Yliae - das verborgene Land

Tybalt beobachtete sie amüsiert.

Wieso legte sie ihm jetzt eine Hand auf die Schulter?

>> Willst du damit verhindern, dass ich dich in einer Gasse überfalle
oder meine beste Freundin werden? <<
gestaltete sich seine Frage auch dementsprechend amüsiert.


Er wusste, dass die Antwort eher in die erstere Richtung gehen würde.

Doch er hatte das Bedürfnis, ein bisschen mit dieser Wächterin zu spielen.
Sie reizte ihn aber auch mit ihrem Mundwerk dazu!

Lisha blickte aus dem Augenwinkel in seine Richtung. Ein Lächeln
umspielte ihre Lippen.

"Müssen wir es wirklich bei 'bester Freundin' belassen?", fragte sie
nun ihrerseits.

Das Mädchen konnte zurückschlagen.

Das besänftigte ihn etwas.

>> Wenn du abenteuerlich bist, nicht.

Du kannst mich gerne in deine Welt einführen und
mir deine Technik zeigen. <<
meinte Tybalt und musste sich vom Grinsen abhalten.

Betont ruhig schritt er neben ihr her.

"Du würdest mehr sehen, als du dir jemals hättest
erträumen können", versicherte Lisha ihm.

Nicht, dass sie wirklich Interesse an ihm hatte...an
einem Außenseiter.

Tybalt schnaubte amüsiert und behielt nebenbei im
Kopf, wo genau sie langgingen.


>> Wie alt bist du, wenn ich fragen kann?

Du wirkst mir sehr jung. <<
meinte er mit einem Seitenblick auf sie.

Man konnte es verschieden bezogen verstehen.

Lishas Lächeln wurde breiter.

"Hat dir deine Mutter niemals beigebracht, dass man eine Dame
nicht nach ihrem Alter fragt?"

Für einen Moment traf ihr Blick den seinen.

Tybalt erwiderte ihren Blick amüsiert.

>> Und wie sie das hat.

Und dennoch habe ich es oft getan.

Mit positiven und negativen Überraschungen.

Fragt sich, welche du bist?

Ich schätze dich sehr jung ein. Ob du denn überhaupt
reif genug für soetwas bist? <<
stachelte er frech rum.

Lishas Lächeln konnte nun nicht mehr breiter werden.

"Das sagst gerade du? Du bist ja noch ein halbes Kind.
Hast du deiner Mutter gesagt, dass du heute später nach
Hause kommst? Nicht, dass sie sich Sorgen macht."

Tybalt lachte.

>> Ich habe ihr erzählt, dass ich mich heute zum Kindergarten aufmache.

Und da habe ich doch glatt eine kleine Spielkameradin getroffen. <<
konterte er wieder.

"Wirklich? Du musst mich ihr unbedingt mal vorstellen.
Ihr beiden passt bestimmt großartig zusammen!"

Es perlte an Lisha ab wie Wasser am Gefieder einer Ente.

Tybalt schnaubte amüsiert und sah sich um.


>> Wie wird es weitergehen? <<
fragte er nach einer Schweigepause.

"Wir beide werden an einen sicheren Ort gehen",
klärte Lisha ihn auf.
"Und dann werde ich dir einige Fragen stellen."

>> Das hast du schon.

Ich will dich lieber über den Gesuchten aufklären.

Denn je mehr Zeit wir verstreichen lassen, desto mehr Schaden
könnte er anrichten. <<
meinte Tybalt ungeduldig.


Ihn nervte diese Sache allmählich.

Sie konnten einfach kooperieren.
Wie konnte er ihr am besten beweisen, dass er überhaupt kein
Interesse an irgendwas in diesem Land hatte und einfach so schnell
wie möglich mit Andreina und dieser Ratte verschwinden wolte.

Bald würde das Team auf ihr Fehlen aufmerksam werden.

Und dann würden sich diese Bewohner mehr Probleme einhandeln als sie
haben wollten.

Lisha verdrehte beinahe die Augen. Die Stadt hatte Augen und Ohren
überall - verstand dieser Junge das nicht?

"Wenn diese Informationen an die falschen Ohren dringen, dann haben
wir es mit noch wesentlich größerem Schaden zu tun", fasste sie zusammen.

Tybalt schwieg angenervt.

Es folgte kein weiterer Kommentar.

Kurze Zeit später betrat Lisha mit ihm ein Bürogebäude, nickte der
Dame am Empfang zu und betrat den Aufzug. Ein kurzes, mentales
Kommando an diesen setzte ihn in Bewegung.

Tybalt prägte sich die Räumlichkeiten ein.

Diese Technik interessierte und verblüffte ihn, aber er
ließ sich nichts anmerken.

Er fragte sich, wie ein Land in Isolation solch eine fortschrittliche
Technik entwickelt hatte.

Er sah unauffällig zu Lisha rüber.


Vielleicht haben sie sich aber auch genau deswegen isoliert...

Er wusste, dass es schwierig werden würde, dieses Land unproblematisch
zu verlassen.

Sie wollen nicht, dass die Außenwelt von ihrer Existenz erfährt.
Sonst hätten sie keine unsichtbare Mauer erstellt.

Was ist bloß passiert, dass diese Ratte es überhaupt rein geschafft hat?

Lisha bemerkte diesen Blick nicht.

Lautlos öffneten sich die Türen des Aufzugs und sie traten hinaus
in einen hell erleuchteten Gang. Im Moment schien niemand hier
unterwegs zu sein.

Lisha schob Tybalt in den zweiten Raum auf der linken Seite. Hier
standen ein Tisch, zwei Stühle und einige Erfrischungen.

Tybalt sah sich im Raum um.

Hier waren bestimmt überall Aufnahmegeräte, die alles aufzeichneten, was
er sagte.

Auch, wenn es so leer war.

In diesem Land konnte er sich nirgends ungehört und unbeobachtet fühlen.


>> Sehr schöne Inneneinrichtung. <<
bemerkte er trocken.

Lisha griff nach einem Keks.

"Danke.
Also, was hast du zum anderen Eindringling zu sagen?"

Tybalt lehnte sich gegen die Wand und sah Lisha an.

>> Der Eindringling kann Lebewesen in ihrer
Gedanken- und Gefühlswelt manipulieren.

Außerdem besitzt er gute, kämpferische Fähigkeiten.

Habt ihr an der Wand, die euer Land von unseren Ländern trennt, Kameras? <<

Lisha hob die Augenbrauen.

"Etwas in der Art, ja."

Es war, um genau zu sein, ein kleines Stück Magie, das die Funktion
einer Kamera ersetzte - wozu etwas benutzen, das man sehen konnte?
- doch es sollte ähnlich genug sein.

"Wieso?"