biss sich auf die Unterlippe.
Das war´s wohl noch nicht ganz...

Raphael blickte umher.

"Wie weit ist es noch weg?", fragte er dann.

Grace strich sich durch das schulterlange Haar.

>> Ich weiß nicht...
Es kommt näher, dann ist es wieder weiter weg.

Als würden die Schritte durch die Gänge irren. <<

Caro blickte besorgt auf.

>> Das könnte Mila sein! Vielleicht ist etwas passiert. <<

Taya sah nachdenklich und misstrauisch in den Gang.

>> Oder eine weitere Falle. <<


Avelyn kam mit Lola und Lyash raus.

>> So oder so. Wir müssen in die Richtung, wenn wir hier raus wollen, oder nicht? <<


Rita schwieg.
Es gab noch ein paar andere Ausgänge.

Aber die Wahrheit war, dass sie sich in dem Trubel verlaufen hatte.
Sie hatte keinen blassen Schimmer, wo sie waren.

Alle Gänge eines Stockwerks sahen sich unglaublich ähnlich.

Lola strich sich über die schmerzende Schulter.

>> Wir sollten deshalb umso schneller zu Mila und Alex. <<

Raphael rückte Gigi in seinen Armen ein wenig zurecht.

"Dann sollten wir uns auf den Weg machen."

Dass sie vorsichtig sein mussten, nahm er als gegeben
und in ihren Gedanken präsent an.

Lola blieb an Raphaels Seite.

Bei solchen Unternehmungen verließ sie nur ungern Gigis Seite.

Avelyn sah Lyash besorgt an.

>> Brauchst du eine Stütze oder geht das so? <<


Rita nickte zustimmend.

>> Was anderes bleibt uns sowieso nicht übrig. <<

Grace überlegte und sah sich kurz die Personen an.

Avelyn war unerfahren. So wie auch Raphael.
Die beiden hatten entweder noch keine Kräfte, überhaupt keine oder konnten sie kaum
kontrollieren.

Lola und der Tierjunge mit dem Namen Lyash sahen sehr mitgenommen aus..
Georgia ließ sie verständlicherweise sowieso raus.

Rita konnte nur bei Nahkontakt Schaden machen.
Bei noch unbekannten Gegnern war das keine gute Idee.

Blieben nurnoch sie, Carolin und Taya.

>> Ich würde vorschlagen, dass Caro und ich vorgehen, <<
meinte sie, als sie bemerkte, dass Taya das Gewicht seltsam auf ihren Beinen verlagerte.

>> Taya und Rita könnten die Nachhut bilden. <<
schlug sie weiter vor und erntete einen bösen Blick von Rita.

Sie brauchten nunmal eine offensive Kraft hinten und vorne.
Wie einen guten Wall.

Caro zuckte mit den Schultern.
>> Das klingt nach einer guten Aufstellung. <<

Beim ersten Schritt stolperte Lyash noch, doch langsam fand er sein
Gleichgewicht wieder.

"Nein, es geht", antwortete er.



Raphael sah zwischen den Genannten hin und her, konnte jedoch
nichts zur Aufstellung sagen.
Er wusste nicht genug über die einzelnen Leute.

Avelyn nickte, blieb jedoch an seiner Seite.

Grace warf Raphael kurz einen Blick zu und lächelte vor sich hin.

Caro ging los, deshalb setzte auch sie sich in Bewegung.


Die Schritte schienen verklungen zu sein.

Es war bedrückend still.

Taya und Rita gingen hinter den anderen.
Eine angespannte Stimmung lag ihnen allen im Rücken.

Lyash spitzte weiterhin die Ohren.

Er wollte nicht riskieren, dass sich etwas von hinten anschlich.

Caro ging aufmerksam durch den ersten Gang.

Sie hatte überhaupt nicht in Erinnerung, dass der Gang so lang gewesen war.

Doch das musste sie im Stress und Laufen übersehen haben.

Aus jegliche Ecken waren seltsame Geräusche zu hören.

Als würde das Gebäude sich lustig machen über sie alle.

Raphael blieb wachsam.

Das war doch nicht der Gang, durch den sie gekommen waren, oder?

Und da waren sie wieder.

Die Schritte erklangen in der Ferne.

Doch jetzt waren sie nicht mehr gleichmäßig.

