Das Reichenviertel der Stadt

>> Ich könnte dich glatt vernaschen, so süß bist du, wenn
dir etwas peinlich ist. <<
meinte Derdekia lachend.

Leonora wurde rot und blickte sie aufmümpfig an.
Hatte sie Derdekia etwas ins Glas gemischt ohne es zu merken?

Vielleicht... ihre Mutter..

Jetzt wurde es Námo doch ein wenig unheimlich.

Ein wenig verstört sah er Derdekia an.

"Deki...ist alles in Ordnung bei dir?", fragte er
vorsichtig.

Derdekia schwieg kurz.

>> Ich wollte ja noch eine Frage stellen.

Dieses Alkohol. Ist das sowas ähnliches wie Wasser? <<


>> Ich wusste es!!
Du hast mit meiner Mutter Alkohol getrunken! <<
entfuhr es Leonora.

Námo wusste nicht genau, wo er beginnen sollte.

"Also...Alkohol ist so ähnlich wie Wasser in dem Sinne,
dass man beides trinken kann..."

Alkohol! Na, das würde auf einen daran nicht gewöhnten
Organismus wie den Derdekias schon ziemliche Auswirkungen
haben!
Kein Wunder, dass sie sich so ungewöhnlich benahm...

>> Das ist doch toll!

Ich fühle mich so fröhlich danach.
Es ist bestimmt wie warme Milch. <<
freute Derdekia sich.

Genika lächelte amüsiert.

>> Willst du vielleicht etwas essen, Derdekia?
Etwas Salziges? <<
fragte Leonora ganz nebenbei.

>> Nein, nein!
Ich spiele lieber. <<

Námo runzelte die Stirn.

"Gut, neue Regel. Alles bleibt beim Alten,
nur Derdekia muss, wenn sie verliert, statt
der bisherigen Strafe etwas essen."

Hoffentlich verlor sie bald.
So betrunken, wie sie offensichtlich war...

>> Aber ich bin doch nciht dünn. <<
meinte Derdekia verwundert.

Sie sah nicht betrunken aus.

Nur ihre Kommentare waren es. Und ihre Fröhlichkeit.


Leonora setzte sich wieder auf den Stuhl.
Sie würden einfach sehen, wie sich das alles entwickelte.

"Trotzdem ist es nötig. Keine Diskussionen."

Sobald er es ausgesprochen hatte, wusste Námo,
dass es falsch auf anderen wirkte.
Doch das, entschied er, war ihm egal.

Derdekia musterte ihn und lächelte.

>> Du bist ja süß.
Ich wusste nicht, dass du dich so sorgsam kümmerst. <<
meinte sie lobend.

Leonora hob eine Augenbraue.

>> Wie wäre es, wenn wir ein anderes Spiel spielen?
Ich glaube, wir sind kleiderlos genug. <<

Námo zuckte mit den Schultern.

Eigentlich machte es ihm Spaß, aber mit Derdekia
in diesem Zustand...

"Was schlägst du vor?"

>> Hast du ein Brettspiel?
Oder diese lustigen Fragespielchen. <<
schlug Derdekia vor.

>> Du meinst doch nicht etwa Wahrheit oder Plicht? <<
fragte Leo sie.

>> Ja, genau dieses Spiel. <<

Námo seufzte.

Das war irgendwie zu erwarten gewesen.
Wahrheit oder Pflicht war ein Spiel, das
Derdekia eher kannte als Strippoker.

Was nicht bedeutete, dass es wirklich
besser war.

Er hoffte, dass sie bald schlafend umfallen
würde.

>> Du willst es also lernen? <<
fragte Leonora sie.

Derdekia nickte.

>> Können wir uns wieder anziehen? <<
kam es unsicher aus Genikas Ecke.

"Ach", meinte Námo, "jetzt, wo wir uns schon
so umständlich ausgezogen haben..."

Genika und Leonora sahen ihn mit demselben Blick an.
Ein "Ist das dein Ernst?"-Blick.

Derdekia lächelte.

>> Sollen wir die Karten aufräumen? <<

"Gute Idee", stimmte Námo ihr zu.

"Derdekia, ich glaube, dein Schützling versucht
gerade, mich zu ärgern. Könntest du bitte ein
Machtwort sprechen?"

