Das gute/helle Viertel

Felicia nickte energisch, während sie ihren lose gebundenen
Zopf öffnete.

>> Genau das! <<

Sie freute sich, dass Adeline tatsächlich an gemeinsamen Unternehmungen
interessiert war.

"So was gehört doch dazu!"

Ein Filmeabend ohne Knabberkram - wie ging das denn?

>> Natürlich tut es das!

Ich hole einfach etwas und du kannst hier warten.

Fühl' dich wie Zuhause! <<

Felicia sprang auf und eilte in die Küche.


Einen Stock höher wurde Amilia wach und hielt sich den Kopf.

>> Oh, so eine bescheuerte **#*! <<
grollte sie und warf den Kopf in das Kissen.

Als sie leises Atmen hörte, hob sie wieder den Kopf und sah den
Babydrachen auf ihrem Bett.

>> Achja... <<

Sie begann sofort, sich leiser und vorsichtiger aus dem Bett zu schieben.

Adeline grinste breit. Als Felicia den Raum verlassen hatte,
blickte sie ihr kurz hinterher, lauschte und begann dann,
sich systematisch im Raum umzusehen.



Der Babydrache wählte diesen Moment, um zu schnaufen
und sich an sie zu kuscheln.

Felicia summte leise vor sich hin, während sie etwas zusammensuchte.




Amilia stoppte abrupt und verzog gequält das Gesicht.
So würde sie nicht aus dem Bett kommen.

Dieses kleine Wesen war einfach zu süß.

Adeline achtete darauf, keine Spuren zu hinterlassen.
Alles, was sie fand, kam ihr ein wenig langweilig vor.
Hinterließen die Mädchen keine Tagebücher mit den
Namen ihrer letzten Mordopfer darin?



Den Drachen kümmerte das nicht. Er schlummerte weiter.

Was sie fand, waren eher viel Papierkram zu einem Haufen
Umzüge.

Es gab auch einige Urkunden und Bilder von Grace und ihrer Band,
die anscheinend recht erfolgreich waren in den jugendlichen Kreisen.


Felicia schien gelegentlich zu modeln und war in ihrer Kindheit als Ballerina
unterwegs.


Die älteren Mädchen schienen auch ab und zu Briefe zu bekommen von
Amilias Lehrern, die auf das los Mundwerk der zu temperamentvollen
Schülerin hinwiesen und um eine dringende Agressionstherapie baten.


Von Rita und Videline war wenig Papierliches zu finden.


Felicia kam wieder zurück.

Adeline merkte sich schnell die Daten auf den Umzugspapieren,
um sie später zu überprüfen, und platzierte sich dann wieder
dort, wo Felicia sie alleine gelassen hatte.

Vorfreudig blickte sie ihr entgegen.

"Was gibt es?", fragte sie.

Felicia ließ sich neben Adeline, eine Schüssel und einen Teller
balancierend, auf das Sofa fallen.

>> Ich habe uns einfach das typische Knabberzeug mitgenommen.

Und dafür habe ich Amilias Popcornbunker geplündert... <<
stellte Felicia vor und stellte die Schüssel voller Popcorn hin.

Zugegeben, sie liebte es, die Teufelszunge ihrer Gruppe
so oft wie möglich zu ärgern.

>> Und dann habe ich uns auch noch Gemüse geschnitten und
einen Dip mitgebracht. Ich hoffe, du magst ihn. <<
meinte sie mit einem Grinsen.

Im Fernseher lief das Hauptmenü an.

Adeline griff zu und probierte.

"Der ist super!", stellte sie dann fest.

Amilias Popcornbunker geplündert? Das klang doch gut!

>> Wenn du Lust auf Chips hast, können wir auch noch
Vis Chipsbunker plündern.
Wir haben noch um die drei Stunden, bis sie wiederkommt.

Aber ich muss sagen, Amilias Wutanfall am nächsten Tag ist
das Beste am Plündern. <<
meinte Felicia und lachte erfreut.

Dann startete sie den Film.

Es fing wieder betont ernst an.

>> Ah, dass sie die Hauptpersonen immer so wichtigtuerisch machen müssen.

Ja, wir wissen, dass du hart im Nehmen bist. <<


>> Der Satz war unnötig und völlig unlogisch! <<
kommentierte sie schon in rekordhaftigem Enthusiasmus den Anfang.

"Eigentlich müsste er schon dreimal tot sein",
kommentierte Addy fröhlich.

Das war immer das Lustigste!

Felicia hob zustimmend ihre Hände.

>> Meine Rede!

Die Kämpfe sind manchmal völlig einseitig.

Seit wann soll ein Mensch soetwas können?
Dann muss er aber ein trainierter Killer sein! <<
meinte Felicia aufgebracht, als die Hauptperson die
ersten Angreifer gleich in Dreierreihen zur Strecke brachte.

Adeline musterte die Szene kritisch.

"Nein, eher ein trainierter Angeber", stellte sie dann fest.
"Ein Killer würde weniger auffällige und dafür schnellere
Bewegungen machen."

Sie grinste breit.

Felicia lehnte sich nach vorne, um genauer begutachten zu können,
was Adeline kritisierte.

>> Du scheinst dich echt auszukennen. <<
meinte sie anerkennend.

>> Aber logisch betrachtet hast du wirklich Recht.

Ich schätze, jemand schnelles hätte ihm jetzt - und jetzt -
und jetzt! - eine verpassen können! <<

Ihr Blick folgte amüsiert den Bewegungen.

>> Kennst du Killerbewegungen? <<
fragte sie Adeline dann interessiert, da die Hauptperson
anscheinend nur Angeberbewegungen im Repertoire hatte.

Adeline sah sie entrüstet an und wies dann auf ihre Brüste.