Es schienen mehrere Personen zu sein.

Caro versteifte sich.
Sie waren gerade kurz vor einer Halle. Der Gang hatte endlich geendet.

Ob es die Halle mit den drei Gängen war, konnte sie jedoch nicht ausmachen.

Sie sollte es sein. Zumindest hoffte Caro das.

Krach durchbrach die Stille.
Etwas war gegen ein Möbelstück geflogen. Oder ein Möbelstück gegen etwas.

Caro sah kurz zurück zu den anderen.
Sie sahen alle beunruhigt aus.


Ein Ruf drang undeutlich aus der Ferne.
Den Ruf konnten sie nicht verstehen, aber es handelte sich um eine weibliche Stimme.

Lyash' Ohren zuckten.

"Ist das nicht..."

Wie war noch einmal ihr Name?

"Mila?"



Raphael war sich inzwischen ziemlich sicher, dass nicht nur
die zwei anderen Probleme hatten.

Er konnte in den Gesichtern der Bellavia lesen, dass
er wohl mitten ins Schwarze getroffen hatte.


Caro spannte sich sehr rasant an.

Noch bevor sie eine Bewegung machen konnte, trat Taya einen Schritt vor.

>> Wir können jetzt nicht aus der Ruhe kommen! <<
sagte sie schnell und eindringlich.

Und sah dabei zu Caro, die zu Zögern schien.

>> Mir gefällt es nicht. Aber wir tun ihr und Alex keinen Gefallen, wenn wir
wie die Verrückten losstürmen und überrumpelt werden.
Wir müssen rausfinden, wo Mila ist und was da los ist! <<

Rita sah über die Schultern der anderen in die Halle.

>> Vermutlich wird sie gerade angegriffen.
Im schlimmsten Fall ist Alex wohl noch bewusstlos oder durchgedreht. <<
meinte sie einfach.


>> Lyash, kannst du ausmachen, woher ihre Stimme kam? <<
fragte Avelyn hoffnungsvoll.

Lyash lauschte.

"Von dort", deutete er dann.

Caro sah in die Richtung und ging dann aufmerksam in die Richtung.


Der Rest der Gruppe folgte ihnen.

Es war der Gang, den Avelyn und Grace am Anfang genommen hatten.

Grace versuchte, sich an die Einzelheiten und eventuell gefährlichen Ecken
des Räumekomplexes zu erinnern, in den sie gleich reingeraten würden.

Raphael blieb ebenfalls aufmerksam.

Ihm konnte es gerne erspart bleiben, sich hier zu verlaufen.



Lyash führte die Gruppe.

Taya, die als Letzte ging, holte ein Taschenmesser raus.

Kurz musterte sie Rita und wartete, ob diese sich zu ihr umdrehte.

Dann schnitt sie so unauffällig wie möglich beim Vorbeigehen in die Wand oder ein
naheliegendes Möbelstück. An jeder Ecke oder Gabelung, die sie passierten.


Gigi atmete flach auf Raphaels Schulter.
Noch hatte sie sich nicht bewegt.


In der Ferne erklangen wieder schnelle Schritte.
Diesesmal wieder einzeln.


Caro runzelte die Stirn.
Wenn das wirklich Mila war, dann stimmte etwas nicht.

Sie hätte Alex niemals alleine gelassen.


Unauffällig holte sie Lyash ein.

Caro hätte es nicht überwunden, wenn ihm jetzt etwas passierte.

Die Schüler aus Benigner waren so selbstlos und hilfsbereit.
Sie war entschlossen, ihnen jegliche Gefahr vom Hals zu halten.

Avelyn achtete genau darauf, ob es immer noch derselbe Gang war.

Lyash sah ab und zu zu Gigi hinüber.

Würde sie wieder normal sein, wenn sie aufwachte?

Plötzlich krachte es ganz in ihrer Nähe.

Ein Schrank schien umgefallen zu sein.


Die Bellavia schraken auf.

Caro ging sofort in Verteidigungsposition und sah sich um.
Grace war ebenfalls neben ihr.

>> Was zum Teufel war das denn jetzt? <<
meinte Avelyn leicht nervös.

Lola blieb schweigend in Raphaels und Gigis Nähe.
Sie biss sich auf die Unterlippe.


Taya lauschte angestrengt.