Einen Versuch war es wert.

>> Wieso denn ärgern?
Sie will uns doch nur Platz machen.
Ich.. muss sie beim Wiederaufnehmen von sozialen
Kompetenzen unterstützen.
Ja, das muss ich!

Meine kleine Leo ist so ein liebes Mädchen.
Sie muss sich nur wiederentdecken. <<
meinte Derdekia mit einem verträumten Lächeln
und entschlossenem Blick.

Leonora seufzte und packte die Karten zusammen.
Das konnte nurnoch schlecht enden.

Da konnte Námo Leonora nur zustimmen.

Er half ihr beim Kartenaufräumen.
Zwischendurch beugte er sich zu ihr hinüber und fragte:
"Warum hat deine Mutter Derdekia Alkohol eingeflößt?
Gibt es dafür einen besonderen, logischen Grund, den
ich bisher übersehen habe, oder was?"

>> Nein, sie hat ihr nichts eingeflößt.
Es ist nur ihre Eigenart, Menschen mit Alkohol zu begrüßen.
Sie können ablehnen oder nicht.

Und Derdekia hat wohl nicht gewusst, was Alkohol ist.
Sie muss ja immer so neugierig sein. <<
flüsterte Leonora zurück.

Derdekia hatte sich neben Genika gesetzt.

Námo nickte.

"Allerdings. Es sieht so aus, als könnte man ihr
einfach Fliegenpilzgift geben, solange sie nicht
weiß, was es ist, und man es ihr anbietet..."

Leonora strich sich durch das Haar und sah zu Derdekia.

>> Ich weiß es nicht.
Manchmal würde ich dir sofort zustimmen.
Aber dann ist sie auch manchmal anders. <<
versuchte sie zu erklären.

Derdekia erwiderte ihren Blick, obwohl sie Leonora nicht hörte
und lächelte.

Námo erschauderte, als er das sah.

"Und manchmal ist sie einfach unheimlich."

Leonora lächelte.

>> Du hast wohl vor Frauen Angst, die tiefere
Schichten haben. <<
meinte sie amüsiert.

Derdekia wandte sich derweil Genika zu.
>> Du bist wirklich süß, wenn du schüchtern bist.
Dass bist du oft, nicht wahr? <<
fragte sie.

Genika wurde rot.
>> J-ja.. <<

>> Genau das meine ich. <<

"Nein, ich habe vor Frauen Angst, die gerade zum
ersten Mal in ihrem Leben Alkohol getrunken haben,
nicht einmal wissen, was das ist und deshalb auch
kein Problem damit haben", entgegnete Námo und
musterte Derdekia misstrauisch.

Und ein wenig interessiert. Immerhin war sie fast
ganz ausgezogen.

Und kuschelte so "ausgezogen" mit Genika, die nicht wusste,
was sie tun sollte.

>> Sie wird ja richtig anhänglich. <<
meinte Leonora amüsiert.

So war Derdekia also betrunken.
Aber... so war sie doch auch nüchtern!

Leonora runzelte verwirrt die Stirn.

>> Deki, ich weiß ja nicht...
aber wir haben kaum etwas an.
Ist das nicht etwas... <<
begann Genika unsicher.

>> Ach was! Da ist nichts Schlimmes dabei.
Ich will dir ja nichts antun. <<
meinte Derdekia amüsiert und wuschelte ihr durchs Haar.

Námo schauderte erneut.

Jetzt wusste er, was der Unterschied zwischen
betrunkener Derdekia und normaler Derdekia
war...

Derdekia sah ihn an und seufzte.

>> Irgendetwas stimmt nicht mit mir. <<

Leonora musste lachen.

>> Na, immerhin hat sie es bemerkt! <<

"Endlich", grinste Námo.

"Und ich dachte schon, sie geistert hier ewig
betrunken in der Gegend rum."

>> Ich bin betrunken?! <<

Derdekia blickte erschrocken drein.

>> Wie ist das...
achso. Oh, das ist also Alkohol.

Ich habe mich schon gewundert, wieso es so in meinem Hals brennt. <<
murmelte sie.

Námo seufzte.

"Haben deine Eltern dir nicht beigebracht, dass du
nichts von Fremden annehmen darfst, besonders
dann nicht, wenn du nicht weißt, was es ist?"