Ein frischer Wind wehte über die kleine Lichtung in Zelabur.
Doch an der obersten Spitze des Hügels ragte eine gewaltige Mauer aus merkwürdigem Holz in die Höhe.
Dahinter war ein Dorf, das sich bis in die Tiefen des Waldes erstreckte und dort verschwand.
Denn die Häuser waren nicht normal, sie waren sozusagen mit den Bäumen gebaut:
Doch zur Tarnung hatte man "normale" Häuser gleich hinter die Mauer gebaut.
Als Antigone und Nerainé in dem Dorf angekommen waren, hatte die junge Elfe zurecht gestaunt.
Denn diese Baukonstruktionen hatten große Ähnlichkeit mit einigen Elfenstädten.
Antigone hatte ihr daraufhin erklärt, dass laut einer Legende die Urahnen dieses Volkes damals mit den Elfen zusammengelebt
und -gearbeitet hatten.
Das war vor dem großen Krieg gewesen.
Denn danach waren die Elfen allmählich von der Bildfläche verschwunden und das Volk hatte sich mehr und mehr von der
zusammen erschaffenen Kultur entfernt.
Heute war es ein reines Kriegervolk, denn schon seit langer Zeit wollten viele andere Wesen und Völker die Vorherrschaft in
Zelabur und somit das zentral gelegene Dorf übernehmen.
Dies hatte schon lange nach einer Lebensänderung verlangt...
Die Nacht war angebrochen und hüllte den mystischen Wald in ein magisches Dunkel.
Nur das Dorf leuchtete noch vereinzelt, doch war das Licht durch all die Bäume vor fremden Augen versteckt.
Antigone stand an einem der Wachposten und sah schweigend in die Nacht hinaus.
Man hatte Nerainé sicherheitshalber, und gegen Antigones Willen, in eine Art Gefängnis gesteckt.
Denn leider hatte dieses Volk und ganz besonders die Führer ein großes Misstrauen gegen alles Fremde entwickelt.
Es stimmte Antigone traurig, zu sehen, dass sie selbst gegen ihre einstigen Verbündeten und Freunde, die Elfen,
ein großes Misstrauen hegten.
Aber andererseits verstand sie die Entscheidung...
man wusste nie, ob die fremde Person vor einem nicht doch ein feindlicher Spitzel war...
heutzutage war alles möglich.
Doch irgendwie tat ihr Nerainé leid...
diese Elfe war etwas Besonderes. Das hatte Antigone sofort gespürt, als sie das verlegene Lächeln der
jungen Elfe gesehen hatte, die am Ast gehangen hatte.
Sie hatte wirklich noch nie eine Elfe gesehen, die...
sie wusste nicht, wie genau sie das beschreiben sollte.. so sonderlich und faszinierend war es...
diese Elfe ... zeigte Gefühle, sie war... so sonderlich offenherzig ...
und.. menschlich.
Sie seufzte und sah zu einem etwas gruseliger aussehenden und aus Stein gebauten Gebäude, das ebenfalls am Baum hing.
Das Gefängnis...
Sie dachte noch lange nach, bis eine schöne sanfte Stimme sie aus ihren Gedanken riss.
Sie lauschte...
die Stimme sang ein Lied.
Ein Lied, das so wunderschön und übermenschlich klang, dass Antigone etwas weiter in die Richtung ging, um besser lauschen zu können.
Nerainé war die Sängerin.
Das wusste Antigone sofort, da diese Stimme einfach zu schön war, um menschlich zu sein..
und weil das Lied in einer komplett fremden Sprache gesungen wurde.
https://www.youtube.com/watch?v=SQTfVmlCi3k&feature=related (nur statt Englisch-halt Elfisch ^^)
Sie lehnte sich an das Geländer der Mauer und lauschte dem elfischen Lied.
Sie wusste ganz genau, dass genau in diesem Moment auch einige andere Dorfbewohner
in ihren Handlungen innehielten und verwundert, wie fasziniert, dem engelsgleichen Gesang lauschten...
Antigone seufzte.
Diese Elfen...
sie waren soetwas Besonderes..
es tat ihr wirklich leid für sie... dass sie gejagt und angefeindet wurden.
Und das alles nur aus Neid und Eifersucht....
Wo doch die Elfen niemals einen Krieg gewollt hatten...
Aber leider war diese Welt zu grausam...
Zu grausam, um die Guten zu verschonen.
Antigone hätte zu gern gewusst, was Nerainé sang.
Aber sie spürte, dass es etwas Bedeutsames war, etwas, dass die elfischen
Weisheiten und ihre Philosophie innehatte.
Sie lächelte ruhig und lauschte weiter.
Weswegen hatte sie ihr Land nur verlassen?
Sie würde es noch rausfinden.