Das gute/helle Viertel

Dieses Stadtviertel ist von vielen 'guten' Leuten bewohnt.

Hier passieren meist nicht viele Verbrechen.
Es ist sehr sicher.

Nach kurzer Zeit erreichte die Gruppe um Grace, Felicia, Videline und Raphael
das Haus.

Grace holte den Schlüssel raus, sah sich nocheinmal kurz um und öffnete dann
die Tür.

Felicia war wie aus dem Nichts dicht hinter ihr.

>> Na, suchst du jemanden? Vielleicht deinen heimlichen Verehrer? <<

Grace lächelte süffisant.
>> Als ob DU es jemals erfahren würdest. <<
sagte sie neckend und stolzierte in das Haus.

Felicia verzog eine Grimasse.
Sie, Felicia, sollte ein Geheimnis nicht in Erfahrung bringen können?
Das war wie ein Stich in ihr Herz.

>> Du legst mich doch rein! <<
maulte sie und folgte Grace.

Videline war die ganze Zeit neben Raphael gegangen und schmunzelte,
als sie die sich anbahnende Diskussion zwischen den zwei Bellavia sah.

Raphael grinste still und leise in sich hinein.

Felicia schien sich ja sehr sicher zu sein, dass
sie über sämtliche romantische Vorkommnisse
im Haus informiert war.

Grace verschwand in der Küche und wurde dabei von Felicia
patrouiliert.

>> Komm, es war doch der Junge in deiner alten Klasse, den du die
ganze Zeit so komisch angegrinst hast!
Hoffst du, dein Prinz folgt dir mit dem Zug? <<
hakte Felicia weiter nach.

>> Oder ist es der Kellner in der Kneipe gewesen, hm? <<

Videline schloss die Tür hinter ihnen.

>> Hach, Raphael.
Irgendwie tust du mir ja ein bisschen leid.
Felicia ist manchmal schwer zu ertragen. Wie der Rest von
uns. Ein Junge im Hühnerstall. <<

Raphael lächelte leicht.

"Wenn es mir zu viel wird, gehe ich Addy besuchen.
Dann weiß ich wieder, was 'zu viel' sein kann."

Vi lächelte.

>> Stimmt. Ich habe deine Schwester ganz vergessen.
Für eine von uns ist sie wohl schlimmer als wir alle zusammen. <<
schmunzelte sie.


Als hätte sie die Anspielung auf sich verstanden, wachte Rita auf.
Doch waren es eher die Geräusche der gerade angekommenen Gruppe
als ihre Erwähnung, die sie sowieso nicht gehört hatte.

Verwirrt blickte sie in dem stockdunklen Zimmer drein.
Erst, als sie versuchte, sich zu erinnern, wie sie in das Bett gekommen war,
spürte sie ein leichtes Unwohlsein.

Alkohol. Ich bin angetrunken. Stark muss es gewesen sein, wenn ich die
Wirkung noch spüre...
dachte sie irritiert.

Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
Addy!!
Alarmiert sah sie sich um.

Raphael grinste ein wenig gequält.

"Ja, sie scheint ein neues Spielzeug gefunden zu haben."



Addy war verschwunden, als wäre sie niemals da gewesen.
Genau wie die Flaschen, abgesehen von einer. An ihr klebte
ein kleiner, handgeschriebener Zettel.

Vi seufzte.

>> Ich hoffe nur, die beiden machen keinen Mist und es wird eine ernste
Sache daraus. Möchtest du einen Tee? <<



Rita strich sich die leicht zersausten Haare aus dem Gesicht und richtete ihre
Kleidung, den kleinen Zettel immer im Blick.

Dabei merkte sie, dass jemand ihre Bluse gefährlich weit geöffnet hatte.
Eine scharfe Röte schoss ihr ins Gesicht.
So schnell wir möglich knöpfte sie ihre Bluse wieder zu und verfluchte
Addy mit ein paar leise geknurrten Worten.

Dann stand sie auf, ging auf die einzelne Flasche zu und nahm den Zettel.

