Das Land Maelif

>> Es ist anstrengend.

Aber sagen wir, es ist besser als Schmerz in vielen Weisen.

Doch lasst uns nichtmehr über diese deprimierenden Angelegenheiten sprechen.


Erzähl mir doch lieber, was ein Prinz in seiner Freizeit tut. <<
schlug sie lächelnd vor.

"Ich bin viel außerhalb des Schlosses", erzählte Fingolfin
bereitwillig. "Meistens im Wald, aber manchmal auch in
der Stadt..."

Hier machte er eine kurze Pause.

"Und was tut eine Prinzessin?", fragte er dann lächelnd.

Aurora sah ihn amüsiert.

>> Eine Prinzessin dinniert viel und spielt Musik im Anwesen.
Sie verlässt es also selten.

Eine Prinzessin wie ich dagegen springt nach dem Dinnieren und dem Musizieren
aus dem Fenster und begibt sich ebenfalls in den Wald und auf das Feld
für eine schöne, lange Lektüre. <<
erklärte sie lächelnd.

Nun lachte Fingolfin los.

"Das klingt doch schon besser! Ein Fenster zum
Herausspringen kann ich dir leider nicht anbieten -
aber ich könnte dir die Umgebung zeigen. Und
einige seltener begangene Wege aus dem Schloss."

Aurora lächelte begeistert.

>> Ich wäre äußerst erfreut!! <<

"Nun, dann folge mir",
lächelte Fingolfin und trat durch die Tür.

Er freute sich, dass Aurora freundlich war
und nicht wie Juran.

>> Sehr gern. <<

Aurora folgte ihm.

Sie schien einen Bruder gewonnen zu haben, der etwas mehr mit ihr
gemeinsam hatte, als die halbe Blutlinie.

Fingolfin führte sie einige Gänge entlang, bis sie
in eine Sackgasse kamen.

Hier legte er eine Hand auf ein Gemälde an der
Wand und schien nach etwas zu suchen.

>> Sagt nicht, dieses Gemälde ist ein Durchgang! <<
meinte Aurora überrascht.

>> Ich hatte geglaubt, es wären nur Märchen. <<

"Nun...es ist nicht das Gemälde."

Fingolfin grinste und drückte auf etwas am Rahmen.

Neben dem Gemälde schwang eine in der Wand
verborgene Tür auf.

Aurora musterte die Wand fasziniert.

>> Ah, so geht das natürlich auch. <<
meinte sie beeindruckt.

"Das ist vermutlich ein Fluchtweg, falls das Schloss angegriffen wird",
erklärte Fingolfin, während er hineintrat. "Allerdings weiß kaum jemand
davon. Im Ernstfall gibt es auch andere Wege.
Allerdings kommt man hier nicht wieder ins Schloss hinein", merkte er
an. Immerhin war es ein Fluchtweg, und man wollte in so etwas keine
Feinde haben.

>> Ja, das klingt vernünftig. <<
stimmte Aurora ihm zu.


Jeder schlaue Baumeister sollte davon ausgehen, dass man in dieser
Welt nunmal als Herrscher nicht nur Freunde haben konnte.

"Wie man wieder hineinkommt, zeige ich dir später",
versprach Fingolfin.

Dann ging er voran.
Zusätzliches Licht brauchten sie keines, durch geschickt versteckte
Spalten in den Wänden und der Decke drang Licht in den Gang.
"Sei aber leise, draußen hört man beinahe alles, was hier vor sich
geht."

Die Tür schloss sich hinter ihnen.

Aurora nickte und folgte ihm.

Es tat gut, wieder die leichte abenteuerliche Anspannung zu fühlen.

Und den Geschmack von Verbotenem in der Luft.

"Hast du ein Pferd mitgebracht", fragte Fingolfin plötzlich
mit gedämpfter Stimme.

Wenn sie keines hatte, würde sie auch ein anderes aus
den Ställen nehmen können, doch es war immer besser,
wenn ein Pferd an seinen Reiter gewöhnt war.

Aurora seufzte.

>> Nein, ich durfte es nicht mitnehmen.

Meine Mutter hatte Angst, dass ich wieder so einen Schwachsinn mache.
Wie jetzt. <<

Sie musste lächeln.

Wenn ihre Mutter wüsste...

Fingolfin blickte sie für einen Moment mitfühlend an,
dann meinte er:
"Nun, bis du sie davon überzeugt hast, dass es zu
ihrem Besten ist, es nachkommen zu lassen - oder du
dein eigenes Pferd stiehlst - kannst du ein anderes reiten.
Es gibt genug."

>> Vielen Dank. <<
meinte Aurora lächelnd und folgte ihm wieder.

Schließlich kamen sie an eine weitere Wand.
Hier war jedoch ein Schiebegriff zu sehen.

Fingolfin griff danach und öffnete die Tür.
Dabei zuckte er leicht zusammen.

"Willkommen in der Freiheit!", verkündete er.

Nachdem Fingolfin dafür gesorgt hatte, dass ihre Pferde
gesattelt wurden, zeigte er Aurora den geheimen Weg
direkt hinter der Mauer entlang, wo sie von niemandem
aus dem Schloss entdeckt werden konnten.
Lediglich Wachen konnten sie dort sehen, und die würden,
falls sie nicht direkt befragt wurden, niemandem etwas
davon erzählen.

Aurora war begeister und freute sich auf den Ritt.

Soetwas hatte sie zu Hause niemals machen können.

Sie lächelte Finfolgin erfreut zu.

>> Dann lass uns davonreiten, Bruder. <<

Ein ungewohnter Satz zu einer Person in einer ungewohnten Verbindung.

Fingolfin lächelte freudig.

"Liebend gerne, Schwesterherz."

Auch für ihn war es ungewohnt, doch er hatte mit Juran bereits einen
Vorgeschmack darauf bekommen können, wie Geschwister noch sein
konnten.
Zum Glück war Aurora so, wie sie war!

Er trieb sein Pferd an und galoppierte in Richtung des Waldes.

Auroras Augen glitzerten glücklich.

Sie trieb ihr Pferd an und galoppierte Fingolfin hinterher.


Dieses Gefühl von Freiheit. Es war berauschend!

Fingolfins Lächeln wurde breiter, als er Auroras Pferd hinter sich hörte.

Es freute ihn, dass seine Schwester eine gute Reiterin war. So war es
wesentlich einfacherer, ihr die Umgebung zu zeigen.

Und es machte einfach viel mehr Spaß!

Aurora freute sich über diesen Ausflug.

Sie genoss den Wind auf ihrer Haut und in ihren Haaren.

Und sie genoss Fingolfins Gesellschaft sehr.

Ihre Vorfreude stieg. Darauf, was er ihr zeigen wollte.

Als sie den Wald erreichten, zügelte Fingolfin sein Pferd ein wenig.
Der Boden würde uneben sein, und es sollte nicht stolpern.

Er warf einen Blick auf Auroras Gesicht.

"So etwas machst du nicht oft, oder?"

Aurora verlangsamte ihr Pferd ebenfalls.

Sie erwiderte Fingolfins Blick und schüttelte den Kopf.

>> Nein, das war zu wild und meines Geschlechts nicht erhaben genug.

Ich sollte eher Tischmanieren und andere Fertigkeiten in diesem Bereich erlernen. <<

Fingolfin grinste breit.

"Dann wird es allerhöchste Zeit", stellte er fest.

Ein Wettreiten auf dem Rückweg...das wäre sicherlich
ein guter Anfang, dachte er bei sich.

Aurora lächelte.

>> Was möchtest du unternehmen? <<