Das Reichenviertel der Stadt

Ciara nickte. So als würde sie diese Antwort vorerst akzeptieren.

>> Solange sie nicht wiederkommen... <<

>> ..worauf ich wetten würde! <<
mischte Fiona sich in ihrer trostbringenden Manier ein.

Ciara warf ihr einen tadelnden Blick zu.

Dann wandte sie sich wieder an Natasha.

>> Wie dem auch sei.

Wir mögen dich, Natasha.

Und deshalb will ich dir ein Vorschlag machen. <<
meinte sie mit einem verheißungsvollen Lächeln.

Renna sah kurz zu ihnen rüber und quälte ihren Blick dann wieder zu den
animierten Tieren, die gerade eine Brücke aus Süßigkeiten bauten.
Abartig...

Natasha hob die Augenbrauen und sah sie forschend an.

"Was für ein Vorschlag?", fragte sie.

Ciara überschlug die Beine und lehnte sich gegen das Sofa.

>> Wir würden dich gerne in unserem Kreis haben, Natasha.

Als Mitglied der angesagtesten Gruppe dieser Schule.
Mit den dementsprechenden Vorteilen.

So wie mein erster Eindruck von dir ist, wird es dir bestimmt nicht schwer
fallen, dich in unserer Gruppendynamik einzufinden.

Es ist ein einmaliger Vorschlag. Du kannst darüber nachdenken. <<
meinte sie entspannt.

Die Aufmerksamkeit des Restes war interessiert bei dem Gespräch.

Renna runzelte die Stirn, während sie heimlich den Mist im Fernseher umschaltete.

Natasha wusste nicht, worauf sie sich einließ, wenn sie zustimmte.

Das hatte fast keine von ihnen gewusst am Anfang.

Natasha grinste.

"Wer würde so ein Angebot ablehnen?", fragte sie.

In ihrem Geist meldete sich die imaginäre Stimme ihrer
Schwester zu Wort, wo denn der Haken sei.
Doch Natasha ignorierte sie.

Nicht alles hatte einen Haken. Und sie würde sich hier
ein neues Leben ohne den Einfluss ihrer Schwester
aufbauen - und ohne ihr ständiges Misstrauen.

Die Mädchen mochten sie, sie mochte sie. Sie konnte
der Gruppe beitreten, sie würde es tun.

Ciara war sichtlich erfreut.

>> Das freut mich wirklich zutiefst! <<

Sie umarmte Natasha aus lauter Freude sofort auf dem Sofa.


Lyra lächelte Natasha an.

>> Willkommen in unserer Gruppe. <<

Die anderen Mädchen schienen ebenfalls begeistert zu sein, auch wenn manche
es sich nicht anmerken ließen.

Nur Renna schien damit Probleme zu haben.
Sie wandte sich mit einem fast lautlosen Seufzer dem Fernseher zu.

Doch Natasha war so sehr von Ciara umgeben, dass sie Rennas
Reaktion gar nicht bemerken konnte.

Sie lächelte selbstbewusst.

"Also, wie läuft es hier?"

Ciara lächelte und ließ fast schon unwillig von Natasha ab.

>> Eigentlich recht einfach.

Wenn du unsere Charakteristika befolgst, ist es im Grunde schon damit getan.

Die Gründe, warum wir die angesagteste Gruppe sind, ist
1.: Weil wir verdammt gut aussehen. <<
meinte Ciara selbstbewusst und grinste schelmisch.

Die Mädchen lächelten amüsiert.

>> 2.: Weil wir immer auf dem neusten Trend sind.
3. - die wichtigste Eigenschaft - : Weil wir so verdammt zickig und
herrisch sein können, dass alle vor uns die Schwänze einziehen.

4.: Wir sind nicht nur gutaussehende Zicken. Wir sind dazu auch gut trainiert. <<

>> Die meisten. <<
kommentierte Fiona das frech.

Die anderen lachten, während Ciara die Augen verdrehte.

>> Das sind so weit die offensichtlichsten Punkte.

Ich schätze dich in so weit ein, dass du keinerlei Probleme mit Punkt
1 bis 3 haben wirst. Falls du Bedarf haben solltest bei deinen kämpferischen Fähigkeiten,
helfen wir dir natürlich gerne nach, da du jetzt so gut wie eine von uns bist. <<

"Kämpferische Fähigkeiten?",
fragte Natasha nach.

Wozu benötigten sie denn kämpferische Fähigkeiten?
So oft konnte so etwas wie ihre...Rettung doch nicht
vonnöten sein?

Ihre Schwester hatte ihr selbstverständlich etwas
beigebracht, doch...

Kämpfen?

