Das gute/helle Viertel

Felicia lächelte.

>> Das werde ich definitiv.
Vielleicht wird er mich hassen, aber das tut er wahrscheilich
eh schon! <<
meinte sie amüsiert.

Überrascht sah Addy sie an.

"Wie meinst du das, warum sollte er dich hassen?"

Felicia lächelte schräg.

>> Ich habe es schon geschafft, eine Menge fieser
Kommentare abzugeben, um ihn zu nerven.

Aber er ist äußerlich nur leicht angenervt gewesen.

Wer weiß, wer weiß!

Ich schätze ihn eher als den Typ an, der sich nichts
anmerken lässt, wenn es brodelt. <<

"Ach...nein, bei dem brodelt nur selten was. Temperaturresistent
und alles. Ganz praktisch.

Wie fies waren die Kommentare denn?"

Wenn sie ihrem Bruder wehgetan hatte...

Felicia lächelte amüsiert.

>> Nur ein paar Sticheleien.

Ich kann mich leider nicht mehr an den Inhalt erinnern.

Aber daran muss man sich bei mir nunmal gewöhnen. <<
meinte sie mit einem Schulterzucken.


>> Zumal ich es selten böse meine. <<

"Ja, das verträgt er", bestätigte Adeline.

Immerhin kam er auch mit ihr zurecht, da sollte so etwas
kein Problem darstellen.

Felicia lächelte und sah wieder zum Fernseher.


Der "sehr gefährliche und talentierte" Hauptcharakter hatte gerade
eine Frau um den Finger gewickelt.

Felicia runzelte die Stirn und seufzte angenervt.

>> Nicht so. <<
murmelte sie.

"Wie er dafür Zeit hat, wenn er doch die Welt retten muss",
wunderte sich Adeline amüsiert.
"Eigentlich hätte er schon längst gefeuert werden müssen."

>> Anscheinend ist sein Beruf so ernst, dass er Dampf ablassen muss. <<
meinte Felicia lachend.

>> Jeder hat seine verschiedenen Gesichter. <<
meinte sie amüsiert.

>> Und oft ist es natüüürlich die Liebe, die einen Dampf ablassen
lässt! <<
sang sie leise vor sich hin.


>> Stell dir bloß vor, wie die Welt wäre, wenn alle durch agressives
Handeln ihren Dampf ablassen!

Eine Welt voller Ritas!

Das wäre die Apokalypse.
Die Menschen würden sich gegenseitig umbringen... <<
sinnierte sie nachdenklich.

"...aber immerhin hätten sie den Dampf dann abgelassen",
grinste Adeline.

"Aber sollte er den Dampf nicht ablassen, wenn er damit
nicht das Gleichgewicht der Mächte durcheinanderbringt?"

Felicia zuckte mit der Schulter.

>> Hm, darüber denke ich nicht so nach.

Diese Filme haben alle ihre eigene Logik. <<

Adeline nickte.

"Das stimmt schon", bemerkte sie und guckte weiter.

Felicia ließ sich in das Sofa senken und schaute ebenfalls weiter.


Die Nacht war ruhig außerhalb.

Trügerisch, nach Ereignissen wie jenen zuvor.

Adeline musterte interessiert eine Todesszene eines wichtigen Charakters.

"Dass er noch reden kann, wenn er so verletzt ist...und auch noch so
ruhig ist", wunderte sie sich.
"Ach, okay, jetzt ist er tot."

Felicia nickte.


>> So angenehm ist der Tod nicht, dass du noch so ruhig
reden kannst... <<

Adeline hob die Augenbrauen und grinste sie an.

"Was - hast du etwa erste-Hand-Erfahrungen?"

Felicia lachte etwas verlegen.

>> Ah, nein.
Ich selbst habe es nicht erlebt.

Aus allererster-eigener-Hand-Erfahrung schon garnicht,
sonst würde ich nicht hier sitzen. <<

"Schade", stellte Adeline fest, "das wäre mal eine interessante
Geschichte gewesen."

Sie musterte den Bildschirm erneut.

"Warum sind die letzten Worte eines Menschen eigentlich so viel
wichtiger als alle anderen davor? Ich meine, vorher konnte er sie
doch auch nicht überzeugen. Warum machen sie das also jetzt?"

>> Ich weiß es nicht.

Vielleicht bricht eine Blockade in den Menschen, wenn sie
erkennen, dass sie nicht mehr leben werden und die ganze Wahrheit
kommt an das Licht.


Aber eigentlich sollten Menschen am Rande des Todes nicht mehr fähig
sein, sehr durchdachte, tief philosophische Äußerungen von sich zu geben.

"Kommt drauf an. Wenn ihnen nur jemand eine Pistole an den Kopf
hält, sollte es eigentlich möglich sein", wandte Adeline ein.

"Natürlich sollte man dann diese Äußerung nicht unbedingt von sich
geben, versteht sich."

Felicia überlegte.


>> Ja, da hast du Recht. <<


Sie beobachtete den Film weiter.

Diese Menschen wussten nichts davon, wie es war, den Schatten des Todes
ständig hinter dem eigenen Rücken zu spüren.

Adeline fand solche Filme immer unterhaltsam.
Unterhaltsam auf die Art, auf der ein Meister seines Faches die
ersten Schritte eines Laien beobachtete.

Felicia mampfte etwas Popcorn.


>> Wohnt ihr eigentlich schon seit eurer Geburt in Ironwyn? <<

"Ja, unsere Großeltern und Urgroßeltern sind hergekommen,
haben sich hier niedergelassen und seitdem wohnen wir hier
in Ironwyn! Und was ist mit dir?", fragte Adeline nun.
"Kommst du auch von hier?"

>> Das ist ja großartig.
Dann seit ihr sozusagen alteingesessen.
Du musst mir unbedingt mal die tollen Ecken von Ironwyn zeigen. <<
meinte Felicia begeistert.


>> Nein, ich komme nicht aus Ironwyn.
Ich komme aus einem Nachbarland von Meiteria.
Also bin ich eher in den nicht magischen Ländern aufgewachsen. <<

"Das ist ein ganz schönes Stück weit weg, nicht wahr?",
fragte Adeline.
"Wieso seid ihr dann alle hier?"

>> Wir sind schon viel gereist und haben einige von uns
in anderen Ländern gesammelt.

Unser Ziel ist es eigentlich, uns niederzulassen.

Aber manchmal kommen uns unangenehme Leute auf die
Schliche und dann ist ein Umzug das Beste. <<
meinte Felicia seufzend.

"Ah - und warum jetzt gerade Ironwyn?"

Adeline beschloss, sich mal über diese Mädchen zu erkundigen.
Raphael musste immerhin sicher sein!

>> Weil diese Stadt einem viele Entwicklungsmöglichkeiten bietet und
groß ist.

Also sehr vielfältig.

Sie ist am Wasser gelegen und hat eine schöne Atmosphäre.

Ich habe mich auf jeden Fall verliebt in Ironwyn, als ich das erste Mal hierher kam. <<
meinte Felicia lächelnd.

Adeline erwiderte das Lächeln.

"Hattest du das bisher mit jedem Zuhause?"