Die Felder

Die Felder bilden den äußersten Bereich Estaryas.

Hier stehen verteilt einige Häuser, die gut verborgen sind
durch Hügel, die sich angrenzend an das Gebirge häufen.

Es gibt einige eingefrorene Teiche und Seen, die ehemalige Ausläufer
vom Hauptfluss sind, der durch Estarya fließt.

Es ist ein ruhiger Bereich, aber auch meist abgeschottet bei Schneestürmen.

Lyra überlegte.

>> Ja, ich würde es auf jeden Fall probieren. <<
versprach sie ihm.

>> Es wäre unhöflich und ungerecht, wenn ich es nicht täte, nachdem
du dir Mühhe gegeben hast. <<
erklärte sie ihm ihre Entscheidung dann.

Ganymed blickte sie mit erhobenen Augenbrauen an.
In seinem Inneren breitete sich ein wunderbar warmes
Gefühl aus.

"Wenn du meinst...ist deine Entscheidung."

Lyra nickte dazu nur und schenkte ihm ein amüsiertes Lächeln.

Er lächelte zurück.

Lyra war so hübsch...
Vor allem, wenn sie ihn so ansah.

Nachdem sie so eine ganze Weile Tee und heiße Schokolade getrunken hatten,
sich mit Kartenspielen und Pläuschen erheitert hatten und zu guter Letzt - zumindest
in Lyras Fall mit der durch Wärme begünstigten Wangenröte auch die Müdigkeit
zunahm, sah Lyra kurz auf die Uhr.


>> Soll ich dir dein Zimmer überhaupt zeigen?
Auf dem Sofa brauchst du nicht schlafen. <<
schlug sie schließlich vor.

Ganymeds Gehirn brauchte eine Weile, um überhaupt zu begreifen,
was genau da von der engelsgleichen Stimme gesagt worden war.

"Oh, äh...mein Zimmer?"

Dann hatte es das endlich geschafft.

"Ja, gute Idee."

Lyra lächelte, denn sie hatte seine Geistesabwesenheit bemerkt.

Doch ohne dies zu kommentieren, ging sie die Treppe hinauf zu
Ganymeds Gästezimmer.

Ganymed folgte ihr und musterte dabei ihren Körper genau von hinten.

Sie sah so unheimlich gut aus...

Lyra lächelte stumm vor sich hin und betrat schließlich das
Zimmer, was sie sich für Ganymed ausgesucht hatte.

>> Ich hoffe, es genügt dir für diese Nacht als Bett. <<
meinte sie und ließ Ganymed in ein kleines, behagliches Zimmer
eintreten, das eben so gemütlich dekoriert war wie der Rest des Hauses.

Ganymed lächelte.

"Es ist schön hier."

In ihrem Zimmer wäre es wahrscheinlich schon schöner...
Aber dass er überhaupt hier schlafen durfte, war doch
eindeutig ein Zeichen, dass es voranging! Da konnte man
nicht so wählerisch sein.

Lyra lehnte am Türrahmen.

>> Das freut mich. <<

Dann schien sie zu überlegen.
In ihrem Blick zeichnete sich kaum erkennbar leichte Verlegenheit ab
und vielleicht ein Hauch von Rot auf ihren Wangen, oder es war ein Trugbild.

>> Wegen deinen Schlafsachen. Ich ... <<
sie wusste nicht recht, was sie sagen sollte und suchte nach Worten.

Ganymed musterte ihr Gesicht kurz.
Wenn sie errötete, sah sie noch viel schöner aus!

"Was ist denn?", fragte er sie dann.

Sie kaute kurz auf ihrer Unterlippe.

>> Es ärgert mich, dass ich dir keine Schlafhose anbieten kann.
Wir sind nur Frauen in diesem Haus. <<
seufzte sie.

Ganymed stockte kurz, dann zuckte er mit den Schultern.

"Es wird auch ohne gehen", meinte er.

Ohne Hose im Haus eines Mädchens zu schlafen, erhöhte
den Reiz noch einmal erheblich, auch wenn es nicht in ihrem
Zimmer war.

Lyra schien kurz etwas überrascht und perplex zu sein.

Doch dann fasste sie sich wieder.

>> Ja, hm, das kannst du natürlich auch machen. <<

Sie schien gerade sehr abgelenkt.

Von den Kämpfen gegen ihr inneres Kopfkino...

"Du wirkst abgelenkt",
bemerkte auch Ganymed.

Innerlich strahlte er wie ein Honigkuchenpferd.
Also war sie wirklich an ihm interessiert, wenn
er die Reaktion richtig deutete...!

>> Oh, entschuldige.

Ich bemühe mich, dir eine gute Gastgeberin zu sein. <<
meinte sie mit einem Zwinkern, um sich und ihn abzulenken.

>> Kann ich dir sonst irgendetwas bringen oder etwas für dich tun? <<
fragte sie dann nach.

Ganymed musste unwillkürlich lächeln.
Nicht grinsen.

"Nein, das ist nicht nötig. Du bist eine
wirklich gute Gastgeberin."

Du könntest dich ausziehen und Sex mit
mir haben, fügten seine Gedanken
jedoch noch hinzu.