>> Nicht jeder mag es, sich uns zu unterwerfen.
Das ist logisch.

Du musst schon etwas anderes aufbringen außer einem verletzenden
Mundwerk und kranken Psychospielchen.

In dem Falle, dass jemand es nicht anders versteht als mit ein bisschen Gewalt,
müssen wir eben nachhelfen.

Und Menschen mit einem frechen Mundwerk haben selbstverständlich Feinde,
die sie gerne vom Thron stoßen oder ihnen eine Lektion erteilen wollen.
Dagegen muss man natürlich ein Mittel haben. <<
erklärte Edlyn ihr.

>> Aber wir sind zurückhaltend, was unsere kämpferische Fähigkeiten
angeht. <<

>> Der Weise gibt nicht mit seiner Stärke an. <<
kommentierte Fiona das wieder.

>> Ach, das wirst du schon alles mit der Zeit bei uns rausfinden.
Sagen wir einfach, wir haben unseren Status nicht einfach so bekommen.

Und du passt einfach gut zu uns. <<
meinte Ciara lächelnd.

Lyra sah Ciara schweigend an, gab ihr aber einen auffordernden Blick.

Ciara schien kurz zu überlegen.

>> Achja! <<
fiel ihr dann auf.

>> Ich habe ganz vergessen, dir deine neue Familie hier vorzustellen! <<

Neue Familie? Das klang gut!

Und das mit dem Kämpfen klang auch logisch.

"Das stimmt", lächelte Natasha.
"Also?"

>> Ich bin Ciara.
Aber mich kennst du sowieso schon. <<
stellte sie sich vor.

>> Ich heiße Fiona. <<
stellte sich der Quell spontaner Weisheiten ebenfalls vor.

>> Edlyn. <<
kam kurz und bündig von der großgewachsenen Nymphe
mit dem eiskalten Blick.

>> Mein Name ist Liada. <<
stellte sich die Jüngste förmlich vor.

>> Unser neustes Mitglied. Ziemlich offensichtlich. <<

Ein angenervtes >>Tss.. << kam dazu nur von Liada.


>> Sie kennt mich schon. <<
wimmelte Renna die Begrüßung schnell von sich ab.

>> Und ich bin Lyra. <<
nannte schließlich auch die Letzte ihren Namen.


>> Ansonsten gibt es natürlich andere Freunde und Bekanntschaften.
Aber diese Mädels hier sind der harte Kern. <<
meinte Ciara.

"Also gut. Ihr kennt mich ja schon, aber um diese schöne Runde
zu vervollständigen: Ich bin Natasha."

Schnell prägte sie sich Namen und Gesichter ein.

Ihr Name setzte sich ebenfalls im Langzeitgedächtnis ihrer
neuen Familie fest.

Ciara lächelte mit einem tiefgreifenden Ernst.

>> Ich bin guter Dinge, dass wir uns gut verstehen werden.

Ich habe das Gefühl, dass es wichtig ist, dich in dieser
Gruppe willkommen zu heißen, Natasha.

Es wird spannend, herauszufinden, was du in dir birgst. <<


Alle schwiegen kurz.
Sie waren alle gespannt, auch wenn sie es nicht zeigten.

Ciara klatschte in die Hände und diese seltsame, tiefgreifende Aura zerplatzte
wie eine Blase.

>> So! Jetzt aber Schluss mit den blöden Formalitäten.
Wer sind wir denn bitte?

Ich finde, wir sollten Natashas Aufnahme gebührend ehren.

Mit Feiern! <<

Die Augen der Gruppe hellten sich auf.

>> Au ja! <<
freute Liada sich.

Auch Natasha war sichtlich erfreut.

Gegen eine Willkommensfeier hatte sie nichts einzuwenden!

Ciara sah auf die Uhr.

>> Wie blöd! Es ist noch viel zu früh, um loszuziehen. <<

Fiona drehte sich um und legte sich halb über das Sofa.

>> Und wie wäre es mit einer kleinen, häuslichen Feier? <<

Ciara sah Fiona begeistert an.

>> Ja! Das ist es!
Jetzt brauchen wir ein Haus. <<


Sie sah zu Renna rüber.

Renna sah fern. Dann bemerkte sie einen brennenden Blick auf ihrer Wange und drehte
mit einer fragenden Augenbraue den Blick in Ciaras Richtung, ohne den Kopf zu bewegen.

Ciara legte den Kopf schief und lächelte lieb.

Renna runzelte die Stirn und sah wieder nach vorne.

Da fiel ihr die Stille auf.

Sie seufzte und machte eine wegwerfende Handbewegung.

