Das Schlemmerviertel

>> Ja, das stimmt. <<
meinte Lyra amüsiert und lehnte sich zurück.

>> Was habe ich dir nocheinmal versprochen? <<

"Einen Kaffee", beantwortete Ganymed ihre Frage.

Und deinen Körper...

>> Achja, richtig.
Den könnte ich dir doch niemals abschlagen. <<
meinte sie mit einem Zwinkern.

Sie sah kurz zu dem Cafébesitzer.

Dieser kam auch gleich mit einem Notizblock zu ihnen.
>> Hallo, kleine Lyra.
Nein, entschuldige, du bist ja schon so groß!
Für mich bist du aber immernoch die kleine Rennmaus, die
durch das Café flitzt. <<
meinte er sentimental.

Lyra lachte.
>> Danke! <<

Er sah zu Ganymed.
>> Und einen jungen Mann hast du auch mitgebracht.
Was möchter ihr beiden denn? <<

>> Wir hätten gerne beide einen Kaffee. <<
meinte Lyra lächelnd.

>> Kommt sofort. <<
Der Mann ging.

Rennmaus...das war doch mal ein interessanter Name!

"Du bist also nicht nur eine Eiskönigin, sondern auch
noch eine Rennmaus", bemerkte Ganymed.

Lyra sah etwas verlegen zu ihm.

>> Früher war ich in diesem Café immer sehr aufgedreht.
Das lag wohl an der ganzen heißen Schokolade.

Und dann bin ich immer durch das Café gelaufen und habe irgendwelche
Abenteuer gehabt.

Manchmal waren die Gäste böse Spione.
Manchmal habe ich sie auch wie im richtigen "Erwachsenenleben"
bedient. <<
erzählte sie amüsiert.

Ganymed lachte.

"Da wäre ich gerne dabei gewesen!"

Lyra war früher bestimmt niedlich gewesen.

>> Das glaube ich dir.
Die Leute erzählen und lache immernoch gerne darüber. <<

Sie sah ihn an.

>> Wie warst du als Kind? <<

"Na - ziemlich wild, würde ich sagen."

Ganymed grinste breit.
Teilweise war das noch untertrieben.
Er war immerhin ein Werwolf.

>> Wild, ja?
Hast du den Erwachsenen etwa viele Streiche gespielt? <<
fragte sie amüsiert.

"Ja. Ich war geradezu berüchtigt!"

Warum nicht ein wenig angeben...

>> Der kleine Teufel Ganymed? <<

Lyra musste lachen.

>> So ein böser Junge warst du also! <<

Ganymed grinste.

"Wer sagt, dass ich nicht mehr so bin?"

Lyra sah ihn überrascht an.

>> Bist du also?
Na gut, ich kann ja noch nicht richtig sagen,
wie du bist.

Wir kennen uns nur wenig.
Aber ich bin sicher, das wird sich ändern. <<
meinte sie zuversichtlich und zwinkerte ihm zu.

Ganymed hätte vor Freude im Dreieck springen können.

Es sah ganz so aus, als würde das mit Lyra ein Riesenerfolg
werden!

Der alte Mann kehrte mit den heißen Getränken zurück.


Mit einem fröhlichen Lächeln stellte er sie auf den Tisch.
>> Hier die Getränke für euch, meine Kinder. <<

Lyra nahm ihren Kaffee lächelnd in die Hand.
>> Vielen Dank. <<

Der Mann sah die beiden kurz amüsiert an und ging wieder.

Auch Ganymed nahm seinen Kaffee, trank ihn aber noch nicht.
Er war ihm viel zu heiß.

"Danke für den Kaffee übrigens", meinte er dann.

>> Kein Problem.
Für den Fortschritt, den du heute gemacht hast, spendiere
ich dir gerne einen Kaffee. <<
erklärte Lyra ihm.

Sie war ganz schlau, denn sie hatte sich mit ihren Kräften den Kaffee auf
eine angenehme Temperatur runtergekühlt.

>> Soll ich deinen Kaffee etwas abkühlen lassen? <<
fragte sie, als sie sein Problem bemerkte.

"Ja, das wäre nett."

Eisfähigkeiten waren in einer Stadt wie dieser
sicherlich nützlich, stellte Ganymed fest. Man
fror sich nicht den Hintern ab, was bei Lyra
auch wirklich eine Schande gewesen wäre, man
konnte Leute, die man nicht mochte, ausrutschen
lassen, ohne verdächtigt zu werden, und wenn
man seine Kräfte aus der Umgebung zog, hatte
man immer eine Quelle zur Hand.

Seine Lyra war wirklich toll angepasst! Sie konnte
sogar den Kaffee abkühlen!

Lyra nahm seine Tasse in ihre Hand.

Man sah im Bruchteil einer Sekunde, wie sich eine kleine Eisschicht von der Stelle
aus, an der ihre Hand die Tasse berührte, über die ganze Tasse verteilte.

Dann reichte Lyra Ganymed die Tasse.
>> Ist das so kühle genug? <<

Wie zufällig strich Ganymeds Hand über ihre,
als er seinen Kaffee entgegennahm.

Dann probierte er.

"Ja, perfekt!"

Lyra schien nichts dagegen zu haben.

Erfreut lächelte sie.
>> Das ist schön. <<

Zufrieden trank Ganymed einen Schluck Kaffee,
ließ dabei allerdings Lyra nicht aus den Augen.

Lyra trank ebenfalls.

Sie legte die Tasse dann jedoch weg und zog sich die Jacke aus.

>> Von dem Kaffee wird einem wirklich warm. <<
meinte sie amüsiert.

"Oh ja..."

Ganymeds Augen klebten an gewissen anatomischen
Merkmalen, die Lyra nun wesentlich besser zeigte als
mit Jacke.

"Da hast du Recht."

Auch ihm war sehr warm, also zog er auch seine Jacke
aus.

Diese Gelegenheit ließ Lyra sich natürlich nicht nehmen.

Sie trank entspannt aus ihrer Tasse, doch ihr Blick
schwenkte manchmal zufällig zu seinem Körper.

Und fixierte sich wieder beeindruckt auf die Tasse.

Sie hätte nie erwartet, dass Ganymed einen solchen Stahlkörper
besaß.

Ganymed genoss unterdessen den Ausblick auf ihren Körper.

Die Kurven waren genau richtig, wie sie sein mussten, um
perfekt zu wirken - und auch zu sein.

Lyra trank wieder ihren Kaffee.

>> Und du bist hier mit Kedar hergezogen? <<
begann sie ein neues Thema.

"Ja - ein neues Leben anfangen und so was."

Er grinste.

"Und die schöne...Atmosphäre genießen."

Lyra lachte.

>> Du musst ja richtigen Mist angestellt haben,
dass du sogar ein neues Leben beginnen willst. <<

"Nein..."

Ganymed schüttelte grinsend den Kopf.

"Das alte war nur zu langweilig."