Der Jungenflügel

Auch Selin hielt nicht lange stand und spannte sie mehr an, als ihr Höhepunkt näherkam.

Schließlich war der Moment erreicht.

Nekir wurde so mitgerissen, dass er Selin nicht mehr richtig festhielt.

Auch sie kam mit einem leisen Aufschrei zu ihrem Höhepunkt.

Doch sie erholte sich viel schneller und trat ihn dann "freundlicherweise" von ihr runter,
sodass er auch noch aus dem Bett flog.

Dann blieb sie keuchend liegen und erholte sich von ihm.

"Uff!"

Diese freundschaftliche Aufmerksamkeit raubte Nekir für einen Moment den Atem.
War Selin immer so zuvorkommend?

Seine Erholung dauerte durch diese gutgemeinte Geste noch etwas länger.

Selin sah keuchend an die Decke.

>> Mach das...niewieder. <<
meinte sie.

"In Ordnung..."

Dann mache ich es das nächste Mal anders.

Nekir dachte gar nicht daran, in der nächsten Zeit aufzuhören.
Selbstverständlich nur so lange, wie keine direkte Lebensgefahr bestand.

Sie blieb noch ein bisschen liegen und kämpfte mit widertsrebenden Gefühlen.

Nekir rappelte sich langsam wieder auf.

"Ich sehe nicht ein, warum du das Bett kriegst und ich nicht...
Ist doch meins...", grummelte er.

Sie lächelte etwas.

>> Weil ich es so sage. <<

"Ja, und ich sage, dass das nicht fair ist, also kommst du jetzt gefälligst da raus!"

Nekir wollte in sein Bett, sich zusammenrollen, aufspringen und seinen Schwanz jagen.
Natürlich als Wolf.

Selin sah ihn unbeeindruckt an, setzte sich dann aber auf und zog sich ihre unfreiwillig ausgezogenen Sachen wieder an.

>> Du bist wie ein Tier... du bist ja auch eins...
kein Wunder, dass du so tollwütig bist.
Es ist ja auch Frühling.
Aber im Wald warten so viele paarungsfreudige Wölfinnen auf dich. <<
meinte sie ruhig.

"Ich bin ein Mensch, der sich in ein Tier verwandeln kann", berichtigte er.
"Hinter Wölfen bin ich genausowenig her wie hinter Ameisen."

>> Bist du ein notgeiler Kerl oder ein paarungsfreudiger Halbmensch? <<
fragte sie ihn ruhig.

"...ein notgeiler Kerl", entschied er.

Ein Halbmensch war er nicht!
Konnte man das denn nicht sehen?

Selin seufzte.

>> Wie bist du überhaupt auf mich gekommen? <<

Das interessierte sie nun wirklich.

Denn in all der Zeit, in der sie für ihn geschwärmt hatte, hatte er sie eindeutig nicht bemerkt...
und auch nicht wirklich notgeil gewirkt.

"Na ja...
Ich hatte dich gesehen...und wollte Sex mit dir haben.
So einfach ist das."

Komplizierter war es wirklich nicht gewesen.
So dachte Nekir nicht.

Selin hob etwas angenervt eine Augenbraue.

Wie einfach diese Kerle nur immer gestrickt waren.

>> Du hattest deinen Spaß mit mir und kannst dir ja jetzt die nächste Partnerin suchen. <<
meinte sie und stand auf.

"Ja, mal sehen..."

Jetzt übernahm Nekir das Bett und streckte sich darauf aus.

>> Nichts mal sehen....
du bist echt faul. <<
meinte sie.

"Wölfe brauchen auch mal ne Ruhepause...
Und jetzt raus."

Nekir machte mit der Hand eine scheuchende Bewegung.

Doch das hätte er nicht sagen dürfen.

Denn schon verwandelte Selin sich in ihre angsteinflößende und bosartige Furiengestalt und gab einen
wütenden dämonischen Schrei von sich.

Nekir hatte nicht genug Zeit, um auf irgendeine Weise reagieren zu können.
Denn schon war sie bei ihm, packte ihn am Bein und nutzte den Schwung aus, um ihn durch die nächsten fünf Wände zu schleudern.

Nekir hatte etwas getan, dass niemand jemals hätte tun dürfen...

und dafür würde er büßen.
Selbst, wenn es ihm das Leben kostete.

Denn all diese menschlichen, dummen Gefühle waren weg, sobald Selin zur Furie wurde.

Es gab also auch keinen Schutz durch ihre Gefühle für Nekir.


Nekir kam erst in Thanos Zimmer wieder auf.
Dieser saß gerade an seinem Schreibtisch und sah über die Schulter.

>> Oh... hallo Nekir. <<

"...hallo..."

Und nach diesem Wort tat Nekir das, was man normalerweise tut, wenn man Wänden zu einem neuen Durchbruch für ein Fenster verholfen hat.
Er verlor das Bewusstsein.

Doch Selin hatte keinerlei Mitleid.