"Ja, gerne."

Raphael war sich selbst nicht sicher, worauf seine Schwester in dieser
Sache hinauswollte.



Falls du einen Kater hast, stand darauf, dann ist hier das beste
Gegenmittel!
Küsschen!
Addy

Videline ging mit ihm in die Küche, wo Felicia und Grace gerade am Reden
waren.

Oder eher Felicia war am Reden und erzählte ihr, was Stalker alles für schlimme
Sachen machen konnten und Grace vergrub sich im Kühlschrank, um die Milch
für ihren Kakao zu suchen.

Ein halbherziges "Mmh." kam immer von ihr, wenn Felicia gerade eine Atempause
einlegte.

Vi lächelte amüsiert.
>> Welchen Tee möchtest du? <<
fragte sie Raphael.

>> Und was erst, wenn er an deine Schlüssel kommen würde.
Hast du daran mal gedacht, Grace? <<

>> Mmmh. <<

>> Ich glaube eher nicht! So wie du manchmal aus dem Haus stürmst. <<


Rita sog scharf Luft ein.
Diese Frau machte sie noch fertig.

Aber diese Fürsorge war doch ganz rührend.

Sie hielt inne.

Nein, war sie nicht!
Angenervt knüllte sie das Papierchen zusammen und warf es in den Mülleimer.
Dann stampfte sie aus dem Zimmer, um sich abzulenken.

"Schwarzen, wenn ihr habt", antwortete Raphael auf die Frage
und hörte amüsiert den beiden anderen Mädchen zu, wie sie
sehr einseitig diskutierten.

Bemerkte Felicia denn nicht, dass Grace ihr nicht zuhörte? Oder
ignorierte sie es einfach?

Videline nickte und kramte in einem der Schränke nach Tee.

>> Wollt ihr auch Tee? <<
fragte sie Felicia und Grace.


>> Ja, gerne. Kräuter wäre super! <<
meinte Felicia.

>> Mmmh. <<
kam von Grace.

Felicia sah zu Raphael und lächelte.

>> Setz dich doch zu mir auf den Barhocker. <<
winkte sie ihn zu sich.

Lächelnd setzte sich Raphael zu Felicia.

"Hast du Grace jetzt genug Vorhaltungen gemacht?",
fragte er.

Felicia seufzte.

>> Sie hört mir garnicht zu.
Das macht die doofe Nuss immer, wenn ich in Fahrt komme. <<

Von hier aus sah man Grace nur von hinten, wie sie sich, beschäftigt wie sie war,
nach vorne in den Kühlschrank beugte.

>> Eine tolle Aussicht hat man von hier. <<
meinte Felicia grinsend.

>> Und selbst das fällt ihr nicht auf.
Weißt du, sie sucht ja garnicht die Milch.
Sie sucht etwas, das ich im Kühlschrank vor ihr versteckt habe. <<
freute Felicia sich.

Bei der Aussicht musste Raphael Felicia zustimmen, doch eine Sache
interessierte ihn noch mehr.

"Was hast du denn vor ihr versteckt?"

>> Schokolade.

Sie liebt eine gewisse Schokoladenart, die ich immer bunkere. <<
erklärte Felicia ihm mit einem triumphierenden Grinsen.


Grace seufzte und zog die Milch aus dem Kühlschrank.

Raphael nickte langsam.

"Gut zu wissen."

Falls er sie also einmal bestechen wollte, wüsste er nun, wie.

>> Nichts gefunden, mein Schatz? <<
stichelte Felicia mit einem diabolischen Lächeln.

Grace sah sie nur mit einem trotzigen Blick an und stellte sich neben Vi.

In diesem Moment kam Rita rein.

Sie sah sehr verschlafen aus.

Felicia drehte sich auf ihren Barhocker.

Dabei streifte sie wie durch Zufall Raphaels Oberschenkel,
gefährlich nahe an seinem teuersten Punkt.

Sie schlug die Beine übereinander und betrachtete Rita amüsiert.