"Wozu sind die hier sonst gut?", fragte sie dann.

Felicia sah von Adeline zu ihren Brüsten und zurück.

Dann lachte sie belustigt.

>> So kenne ich das Töten ja noch garnicht!
Das musst du mir beibringen! <<

"Ach, nein, dann würde Rita ja glatt denken, ich betrüge sie!",
protestierte Addy.

"Die Ärmste!"

Felicia hielt sich die Hand gegen den Mund, um nicht endgültig
in lautes Gelächter auszubrechen.

Sonst würde noch die von Addy ernannte Geliebte runterkommen und
einen Aufstand machen.

Sie mochte Addys Humor!


Als sie sich wieder eingekriegt hatte, setzte sie sich grinsend auf.

>> Oh ja!
Ich würde es nicht riskieren.

Rita ist definitiv der eifersüchtige und herrische Typ von Partnerin!

Sie würde mich so erledigen, dass ich niewieder in dein
Blickfeld kommen könnte. <<
witzelte sie.

Adeline sah sie äußerst selbstzufrieden an.
"Ich bin eben ein großartiger Fang."

Sie schaffte es, diese Miene für einige Sekunden
durchzuhalten, dann prustete sie los.

Felicia sah sie einige Sekunden mit einem eingefrorenen Lächeln an.

Dann prustete auch sie los.


>> Ganz ehrlich!

Ich bin froh, dass du hier bist!

So jemand wie du kann ruhig mit seinen Kanonen eine
Kriegsschneise durch dieses Haus ziehen. <<
meinte sie entzückt.

>> Ich habe mich noch nie so gut amüsiert wie in den letzten Tagen!!

Schon am ersten Tag! <<

Addy grinste breit.

"Das ist eben auch mal nötig! Und außerdem -
ich bin sehr stolz auf meine Kanonen!"

Ihre Augen zuckten hinüber zum Bildschirn.

"Und wieder tot", begann sie übergangslos wieder
zu kommentieren.

Felicia widmete sich grinsend dem Bildschirm.

>> Das kannst du auch. <<
kommentierte sie fachmännisch.


>> Und nachdem man aus dem Fenster springt, sieht man nicht so cool aus.

Vi sah aus wie eine zerkratzte Vogelscheuche als sie das mal ausprobiert hat. <<
erzählte Felicia munter.

Das Ausprobieren war eher unfreiwillig gewesen.

"Du hast Recht", stimmte Adeline ihr beim ersten Kommentar zu.

"Es soll helfen, das Fenster vorher zu öffnen", fügte sie dann noch hinzu.
Ein geschlossenes Fenster bremste außerdem stark ab. Wer wollte schon
langsam fliehen?

Felicia grinste.


>> Ja, Vi hatte es ziemlich eilig!

Sowas passiert zum Beispiel, wenn du sie
in Fremdsprachen ausfragen willst.

Dann ist sie in der nächsten Sekunde aus dem Fenster!

Nein, nein.
Da ging's natürlich nicht um so etwas Banales.
Sonst hätte Rita sie wahrscheinlich selbst gejagt und umgebracht.
Es ist nicht einfach, so ein Haus zu bezahlen.

Wir kriegen zwar Hilfe, aber es ist dennoch wichtig, auf dem Boden zu bleiben. <<


Und nicht in der Luft hinterm Fenster...

"Irgendwann ist sie da ja angekommen",
grinste Adeline.
"War aber bestimmt ziemlich unangenehm, nicht wahr?"

Felicia musste lachen, als sie sich anscheinend an
Vi nach dem Fenstersprung erinnerte.


>> Oh ja!

Wir mussten danach einiges an Glas aus ihr rauszupfen!

Sie hat gejammert wie ein Kleinkind. <<
erzählte Felicia.

>> Meine Mädels sehen vielleicht sehr hart im Nehmen und unerschrocken aus,
aber sie sind einfach alle kleine Mädchen und Jammerlieseln!

Wenn du zum Beispiel unserer vorbildlichen und vernünftigen Grace verbieten würdest, zu singen, würde sie dir schrecklich viele Vorträge halten.

Als sie einmal ihre geliebte Gitarre verloren hatte und dann auf Amilias Gepäckträger
gefunden hat, ist sie ausgerastet! <<

Felicia lehnte sich zu Addy.
>> Verrat's nicht, aber das war natürlich ich.

Amilias Gesicht und reumütiges Welpenverhalten waren es aber einfach wert!
Du hättest dabei sein müssen! <<
erzählte sie munter.

Raphael war nun Teil dieser Familie.

Und da Addy Raphaels Familie war, war sie nun auch ihre.

Also, wieso nicht ein paar lustige Geschichten teilen?

>> Womit kannst du Raphael auf die Palme bringen? <<
fragte sie neugierig.

Adeline schüttelte bedauernd den Kopf.

"Ach, weißt du...früher war das leicht, aber irgendwie ist er
ziemlich resistent geworden..."

Dann grinste sie wieder und blickte sich verschwörerisch um,
ob er gleich irgendwo um die Ecke kommen würde.

"Aber ein paar Möglichkeiten gibt es noch! Zum Beispiel
kannst du ganz offen ein Geheimnis vor ihm haben und es
ihm einfach nicht verraten - das treibt ihn in den Wahnsinn!
Oder du nimmst ihm irgendwas weg, mit dem er gerade
etwas macht. Macht beides Spaß!"

Felicia hörte aufmerksam zu und lachte leise.

>> Das musst du uns mal vorführen!!

Betrachten wir es als Aufnahmeritual, dass hier jeder mal
ausrasten muss! <<
meinte sie schelmisch.

Adeline grinste breit.

"Willst du es nicht selbst ausprobieren?"

Im richtigen Licht wirkte ihr Grinsen beinahe böse.