Lyra schien erfreut.

Sie wusste natürlich nichts von seinen schmutzigen Zusatzwünschen.

>> Falls du noch etwas möchtest, komm einfach rüber zu mir. <<
meinte sie.

>> Ich wünsche dir eine Gute Nacht. <<
flüsterte sie mit einem undeutbaren Lächeln.

Ganymed lächelte charmant zurück.

"Die wünsche ich dir auch."

Sie macht es mir wirklich schwer, ihr nicht sofort
in ihr Zimmer zu folgen, stellte Ganymed fest.
Aber ich will es mir nicht mit ihr verscherzen.

Lyra lächelte erfreut und zwinkerte ihm nochmal zu.

Dann ging sie den Gang entlang.

>> Achja!
Mein Zimmer ist das hier.
Nicht, dass du durch das Haus irrst! <<
meinte sie noch, zeigte auf eine Tür und verschwand dann amüsiert darin.

Sobald sie drin war, lehnte sie sich gegen die Tür und atmete aus.

Was ist nur los mit dir, Lyra?!

Ganymed sah sich erst einmal in seinem Zimmer um.

Er mochte wirklich, wie es hier aussah. Daran könnte
er sich gewöhnen.

Lyra stieß sich seufzend von der Tür und zog sich aus.

Dass sie einen Jungen bei sich beherbergte, den sie allmählich immer
sympathischer fand.

Wenn man ihr das heute morgen gesagt hätte, hätte sie wahrscheinlich
amüsiert gelacht.

Ganymed setzte sich ans Bett.

Was Lyra wohl gerade dachte...
Ob sie an ihn dachte?

Lyra zog sich ihr Nachtkleid an.


Sie musste wirklich aufpassen darauf, wie sich das hier entwickelte.

Nicht, dass es noch zu schwere Enttäuschungen gab.

Manchmal, da hatte Edlyn Recht, die die Gruppe vor überfreundlichen, charmanten
Männern warnte.

Mangels Nachtkleidung beschloss Ganymed,
einfach nackt zu schlafen.

Das war immerhin auch sehr bequem.

Die Dunkelheit in Lyras Zimmer wurde plötzlich durch ein kleines,
rechteckiges Licht zerrissen.

Es folgte der gefühlt zu laute Klingelton von Lyras Handy.
Das Handy bewegte sich vibrierend auf ihrem Nachttisch.

Verschlafen griff Lyra nach dem Handy und nahm den Anruf entgegen.
>> Ja? <<

Sie lauschte kurz. Dann war sie hellwach.

>> Ein Angriff? <<
fragte sie geschockt.

Doch dann erinnerte sie sich daran, dass Ganymed in der Nähe schlief und
dämmte ihre Stimme runter.
>> Seid ihr in Ordnung?
Haben sie es herausgefunden? <<

Sie lauschte erneut.
Erleichtert setzte sie sich auf und strich sich durch ihr Haar.

>> Von wem wurde sie entführt? Kopfgeldjäger also.

Sie scheint in etwas Übles verstrickt zu sein.
Ja, ich... <<

Sie überlegte kurz.

>> Ich kann hier nicht weg. Ich habe hier jemanden im Haus. <<

Sie lauschte und verzog die Mundwinkel amüsiert.
>> Nein, kein Einbrecher.
Frag nicht! Hör zu, kommt einfach zu mir.
Wir gehen in den Treffraum, sonst werden wir meinen Gast aufwecken.
Nein, er liegt nicht neben mir im Bett.
Ciara, nein wirklich. Und ja. Es ist ein Junge. <<

Lyra seufzte.
>> Ja, das mache ich.
Bis gleich. <<

Sie legte auf und rutschte an die Bettkante.

Was für eine Nacht.

Sie blickte aus dem Fenster in die Dunkelheit und verharrte kurz so.

Dann stand sie auf und suchte in ihrem Kleiderschrank etwas zum Anziehen zusammen.

Sie hoffte inständig, dass der Anruf Ganymed nicht aufgeweckt hatte.

In der Nacht wachte Ganymed auf, im ersten Moment verwirrt.
Was hatte ihn geweckt?

Da hörte er es noch einmal: Das Klingeln eines Handys.
Wer rief denn um diese Zeit jemanden an? Und auch noch Lyra?
Ein anderer Junge?

Ganymed schüttelte den Kopf. Das war es bestimmt nicht.
Obwohl...es gab nur eine Art, das herauszufinden.

Leise stand er auf und schlich in Richtung Lyras Zimmers. Dort
versteckte er sich und versuchte, das Gespräch zu belauschen.
Doch trotz seiner empfindlichen Ohren gelang es ihm nicht - Lyra
sprach einfach zu leise.

Lyra entledigte sich ihres Nachthemdes und zog die Unterwäsche noch in
ihrem Zimmer an.

Sie wollte Ganymed auf keinen Fall wecken.

Sie lief in ihrem Zimmer umher und sah sich verwirrt um.

Ihre Hose. Wo hatte sie ihre Hose hingelegt?

Seufzend fiel sie auf die Knie und robbte auf dem Boden umher.

Vielleicht hatte sie die Hose auf den Boden geworfen.