Die Felder

"Ähm...nein. Danke, dass wir hier schlafen dürfen",
bedankte sich Ganymed schnell bei ihr.

Er konnte zwar draußen schlafen, aber er konnte sich
sicherlich auch selbst einen Zahn ausschlagen. Er musste
es aber nicht.

Lenta lächelte.


>> Kommt rein.
Sonst erfriert ihr noch. <<
meinte sie mit einem leisen Lachen und ging wieder rein.

Kedar lächelte und schob Ganymed mit sich in die Herberge.

Sofort begrüßte sie angenehme Wärme und fröhliche Volksmusik.

Ganymed blickte neugierig hin und her.
Er wollte gerne sehen, wie es in der Herberge aussah,
in der sie die nächste Zeit bleiben würden.

Es war eine sehr gemütliche, große Herberge.

Selbst bei dieser Uhrzeit saßen noch einige Reisende an den
Tischen und hörten einer Musikergruppe zu,
die fröhlich spielte.

Einige waren so betrunken, dass sie mit sich einige Volkstänze tanzten
und lachten.

Die Gäste klatschten ihnen fröhlich zu.

Ganymed stellte fest, dass er an Unterkünften durchaus eine
schlechtere hätte finden können.

Es war zwar nicht Lyras Zuhause, doch es war trotzdem gut.

Die Gäste hoben amüsiert die Hände zur Begrüßung.

>> Hallo, Jungs!!
Ach, das waren noch Zeiten als ich so jung, stark und gutaussehend
war! <<
meinte einer der älteren Gäste.

Lenta lachte.

>> Sie werden immer so nostalgisch, wenn sie Leute in unserem
Alter sehen. <<
meinte sie amüsiert.

>> Oder die Herberge. Oder ein Bier.
Sie werden also eigentlich immer nostalgisch.

Ganymed, du weißt nocht nicht, wo dein Zimmer ist, richtig?
Ich zeige es dir. <<
meinte sie mit einem freundlichen Lächeln und ging voran.

Kedar hob ebenfalls grinsend die Hand.

Diese alten Männer schienen eine lustige Gesellschaft zu sein.

Gut, dass Lentas Vater nicht da war.
Dieser Mann war wirklich eine respekteinflößende Person.

Mit einem Winken in Richtung der Männer und einem vielsagenden Blick
auf Lenta folgte Ganymed ihr.

Da konnte er sie auch gleich noch nostalgischer machen!

Die Männer grinsten und klatschten sich gegenseitig auf die Schultern.

>> Hach ja! Die Jugend.
Immer nur das Eine im Kopf! <<

>> Damals da habe ich auch so ein junges Mädchen gekannt, auf
das ich richtig stand und eines Tages da haben wir... <<
und so weiter ging es los.


Lenta bemerkte von alledem nichts und führte Kedar und Ganymed in den hinteren Bereich
des Gasthauses, der nicht für die Gäste vorgesehen war.

>> Hier ist dein Zimmer.
Kedar ist in dem Zimmer links von dir. <<
meinte sie und gab Ganymed einen Schlüssel.

>> Hat dein treuer Freund.. <<

>> Vielen Dank. <<
meinte Kedar geschmeichelt.

Lenta lächelte amüsiert.

>> Hat dein treuer Freund dir auch von den Bedingungen erzählt? <<

"Äh...nein."

Bedingungen? Das klang bedrohlich...

Lenta nickte und sah vielsagend zu Kedar.

Keder zuckte entschuldigend mit den Schultern.

>> Es war irgendwie nicht die Zeit, um ihm das zu erzählen. <<

Lenta seufzte.

>> So unglaubliche Bedingungen sind das jetzt auch nicht.

Ihr Zwei sollt als Gegenleistung auf unserem Hof und in unsererm
Hasthaus aushelfen.

Ich denke, überwiegend werden es körperliche Arbeiten sein wie
Kisten schleppen und Strohballen tragen. <<
erklärte sie Ganymed.

"Ah."