>> Na, Ritalein?
Was habt ihr beiden da oben so lange getrieben? <<
Die Betonung lag natürlich auf dem letzten Wort.

Rita sah Felicia mit ihrem typisch kühlem Blick an.

>> Rein garnichts. <<
knurrte sie.

>> So siehst du aber garnicht aus! <<

Als Felicia ihn streifte, zuckte Raphael kurz überrascht zusammen.
Doch dann sammelte er sich wieder.

"Hat Addy wieder etwas angestellt?",
fragte er Rita ein wenig resigniert.

Rita schien kurz nachzudenken.

>> Hm, ich denke nicht.
Zumindest hat sie mich betrunken und ich habe nichtmehr viel mitbekommen. <<

>> Also würdest du es auch nicht wissen, wenn sie etwas mit dir gemacht
hätte! <<
gab Felicia amüsiert zu bedenken.

Rita warf ihr einen bösen Blick zu.

Raphael überlegte kurz, dann zuckte er mit den Schultern.

"Ich glaube nicht, dass sie etwas gemacht hat, wenn das so ist.
Das wäre ihr wohl nicht lustig genug."

>> Deine Schwester ist unmöglich. <<
beendete Rita das Thema und ging um die Inseltheke herum
zu Vi und Grace, die geschäftig die Getränke zubereiteten.

>> Was habt ihr eigentlich gemacht? <<
wollte sie wissen, während sie sich zwischen Vi und Grace an den Arbeitstisch
lehnte.

Vi holte gleich eine weitere Tasse Tee raus.

Raphael blickte ausdruckslos hinter Rita her.

Seine Schwester war eindeutig ungewöhnlich, gewöhnungsbedürftig
und gelegentlich ziemlich störend, und Rita hatte sie auch schon
ziemlich übel mitgespielt...
Aber unmöglich war sie deswegen doch noch nicht!

...aber vielleicht verbrachte er auch einfach zu viel Zeit mit ihr.

>> Wir haben uns ein bisschen in der Kneipe amüsiert. <<
erzählte Felicia ihr fröhlich.


>> Und einen Verfolger abgeschüttelt. <<
fügte Grace hinzu.

Rita nickte.
Dann sah sie verdattert drein.
>> Was? Ein Verfolger?! <<

"Der ist jetzt auf dem Weg in eine andere Stadt",
informierte Raphael sie.

Wie Vi das geschafft hatte, faszinierte ihn noch immer.

Rita schien sich wieder zu entspannen.

>> Oh, das ist gut.
Dass sie uns so schnell aufspüren.... <<

Sie runzelte besorgt die Stirn.

Grace stellte sich neben sie.

>> Hey, wir werden vorsichtiger sein müssen, aber
vorerst sind wir sie losgeworden.
Sie sind dank Vo auf einer falschen Fährte. <<
versuchte sie, Rita zu beruhigen.

Rita schwieg kurz und sah dann zu Raphael, während sie sprach.

>> Ja, ich will nur nicht, dass sie diese... Dinger schicken.
Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn Raphael oder euch etwas zustößt.
Keine Dummheiten ab jetzt. <<
warnte sie und sah dabei zu Felicia.

Felicia verzog die Mundwinkel.

"Ja, ja, ich bin mal wieder der Außenseiter",
murrte Raphael. Doch dabei grinste er und
zwinkerte den Mädchen zu.

Grace lächelte amüsiert.

>> Nein, sagen wir, du bist auf der bevorzugten Position. <<

Felicia grinste in sich hinein.
Damit hatte sie Recht.

"Oh, ich fühle mich geehrt!"

Raphael grinste.

Grace erwiderte sein Grinsen.

Die anderen vergnügten sich gerade mit dem Tee.

Da fiel Felicia wieder etwas ein.

>> Was ist denn eigentlich mit dem kleinen Drachen?
Amilia ist bei ihm gewesen. Aber es ist so still. <<

Sie rutschte vom Barhocker herunter.
>> Besser, wir sehen kurz nach. <<