Der Eingangshof

Tristan beobachtete die Frauen.
Sie waren... anscheinend noch seeehr jung im Geiste...

>> Ähm... woher kennen Sie denn überhaupt meinen Namen? <<
fragte er dann schließlich.

Beide blieben abrupt stehen.

Wieso fragte Tristan eine solche Frage?
(Azola nutzte die Gelegenheit und schnappte sich das Buch, das Lydia beinahe fallen ließ, zurück,)

"Wie meinst du das, wieso wir deinen Namen kennen? Wir sind doch Lehrer hier!"
Lydia fragte sich, ob Tristan einen Unfall gehabt und sein Gedächnis verloren hatte.
Hoffentlich nicht!

>> Tatsächlich? <<

Tristan war ernsthaft überrascht.
Er hätte nicht gedacht, dass diese Frauen seine Lehrerinnen sein sollten.


>> Aber.... ich habe Sie nie zuvor gesehen. <<
meinte er dann vorsichtig.

"Ja, hat man denn Töne..."
Azola kam sich (verständlicherweise) ziemlich…mangels eines besseren Wortes…verarscht vor.
"Du kennst uns nicht?"

"Quatsch, er kennt uns doch!", meinte Lydia.

"Mindestens er behauptet das Gegenteil."

>> Es tut mir leid...
aber ich habe sie wirklich niemals zuvor gesehen. <<
meinte er.

Solche Frauen hätte er bestimmt in Erinnerung behalten.

"Einen Moment bitte..."

Azola zog Lydia hinter sich her, weit genug von Tristan weg, dass er sie nicht mehr hören konnte.

"Irgendwas ist passiert."

"Einen Unfall hatte er nicht, oder?"

"Dann hätte er uns nicht gesagt, dass er uns noch nie gesehen hat.
Außerdem...bei Dianas Fähigkeiten hätte er wahrscheinlich keinen Gedächnisverlust.
Wenigstens nicht besonders lange."

"Und was jetzt? Sollten wir zu Solomon gehen?"

"Ja, das sollten wir. Lass uns gehen."

Tristan beobachtete die zwei Frauen dabei, wie sie sich unterhielten.

Sollte er sie denn kennen?
Und wenn ja, wieso kannte er sie dann nichtmehr?

Die beiden Lehrerinnen stapften entschlossen in Richtung Solomons Büro.

Allerdings wurde der Eindruck zerstört von Lydia, die sich umdrehte und mit einem strahlenden Lächeln "Bis dann, Tris!" rief.

>> Bis dann. <<
antwortete Tristan, immernoch verwirrt durch diese Begegnung.

>> Und was willst du ihm jetzt sagen? <<
fragte Lola Carolin, die mit bestimmten und schnellen Schritten durch den Eingangshof schritt.

Die anderen Mädchen folgten ihr.

>> Das wir ein großes Problem haben und seine Hilfe brauchen.
Nichts als die Wahrheit, Lola.

Sie haben Taya in unsere Heimatwelt gebracht.
Und wenn wir ihr dorthin folgen, dann sterben wir nach den ersten paar Stunden.
Das ist eine andere Welt. <<

>> Aber du kannst doch nicht von ihm verlangen, dass.. <<

>> Doch, das kann ich. <<
fiel Caro ihr ins Wort.


>> Dieses Miststück hat Taya in die andere Welt entführt.
Du weißt, dass sie Taya umbringen werden. <<


Avelyn verstand nicht, weswegen Carolin so gestresst und wütend war.
Doch anscheinend musste es so heftig sein, dass sie sogar schimpfte.

>> Wieso werden sie sie denn so schnell wie möglich töten wollen? <<

>> Weil sie nunmal eine Walküre ist. <<

>> Oh... <<

>> Walküren gibt es nichtmehr.
Und sie sind zu gefährlich in der anderen Welt.
Wenn sie rausfinden, dass Taya eine ist, dann
wird ihr Kopf rollen. <<

Mila verzog das Gesicht.
Sie mochte diese Vorstellung ganz und garnicht.

Avelyn sah ebenfalls nicht begeistert aus.


Alex, die einen Verband um den Kopf hatte, ging neben Caro, hatte aber, so wie die anderen,
große Mühe, ihr zu folgen.

Das war eine der vielen Sachen, in denen Caro und Taya sich ähnlich waren...
sie konnten genauso schnell gehen... und wie ein Wirbelsturm durch eine Räumlichkeit fegen.

>> Wieso können nicht nur wir.. <<
wollte Alex anfangen, schwieg dann aber.