In ihrem Sinn war nurnoch eine Sache...
Zerfetzen.


Und so schoss sie durch die Wände, direkt auf den ohnmächtigen Nekir zu und griff ihn abermals an.

Nekir erlitt ein paar sehr schwere Verletzungen, doch dann
wurde Selin durch einen schwarzen Strahl an die Wand geschossen.


Und das lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Thanos.

Der stand an seinem Schreibtisch und sah sie an.

Schon schoss Selin auf ihn zu und beförderte ihn aus dem Fenster.
Der Schreibtisch krachte mit voller Wucht auf Nekir.

Selin hatte vor, ihn gleich zu zerfetzen.
Doch erst musste sie ihrem noch wachen Feind den Rest geben.

Und so schoss sie mit einem weiteren Furienschrei aus dem Loch in der Wand in die Tiefe.
Hinter Thanos her.

In das nun nicht ganz verlassene, aber dennoch stille Zimmer kam eine Person.
Kopfschüttelnd betrachtete sie das Durcheinander.

"Was ist denn nun hier wieder passiert?
Das darf der, der daran schuld ist, schön selbst reparieren..."

Dann fiel ihr Blick auf Nekir und sie zog ein kleines Stück Papier aus der Tasche, das sie in seine Richtung warf.

"Räum das weg, hol ihn raus und bring ihn ins Krankenhaus", befahl Sfinx der Karte, die allerdings schon zu einer kleinen, muskelbepackten Kreatur geworden war.
"Dann komm zu mir."

Das Wesen nickte und machte sich an die Arbeit, während die Lehrerin wieder ging.

Wirklich...was hätte er gemacht, wenn ich nicht gekommen wäre?


Kurz darauf schleppte die Kreatur Nekir ohne größere Probleme raus.

Selin kam kurze Zeit später und rastete nochmehr aus, weil
Nekir nichtmehr da war.

Sie würde ihn noch kriegen!

Wutentbrannt flog Selin aus dem Fenster und verschwand.

Schließlich hatte Ianus ohne weitere Probleme Bahamuts Zimmer gefunden.

Problem 1 gelöst, Problem 2 entstanden.
Die Tür ging nicht auf. Und Bahamut öffnete nicht.
Dabei war sich Ianus ziemlich sicher, dass er dort drinnen war.

Seufzend drehte er um.
Wie konnte man sonst noch in den Raum gelangen?

Dann fiel Ianus auf, dass etwas weiter hinten eine Tür offenstand.
Konnte man vielleicht durch das Fenster einsteigen?
Soweit er wusste, schlief Bahamut oft bei offenem Fenster.

Entschlossen ging er zur offenen Tür und blickte hinein.
Der Raum war leer.

Was sucht denn das Loch in der Wand?
...na ja, das ist wahrscheinlich nicht meine Angelegenheit...

Ianus ging durch den Raum und öffnete das Fenster.
Und tatsächlich: In der Gegend, in der Bahamuts Zimmer sein musste, stand ein Fenster offen.
Jetzt musste er nur einen Weg finden, wie man dorthin kam, ohne seeeeehr weit abzustürzen.

Seufzend schwang sich Ianus aus dem Fenster und landete auf einer schmalen Plattform aus Licht, die scheinbar aus der Wand gewachsen war.

Jetzt bin ich auch noch ein Einbrecher...
Ich sollte mich beeilen, bevor ich gesehen werde.
Mit dem Licht bin ich hier ja auffälliger als ein Elefant im Streichelzoo...

Er unterließ es, hinabzublicken, und rammte stattdessen vier Stäbe aus Licht in die Mauer, zwei für die Hände und zwei für die Füße.
Der Abstand zum offenen Fenster schien ihm unüberbrückbar zu sein...

Ich schaffe das...ich schaffe das...ich schaffe das nicht...nein, ich schaffe das!

Er überlegte kurz.
Die Stäbe unter seinen Füßen machten das Ganze zu kompliziert...
Schweren Herzens nahm er seine Füße von ihnen herab, ließ sie herabbaumeln und hing nur noch an seinen Armen.

Au...mehr Training vor solchen Stunts wäre vielleicht empfehlenswert...

Langsam arbeitete er sich zum Fenster vor.
Dort angekommen, zog er sich am Fensterbrett hoch.

"Oh...
Falsches Zimmer..."

Warum passieren solche Sachen immer mir?

Taldan saß in seinem Zimmer und sah Ianus dann verwirrt an.
>> Was soll das? <<

Er hatte es nicht oft, dass irgendwelche Jungen in sein Zimmer sprangen.

"Ich...äh, dachte, das wäre das Zimmer von einer anderen Person..."

Verdammt...im besten Fall darf ich die ganze Strecke wieder zurückklettern...
Und im schlimmsten Fall schmeißt er mich hier rückwärts runter.
...kein Fall davon klingt wirklich gut...

Taldan sah ihn etwas düster an.

>> Dann musst du wohl weiterklettern. <<
meinte er.