Yliae - das verborgene Land

>> In unseren Ländern ist er ein Verbrecher.

Gesucht durch das Gesetz und auf der Flucht.

Wir sind diejenigen, die ihn vor den richtenden Stuhl bringen sollen. <<
erklärte Tybalt ruhig.

Mehr musste sie auch nicht wissen.

"Und was wisst ihr noch über ihn?"

Sie bewegte ihre Klinge ein wenig, um Tybalt daran zu erinnern,
wer im Moment die Oberhand hatte.

Tybalt verzog einen Mundwinkel.

Diese Frau war hartnäckig.


>> Dass er intrigant ist und sich gerade bestimmt wieder einen
listigen Plan ausheckt, während wir hier nett plaudern. <<

Lisha sah ein, dass es so schwer wurde, ordentliche Informationen aus
ihm herauszuholen. Mit einem Gedanken an ihr Komm sandte sie eine
Bitte nach Verstärkung aus - beide konnte sie wirklich nicht tragen.

Nun, sie konnte, aber dann konnte sie nicht den anderen Eindringling
jagen. Und das war wichtig.

Sie lockerte ihren Griff ein wenig.

"Und wie hattet ihr vor, ihn zu finden?"

>> Nun, außerhalb dieser Stadt ist es einfach.

Doch hier ... <<

Er schwieg und überlegte.

>> müssen wir uns erst orientieren und einen neuen Plan ausdenken.

Außerdem ... <<

Er sah zu Andreina.

>> ... schwebt meine Partnerin in Lebensgefahr. <<

"Hilfe ist unterwegs", teilte Lisha ihm mit.

"Kann ich davon ausgehen, dass du ruhig mitkommen wirst?"

Tybalt lächelte bitter.

>> Ja, ich habe wohl auch keine andere, intelligente
Wahl. <<

Er seufzte kurz.

>> Wir sind wie gesagt nicht hier, um euch zu schaden,
sondern nur, um den Schädling hier zu entfernen. <<
versicherte er Lisha aufrichtig.

Lisha nahm die Klinge von seiner Kehle und trat einen Schritt zurück.
Mit den Verstärkungen, die ihr der Anzug verlieh, war das ohnehin
kein großer Hinderungsgrund für einen Angriff.

"Eure bloße Anwesenheit hier ist eine Bedrohung für uns", teilte sie
ihm mit.

Tybalt strich sich durch das Haar.

Das wusste er auch. Ohne, dass sie es ihm sagte.

Er musterte die Wächterin ruhig.
Sie war jung. Und wirkte wie eine übereifrige Wächterin mit
einem frechen Mundwerk.



>> Nun, vielleicht wird unsere Anwesenheit auch einige
Neuerungen eurer Sicherheit mit sich ziehen. <<
meinte er ruhig.

>> Doch nun, da wir hoffentlich auf so etwas wie Waffenstillstand
bestehen, wäre ich erfreut, wenn ihr meiner Partnerin helfen könntet.

Mit ihr werde ich den Übeltäter schneller aufspüren. <<

Als Tybalt sich zu ihr umdrehte, hing Andreinas Kopf zur Seite.

In Sekundenschnelle war er bei ihr und legte zwei Finger an ihren Hals.

Er atmete tief aus.
Der Puls war da.

Die gesamte Zeit ließ er die Wächterin nicht aus den Augen.
Er misstraute ihr immens.

"Schon dabei", erklärte Lisha beinahe gelangweilt.

Tatsächlich kamen in diesem Moment mehrere Menschen,
beladen mit diversen notfallmedizinischen Dingen um die
Ecke.

"Das Krankenhaus ist zwei Straßen weiter", fügte sie noch
hinzu.

Tybalt musterte die Menschen und blieb nah bei Andreina.


Die Regierung dieses Landes schien sehr geschickt in ihrem
Verteidigungsmechanismus zu sein, wenn selbst die V-Organisation
nichts von ihrer Existenz wusste.

Lisha wiederum blieb nah bei Tybalt.
"Wer genau seid ihr eigentlich?", fragte sie.

Währenddessen wurde Andreina notversorgt
und auf den Transport vorbereitet.

Tybalt runzelte die Stirn und stellte sich wieder
zu seiner vollen Größe auf, mit der er Lisha deutlich überragte.