>> Ja, wir können auch hier feiern.
Meine Eltern werden mir sowieso die Hölle heiß machen.
Das würde es nicht ändern. <<

Ciara grinste.

>> Ah, super!

Aber ich finde, dein Haus hat schon genug gelitten.
Wir feiern bei mir. <<

Renna drehte den Kopf schließlich doch in Ciaras Richtung.

>> Warum zum Teufel fragst du dann? <<

Ciara warf ihr eine Kusshand zu, was Renna nur noch ärgerlicher zu machen schien.
Mit einem Zischen wandte sie sich wieder ab.

Edlyn lächelte.

>> Ich schätze, wir rufen die Meute durch und machen eine größere Gefolgschaft. <<

>> Genau meine Gedanken, Edy!
Wir machen unserer Tasha einen großen Empfang. <<
meinte Ciara entschlossen.

Bei Rennas Reaktionen musste Natasha kichern.

"Ich fühle mich geehrt", lächelte sie den anderen zu.

Ciara stand auf, während Edlyn, Liada und Fiona schon die
Handys zückten.

>> Das wirst du auch, Süße! <<

Lyra musterte Natasha ruhig.

Es war ungewöhnlich, dass Ciara so euphorisch war bei einem Neuzukömmling.

Dieses Mädchen schien etwas in sich zu haben, dass das Interesse der
ungeschlagenen Anführerin geweckt hatte.

Aber sie musste sagen, dass Natasha wirklich eine sympathische und schillernde
Gestalt war.
Sie freute sich darauf, Natasha als neue Freundin willkommen zu heißen.

Und hoffte inständig, dass Natasha auch fähig war,
die letzte und essentiellste Bürde zu tragen.


Die Mädchen setzten sich in Bewegung.

Natasha sah in Lyras Richtung, bemerkte ihren Blick und
lächelte ihr zu.

Sie hätte sich niemals erträumt, dass so etwas geschehen
würde! Alles stand zum Besten!

Lyra lächelte erfreut zurück.

>> Kommt, Mädels.

Wir haben die Verpflichtung, eine unvergessliche Feier zu machen heute
Nacht! <<
meinte Ciara in der Pose einer wahren Anführerin.

Als wäre es eine Kampfesrede zwischen Leben und Tod.

Fiona lachte und zog Liada vom Sofa runter.

Renna richtete sich ebenfalls auf und schaltete den Fernseher aus.

Ciara wandte sich Natasha zu.

>> Unser Ehrengast. Wollen wir gehen? <<

Natasha trat zu ihr.

"Aber immer doch!"

Ciara legte ihr einen Arm um die Schulter und schob sie voran.

>> Sehr gute Einstellung! <<

Sie verließen das Anwesen von Rennas Familie und mussten nur etwas die Straße
entlanggehen, bis sie zu dem modernen, großen Haus von Ciaras Familie ankamen.

>> Und wie sieht es so in deiner Familie aus, Natasha?
Hast du Geschwister? <<
fragte Liada sie interessiert auf dem Weg zu Ciaras Haus.


Ciara öffnete derweil mit einem Knopfdruck das Eingangstor.

"Ja, drei", bestätigte Natasha.
"Eine große Schwester und zwei kleine Brüder."

Neugierig sah sie sich hier um.

Ciaras Haus war sehr modern eingerichtet.

Praktisch ohne jeglichen dekorativen Schnickschnack.

Ciara trat mit der Gruppe in das Haus ein.

>> Zwei kleine Brüder.
Das kingt hart. <<
meinte Liada schaudernd.

Natasha lächelte weiterhin.

"Deswegen bin ich hergekommen", vertraute sie den anderen an.

Ciara lachte.

>> Völlig verständlich, Süße!

Ich schätze, deine Schwester hat dasselbe getan, was? <<

Edlyn verschwand in der Küche.

Natasha stimmte in das Lachen mit ein.

"So könnte man das nennen!"

Allerdings war auch sie ein Grund dafür gewesen, dass sie
nach Estarya gekommen war - so weit weg von ihrer gesamten
Familie wie nur möglich.

>> Ein Glück, dass sie nicht so ein verwöhntes Einzelkind ist
wie du, Dadi. <<
kommentierte Ciara das grinsend.

Liada blies angenervt die Wangen auf.
>> He! <<

Ciara sah sich um.

>> Wie gedacht sind meine Eltern weg!
Perfekt!

Die Gäste bringen selbst etwas mit, aber ich habe ja meinen berüchtigten
Vorratskeller. <<
meinte Ciara mit einem schelmischen Zwinkern.

Fiona sah sich um und lächelte amüsiert.

