Das gute/helle Viertel

Auch Raphael stand auf.

"Da hast du Recht - wir gehen besser mal nachsehen."

Während er das sagte, machte er sich bereits auf den Weg.

Felicia folgte ihm in das Wohnzimmer.

Dort lag der kleine Drache inzwischen mit ausgebreiteten Flügeln
auf dem Rücken. Seine Klauen zuckten und er grunzte leise.

Er schien bereits ein klein wenig größer zu sein als zu dem Zeitpunkt,
zu dem sie ihn gefunden hatten.

Amilia lag immernoch neben ihm auf dem Sofa und schlef
tief und fest.

Felicia lächelte.

>> Sind die zwei nicht süß?
Dein kleiner Drache scheint schnell zu wachsen, oder
kommt mir das nur so vor? <<
fragte Felicia verwirrt, als sie den Drachen musterte.

Auch Raphael musterte den Drachen.

"Ja, das kann sein...aber wie schnell wachsen
Drachen denn normalerweise?"

Felicia strich sich seufzend durch das Haar.

>> Da fragst du mich jetzt aber was.
Ich habe keine Ahnung.
Wir werden es wohl in einem Lexikon oder einem Buch
rausfinden müssen... <<

"Das müssen wir dann wohl", stimmte er ihr zu.

"Vielleicht ist es ja normal, dass sie so schnell
wachsen."

Felicia sah das kleine Ding nachdenklich an.

>> Ja, das kann auch sein.

Lassen wir die beiden erst einmal schlafen. <<
meinte sie dann und zwinkerte Raphael zu.

Raphael bemerkte das Zwinkern nicht, er musterte
noch immer den Drachen.

"Gute Idee", stimmte er ihr jedoch dennoch zu und
machte sich wieder auf den Weg zurück.

Felicia folgte ihm und musterte Raphael dabei von hinten.


Ihre Mundwinkel zogen sich unwillkürlich nach oben.

Sie sollte öfters hinter ihm gehen.

Auch von diesen Gedanken bemerkte Raphael nichts, immerhin
hatte er keine Augen im Hinterkopf.

Wieder angekommen, setzte er sich auf seinen alten Platz.

"Sie schlafen", informierte er die anderen und lächelte, als er
sich an das Bild der beiden erinnerte.

Grace freute sich.

>> Das ist toll!
Und Ami hat davor so einen großen Aufstand gemacht. <<

>> Sie macht doch immer einen Aufstand um jedes heiße Lüftchen. <<
kommentierte Rita das.

Alle grinsten und verkniffen sich ein Lachen.

Ja, wenn Amilia da war, brauchte man keine Seifenoperetten und Dramen.

Amilia war alles in einem.

Raphael musste ebenfalls grinsen.

Aber ein Drache produzierte auch eine Menge
heiße Luft...

>> Sag mal Raphael.
Hast du hier auch einige Freunde? <<
fragte Vi aus heiterem Himmel.

Ein wenig überrascht sah Raphael sie an.

"Ja - natürlich! Wieso fragst du?"

>> Ihr könntet uns ein bisschen rumführen in der Stadt, oder? <<


Grace lächelte.

>> Sie versucht, neue Renstrecken zu finden... <<

Raphael war noch immer überrascht.

"Ich dachte, ihr wohnt schon länger hier und kennt euch aus",
bemerkte er.

Die Mädchen sahen sich kurz an.

Grace lächelte leicht schief, fast entschuldigend.

>> Die Sache ist die, dass...
wir sehr viele Orte wechseln.

Und ja, es stimmt, dass wir schon etwas länger hier wohnen.
Aber wir wohnen mehr in Fabunitas.

Es ist schwer zu sagen.
Unser Los ist, dass wir uns nie richtig einleben können, solange uns
jemand im Nacken sitzt. <<
erklärte sie seufzend.

Verstehend nickte Raphael.

"Natürlich könnt ihr eine Führung bekommen",
meinte er dann.

Vi schien darüber am meisten erfreut.

>> Sag mir Bescheid, wann wir es machen! <<

Raphael blickte aus dem Fenster.

"Nicht unbedingt jetzt", stellte er fest.

Es war ein wenig zu spät, um die Stadt zu besichtigen.

Vi lachte.

>> Nein, nein!
Wenn ihr Zeit habt. <<
meinte sie mit einem Zwinkern.

Raphael grinste.

"Natürlich. Aber...
Bin ich dir etwa nicht genug?"

Vi schüttelte amüsiert den Kopf.

>> Nein, nein.
Du bist schon mehr als genug. <<

Gespielt beleidigt und herablassend blickte er sie an.

"Das klang eben noch ganz anders!"

>> Nein! Du verstehst das ganz falsch. <<
erklärte Vi mit einem Lächeln.

>> Keine Sorge, Raph, sie liebt nur dich allein. <<
tröstete Felicia amüsiert.

"Das will ich doch wohl hoffen",
grinste Raphael schelmisch.

Vi lächelte nun auch.

>> Willst du nun einen Tee? <<

"...oh. Ja."

Den Tee hatte er ganz vergessen.
Er grinste entschuldigend.

Vi schob ihm einen Tee rüber, den sie schon längst gemacht hatte.


>> Wusste ich es doch. <<