>> Wie meinst du diese Frage?
Willst du unsere Namen wissen? <<


Er hatte dieselbe Frage auf der Zunge, aber sie mussten ein einigermaßen
harmonisches Gespräch aufhalten, da Tybalt und Andreina leider
von der Gunst dieser Menschen hier abhingen.

"Name und Beschäftigung sowie alles, was du sonst noch
erwähnenswert findest", listete Lisha auf.

Sie war keineswegs besorgt, dass er derart größer war als sie.
Da hatte sie schon ganz andere Dinge gesehen.

Tybalt sah sie ruhig an und überlegte kurz.

>> Mein Name ist Tybalt.
Meine Beschäftigung ist einfach ausgedrückt die eines Kopfgeldjägers.
Ich jage Verbrecher im Namen des Gesetzes. <<
erklärte er ihr.

>> Und wer bist du? <<
fragte er dann. 

Er sah währenddessen zu, wie die Personen Andreina versorgten.

Andreina selbst schien nicht mehr da zu sein.
Doch sie war es noch, auch wenn sie nicht alles mitbekam.

"Lisha Alton", stellte sich Lisha vor.
"Agentin für innere Sicherheit."

Tybalt würde nicht mehr aus Yliae herauskommen, so viel war klar.

"Und was ist mit ihr?", fragte sie dann und deutete auf Andreina.

Tybalt musterte Andreina.

>> Sie geht derselben Beschäftigung nach wie ich und ist meine
Partnerin in dieser Hinsicht.
Ihr Name ist Andreina. <<

Mit einem gezielten Gedanken speicherte Lisha das in der Datenbank
ihres Anzuges ab.

"Besondere Fähigkeiten?", führte sie das Interview weiter.

Tybalt verzog einen Mundwinkel.

Oh Nein.... nicht so, meine Liebe.


Er zuckte die Schultern.

>> Da gibt es nicht viel zu erzählen.
Ich bin Kopfgeldjäger.
Meine besonderen Fähigkeiten liegen im Jagen.
Ich bin trainiert, ausdauernd und aufmerksam. <<

Lisha nickte und gab gedanklich den Sensoren die Aufgabe, nach
höheren magischen Fähigkeiten zu suchen.

Das war eine Erfindung, die schon vor einigen Jahren als Früherkennung
kindlicher Talente entwickelt worden war. Auch hier konnte sie ihre
Dienste leisten.

Tybalt stand ungeduldig neben ihr.


Er fühlte sich schon jetzt wie ein Gefangener.

Und er hasste dieses Gefühl.


Umso schneller würde er wieder rauskommen.

Mit diesem elenden Bastard, der ihnen alles eingebrockt hatte.

Die Sensoren kamen mit einem positiven Ergebnis zurück.

Lisha beschloss, für den Zweifelsfall Suppressor bereitzuhalten
und ihn später darauf anzusprechen.
Eine eindeutig sehr gute Sache, die aus den Forschungen zur
Verschmelzung von Magie und Technik hervorgegangen war.

Tybalt stand ruhig neben ihr und wartete darauf,
dass etwas sich bewegte.


Er konnte es nicht leiden, hier zu sein und den Bastard draußen
auf freiem Fuß zu wissen.

Nun begannen die Anwesenden, Andreina ins Krankenhaus zu bringen.

Lisha behielt Tybalt im Auge.

Und Tybalt Lisha und die Menschen um Andreina herum.


Er wartete jedoch geduldig und schien entspannt zu sein.

Andreina wurde zum Ausgang der Gasse gebracht und in ein ASG-
betriebenes Auto verladen, um von dort aus ins Krankenhaus
gebracht zu werden.

Tybalt musterte den Wagen interessiert.

Was für eine Technik war das?


Andreina war augenscheinlich ruhig und ließ es mit sich machen.

Ihre Gedanken drifteten zu ihrem Angreifer, dem Wächter.

Was machte er wohl?
Hatte er irgendwann begriffen, was passiert war?

Und würde es Konsequenzen geben?

Nun wandte sich Lisha an Tybalt.

"Du kommst jetzt mit mir mit."

Tybalt sah Lisha mit erhobener Augenbraue an.

Eine Ansage.

Keine Wahl.

Er lächelte zum bösen Spiel.

>> Auf dein Wort. <<

Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und führte ihn in die
andere Richtung.

Dabei achtete sie auf Anzeichen, dass er sich wehren würde.