>> Edlyn konnte es wieder mal nicht aushalten und ist wohl in die Küche
verschwunden. Zu ihren Lieblingen.
Ich hol' das Krümelmonster mal. <<
meinte sie amüsiert und glitt an der Wand entlang richtung Küche.

>> Wieviele Leute habt ihr jetzt überhaupt eingeladen? <<
fragte Lyra.

Ciara zuckte mit der Schulter.
>> Du weiß ja, Lyra.
Die Anzahl ist wieder mal Glückssache. <<

Als Leonora und Calina vor dem Haus ankamen, waren schon sehr viele
junge Leute in dem Haus.

Die Feier war schon im vollen Gange.

Rekia und Iphigenia warteten bei dem Tor auf sie.

Rekia schien Iphigenia gerade aufgeregt etwas zu erzählen.

Leonora wollte weitergehen, als sie spürte, dass Calina zurückblieb.

Verwirrt drehte sie sich um.
Calina sah zu dem Tor und bekam einen seltsamen Ausdruck in den Augen.
Sie zögerte.

Leonora runzelte die Stirn.
>> Ist alles in Ordnung? <<

Rekia sah die beiden in diesem Moment und lächelte ihnen entgegen.

Der Ausdruck in Calinas Augen war wie weggeschossen.

>> Ja, klar. <<

Sie ging wieder so selbstbewusst wie immer voran.
Leonora nahm schnell wieder ihr Tempo auf.

>> Warum habt ihr so lange gebraucht? <<
wollte Rekia wissen.

>> Ich habe noch schnell etwas erledigt. <<
meinte Leonora.

>> Wo ist deine kleine, neue Freundin, Leo? <<
fragte Iphigenia mit einem Lächeln.

>> Wie hieß sie doch gleich ... Gentika? <<

>> Genika. Die ist eben nicht hier. <<
wimmelte Leonora das Thema schnell ab.

Rekia zwinkerte Calina kurz zu.

>> Wollen wir gehen? <<

Calina nickte lächelnd.

Iphigenia ging voran.
>> Ich habe mich schon gefragt, ob den Königinnen die Puste ausgegangen ist!
Es ist echt lange her, dass sie wieder mal eine ihrer legendären Feiern geschmissen haben. <<



Im Haus war einiger Trubel.

Überall waren Leute, die sich unterhielten, lachten und tanzten.

Alkohol floss ebenfalls im Übermaß.

Nicht nur Ciaras legendärer Vorrat (auch an Alkohol) sorgte für diesen maßlosen
Verbrauch. Viele Gäste hatten auch einfach etwas mitgebracht.

In dem Trubel hatte sich die Kerngruppe gespalten.

Liada lieferte sich gerade ein Tanzduell vor einer Konsole mit einer
anderen Schülerin, während Edlyn sich mit einigen Jungen unterhielt.

Lyra war gerade eifrig dabei, einigen etwas auszuschenken.

Fiona und Renna schienen in den Garten mit dem Pool gegangen zu sein.

Dort war auch ein Haufen Leute.

Einige starteten eine Wasserschlacht.

Ciara war noch bei Natasha und erzählte ihr etwas über die Gäste.

>> Der da drüben.
Der ist vielleicht muskulös und machohaft. Aber eine unglaubliche Niete im Bett. <<
meinte sie lachend.
In ihrer rechten hatte sie einen Plastikbecher mit irgendeinem alkoholischen Getränk.

>> Soll ich dir etwas nachschenken, Tasha?
Hey, kann ich dich so nennen? <<
fragte sie mit einem charmanten Lächeln.

Natasha lächelte.

"Na klar!
Sag mal, gibt es hier jemanden, mit dem du noch nicht was hattest?"

Ciara grinste.

>> Ja, nehmen wir 98 Prozent aller Mädchen hier.
Das ist ja schonmal etwas.

Und auch einige Jungen hier sagen mir überhaupt nichts. <<
meinte sie amüsiert, während sie Natasha etwas von dem Alkohol einschenkte.

>> Der Junge da drüben zum Beispiel.
Den hatte ich noch nicht. <<

Sie deutete auf einen großen, gut gebauten blonden Kerl, der
ein unverschämt charmantes Lächeln hatte und gerade mit einigen Jungen sprach.

>> Er heißt Rodar. So ein Keks!

Ich glaube, er hat vor einem Jahr versucht, Renna den Hof zu machen.
Oder war es Edlyn? Oder Lyra? Ach, keine Ahnung.
Er ist abgeblitzt.
Aber bei mir würde er das nicht.
Ihn würde ich auch gerne mal vernaschen.

Oder ich überlasse ihn dir. <<
meinte sie grinsend.