Ganymed hatte schon schreckliche Dinge erwartet - wie zum Beispiel
die Regel 'keine Mädchen auf dem Zimmer' oder so etwas.

"Das ist schon okay."

>> Ach, und einige Dinge gibt es auch noch zu beachten.

Ihr sollt eure Zimmer nicht zu der Hochburg höllischer Sünden werden
lassen. <<
meinte Lenta mit einem warnenden Blick.

>> Mein Vater wird es euch schon zeigen, wenn ihm etwas nicht gefällt. <<
meinte sie dann mit einem leisen Kichern.

Kedar zuckte zusammen.

Lentas Vater.
Gemischt mit diesem Wissen war Lentas Kichern das böseste,
das er jemals gehört hatte...

>> Ja, ja!
Auf deinen Befehl. <<

Verdammt...

"Natürlich nicht. Was denkst du von uns?"

Ganymed wirkte angemessen empört.

>> So taub bin ich auch wieder nicht. <<
meinte Lenta mit einem amüsierten Blick.

Ihr Haken war gesetzt und geschluckt.

>> Wir sehen uns morgen früh!
Ich werde euch aufwecken.

Gute Nacht, Jungs! <<
meinte sie fröhlich.

Kedar hob lächelnd die Hand.

>> Gute Nacht, Lenta. <<

"Gute Nacht", sagte auch Ganymed.

Dann wandte er sich an Kedar.

"Sie wird uns aufwecken? Wie meint sie das? Wann?"

Kedar sah Lenta nach, die zufrieden davonging.


>> Ich habe das Gefühl, sie entwickelt sadistische Züge. <<
meinte er.

>> Ich habe keine Ahnung, wann sie uns aufwecken wird.
Und wie...

Sind hier versteckte Kameras? Vielleicht sind wir in einem Erziehungslager gelandet. <<

Er sah sich um.

Auch Ganymed blickte umher.

"Ich sehe nichts...du?"

Kedar schüttelte den Kopf.

>> Nein.
Wir werden wohl sehen müssen, was auf uns zukommt. <<

Ein Grinsen glitt über sein Gesicht.

>> Deine Nacht wird bestimmt von angenehmen Träumen
begleitet.
Wie gut, dass ich mir nicht ein Zimmer und - um Himmels Willen-
ein Bett mit dir teilen muss!

Stell dir vor, was das wäre, wenn wir lange hungern müssten und
dann Frühling ausbricht in dieser Eislandschaft! <<

Ganymed grinste breit.

"Mein Freund, wir sind der Frühling", erklärte er Kedar.

Den Teil mit dem geteilten Bett ignorierte er lieber.

Kedar lachte und schug ihm auf die Schulter.

>> Poetische Worte, Bruder! <<

Er nahm seinen Schlüssel raus.

>> Dann lass die Blumen sprießen in deinem Zimmer!

Wir sehen uns morgen. Hoffentlich noch ganz und in
Frühlingsstimmung. <<

"Nichts wird sie vertreiben können", versicherte Ganymed ihm
und öffnete die Tür.

"Und mit deinem Erlebnissen heute Abend...deine Stimmung wird
auch nichts verderben können, denke ich."

Kedar grinste.

>> Nein, ich fühle mich pudelwohl. <<
meinte er amüsiert.


Ganymed tat ihm ein bisschen leid.

Doch, wenn er sich anstrengen würde, hätte Ganymed sogar eine
Chance auf eine dauerhafte Beziehung mit seiner Eisprinzessin.

Das hieß: Liebe so oft und viel er wollte (wenn er geschickt und charmant agieren
würde).

Sehr beneidenswert.

>> Ich hoffe, du wirst nette Träume haben. <<
meinte er mit einem Grinsen.

"Wünsch ich dir auch", nickte Ganymed ihm zu.

"Aber sei vorsichtig mit diesen Ausdrücken, sonst frisiert dich
noch jemand zum Pudel um!"

Kedar sah ihn geschockt an.

>> Um Himmels Willen, Nein!!! <<
meinte er theatralisch und rannte in sein Zimmer.

Ganymed grinste und ging ebenfalls in sein Zimmer.