Carolin hatte ja eigentlich Recht.
was sollten sieben Mädchen, die nicht mit ihren Kräften umgehen konnten in einer
Welt voller mytischer Gestalten und Monstern?

>> Also willst du dir ein paar Kerle holen? <<
fragte Alex ziemlich direkt.

>> Nicht unbedingt...
einfach jemanden, der uns helfen kann, die Rettungsaktion zu überleben. <<
meinte Caro ruhig.

>> Und ein paar Kerle...
so in unserem Alter. <<
meinte Alex.


>> Du bist doof... <<
kommentierte Caro das nur schmunzelnd.

So gingen sie.

Lola in den Eingangshof und blieb stehen, als sie
Avelyn an der Ausgangstür lehnen sah.


Sie hatte die Arme um ihren Körper geschlungen, da ihr anscheinend kalt war,
hatte aber anscheinend nicht vor, sich von dem kalten Eingang fortzubewegen.

Lola musste unweigerlich lächeln, als sie daran dachte wie stur Avelyn war.
Aber was zog dieses Mädchen sich auch immer so knappe Sachen an?


Sie ging zu Avelyn und blieb neben ihr stehen.

Wie sollte sie nur anfangen?

Avelyns Blick war auf die Ferne gerichtet, dann wandte sie sich aber an Lola.
>> Bist du gekommen, um mir Gesellschaft zu leisten? <<
fragte sie lächelnd und lehnte sich wieder gegen die Wand.

Lola nickte.
>> Ist dir nicht kalt? <<
fragte sie dann.

>> Ein bisschen, aber das kann ich ab. <<
meinte Avelyn.
Sie wusste ganz genau, dass Lola auf ihre Kleidung anspielte.

Lolas Lächeln verriet es ihr.
>> Du weißt, dass wir mit einem Haufen Jungen reisen werden, oder? <<
fragte sie amüsiert.
>> Die können sich auch durch warme Kleidung aufheizen. <<

Avelyn lachte und gab ihr einen freundschaftlichen Schubser.
>> Du bist doch doof. <<

Lola hatte es wieder geschafft ihre Laune zu bessern.
Sie mochte dieses Mädchen sehr.
Wenn nicht am meisten von allen Bellavia.

Sie war so... man könnte sagen normal.
Jetzt, wo sie ohne Vorwarnung in die Welt der extremen Gegensätze gefallen war,
tat es gut, ab und zu wieder etwas Gewohntes zu erleben.

Aber im Augenblick konnte sie nicht viel darüber nachdenken,
sie machte sich Sorgen.

Und automatisch wanderte ihr Blick wieder in die Ferne.
Eine Reise antreten? Sie war noch nicht bereit...
Aber zugeben würde sie das nie.
Doch was ihr nicht aus dem Kopf gehen wollte war,
wie die anderen fühlten.

Lola sah ebenfalls in die Ferne.
>> Hast du Angst? <<
fragte sie dann einfach.
Als hätte sie Avelyns Gedanken lesen können.

>> Wieso fragst du? <<
Avelyn würde sowas nie gleich zugeben.

>> Weil ich Angst habe. <<
sagte Lola und sah sie wieder an.

Avelyn lächelte etwas.
>> Ganz meinerseits. <<
Immerhin hatte auch Lola Angst.

Dann waren sie nicht alleine.

>> Ich habe Angst vor dem, was uns dort erwartet.
Auch Angst... zu erfahren, wer ich wirklich bin.
Was ist, wenn mir das nicht gefällt, was ich rausfinde? <<
fragte Lola.

Avelyn hatte sich dieselbe Frage gestellt.
>> Mir wird das egal sein.
Ich mag dich so wie du bist.
Es ist egal, woher du kommst oder was du bist. <<

Lola lächelte.
>> Danke... du weißt ja garnicht, wie sehr mich das freut. <<

>> Und mich erst. <<
meinte Avelyn frech.

Lola lachte.
>> Und wie läufst du rum, wenn es warm wird?
Nackt? <<

>> Was?! Ich glaub wohl... <<
Sie hielt inne und grinste dann spitzbübisch.

>>Aber...
wenns dir gefällt. <<
meinte Avelyn dann "zuvorkommend".
>> Dann könnte ich das machen. <<

Lola keuchte auf.
>> Ich hör wohl nicht richtig!
Du bist doch pervers! <<

>> Sagt diejenige, die ich fragt, wann ich nackt rumlaufe! <<
konterte Avelyn.

>> Na warte! <<

Avelyn ahnte es schon und rannte weg.
Das hatte Lola nicht erwartet...
aber sie ging drauf ein und rannte ihr dann hinterher.